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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Zimmermann, Heinrich: Zur Ikonographie des Hauses Habsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0177
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Zur Ikonographie des Hauses Habsburg.

I73

Aus dieser Zeit etwa stammt das erste mir bekannt gewordene Porträt Mariannens (Fig. 2), ein
Stich (147 : 116 mm) von Elias Wideman,1 einem damals in Wien tätigen Kupferstecher, der meist
Porträte, unter anderen auch nach Frans Luycx, stach und leider recht mittelmäßige künstlerische Fähig-
keiten zeigt. Dies ist umsomehr zu bedauern, als die Vorlage jenes Stiches bisher nicht wieder aufge-
funden werden konnte. Es war wohl ein Ölporträt, das um das Jahr 1721 noch vorhanden gewesen
sein muß; denn in diesem Jahre
erschien ein anderer Porträtstich
Mariannens,2 der wohl unzweifel-
haft auf dieselbe Vorlage wie der
Widemans zurückgeht, aber trotz
aller Übereinstimmung keineswegs
eine bloße Kopie nach diesem ist
(Fig. 3). Denn abgesehen von dem
bedeutend größeren Formate (280:
167 mm) und der hinzugefügten
barocken Umrahmung, ist hier
nicht wie bei Wideman der das
Bildnis umgebende ovale Rahmen
in Kniehöhe gerade abgeschnitten
sondern auch nach unten hin voll-
ständig und läßt daher außer der
ganzen Spitze des Schneppenleibes
und den daran ansetzenden Fal-
ten des Rockes im Gegensatze zum
Stiche Widemans die linke Hand
voll sehen, während hier wieder
die rechte Hand vom Bildrande
durchschnitten wird, die Wideman
ganz gibt. Sie hält bei diesem
eine Rose und ihre Stellung ist
nur dann motiviert, wenn man sie
auf einer Stuhllehne oder Tisch-
kante aufgestützt denkt. Jede An-
deutung einer solchen aber fehlt
in Widemans Stiche; sie ist von
ihm offenbar gedankenlos wegge-
lassen worden, während sie in seiner Vorlage vorhanden gewesen sein muß. Diesen Fehler hat der
spätere Stecher, der sich auch sonst als der bessere und gewandtere erweist, dadurch vermieden, daß
er die Hand durch den Bildrand überschneidet. Die beiden gemeinsame Vorlage, die um das Jahr
1721 noch bestand, wird jedoch von Herrgott nicht erwähnt und scheint daher, wenn überhaupt damals
noch vorhanden, auch ihm unbekannt geblieben zu sein. Über ihren Meister lassen sich nach dem
Stiche kaum Vermutungen aufstellen. Allerdings nennen die Hofzahlamtsrechnungen mehrere sonst

Fig. 2. Erzherzogin Marianne.
Stich von Elias Wideman.

' Die Hofzahlamtsbücher, soweit sie auf uns gekommen sind, enthalten keine Eintragungen, die auf die Bezahlung dieses
und des noch zu erwähnenden späteren, von Wideman gestochenen Bildnisses Mariannens bezogen werden könnten. Vermerkt
wird nur zum II. August 1647 die Auszahlung von 3o Gulden an «Eliasen Widman, khupferstechern, wegen des in khupfer
gelegten castri doloris nach tödtlichen hintrith des königlichen prin^en in Hispanien» (Balthasar Carlos) und von weiteren
10 Gulden an «.Hannßen Schuelburger, khupfertruckhern, wegen gedruckter vierhundert exemplar vorgedachten castri
doloris»: Hofzahlamtsbuch 1647, f. 516 und 517'.

2 Conterfetkupfferstich I, Tafel zu S. 80.

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