Kinderbildnisse aus der Sammlung Margaretens von Österreich.
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Exemplar, das heute im kaiserlich österreichischen Besitze ist, dürfte wahrscheinlich weder mit dem
nach Spanien geschickten noch auch mit dem in Margaretens Inventar von 1524 (also nach Maximi-
lians Tode) noch erwähnten identisch sein. Diese Annahme findet darin eine gewisse Stütze, daß sich
eine freie und flüchtige Kopie nach dem Wiener Bildchen noch erhalten hat: es sind zwei oben abge-
rundete kleine Gemälde, die sich, worauf mich Max Dvofäk freundlichst aufmerksam machte, bis vor
Kurzem in der Chigischen Samm-
lung in Rom befanden (Fig. 1 und
2).1 Stellung und Kostüm stimmen
in allem Wesentlichen überein, nur
die Züge haben durch die flüchtige
Ausführung jeden Charakter und
wohl auch jede Porträtähnlichkeit
verloren. Die Wappen und Länder
befinden sich hier nicht auf den
Rahmen sondern sie sind auf dem
Hintergrunde selbst aufgemalt. Es
sind dieselben Länder, nur ist auf
dem Bildnisse Margaretens Ant-
werpen («Le saint empire») durch
Zutphen (Zutphania) ersetzt. Uber
den Köpfen der Dargestellten sieht
man hier die folgenden Inschriften:
«Phs dei grä archidux austr... dux
[b]urg[undiae] etc.» und «Marga-
reta filia regis Romanorum.» Da
hier Philipp schon als Herzog von
Burgund bezeichnet wird, so muß
wohl die Entstehung dieser Bild-
chen, die eine viel schwächere Hand
zeigen als die Wiener, schon nach
der Erbschaftserklärung im Som-
mer 1494 fallen.
Das zweite Stück der kaiser-
lichen Sammlung, das uns an einen
Bestandteil der Sammlung Marga-
retens von Österreich erinnert, ist
ein dreiteiliges Bild mit den Por-
räten der drei ältesten Kinder
Philipps des Schönen (Taf. XXXVII). Die einzelnen Tafeln enthalten je ein Brustbild, sind oben ab-
gerundet und zeigen in dieser Rundung je ein gemaltes Wappen. Links sehen wir die Erzherzogin
Leonore (geb. am 15. November 1498), die spätere Königin von Portugal und von Frankreich, nach
dem Wortlaute der Inschrift im Alter von vier Jahren («Madame leonora en laige de IUI ans»), in der
Mitte Karl V. (geb. am 25. Februar 1500) mit dem goldenen Vlies, das er schon am 11. Jänner 1501
erhalten hat, im Alter von zweieinhalb Jahren («Duc Charles en laige de deux ans et demi») und rechts
Fig. 2. Bildnis der Erzherzogin Margarete.
Aus der Sammlung Chigi in Rom.
1 Sie waren nach einer gütigen Mitteilung Hermann Julius Hermanns auf der Ausstellung der französischen Primitiven
in Paris 1904 zu sehen (damals im Besitze von Mr. Agnew in London).
XXV. 3i
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Exemplar, das heute im kaiserlich österreichischen Besitze ist, dürfte wahrscheinlich weder mit dem
nach Spanien geschickten noch auch mit dem in Margaretens Inventar von 1524 (also nach Maximi-
lians Tode) noch erwähnten identisch sein. Diese Annahme findet darin eine gewisse Stütze, daß sich
eine freie und flüchtige Kopie nach dem Wiener Bildchen noch erhalten hat: es sind zwei oben abge-
rundete kleine Gemälde, die sich, worauf mich Max Dvofäk freundlichst aufmerksam machte, bis vor
Kurzem in der Chigischen Samm-
lung in Rom befanden (Fig. 1 und
2).1 Stellung und Kostüm stimmen
in allem Wesentlichen überein, nur
die Züge haben durch die flüchtige
Ausführung jeden Charakter und
wohl auch jede Porträtähnlichkeit
verloren. Die Wappen und Länder
befinden sich hier nicht auf den
Rahmen sondern sie sind auf dem
Hintergrunde selbst aufgemalt. Es
sind dieselben Länder, nur ist auf
dem Bildnisse Margaretens Ant-
werpen («Le saint empire») durch
Zutphen (Zutphania) ersetzt. Uber
den Köpfen der Dargestellten sieht
man hier die folgenden Inschriften:
«Phs dei grä archidux austr... dux
[b]urg[undiae] etc.» und «Marga-
reta filia regis Romanorum.» Da
hier Philipp schon als Herzog von
Burgund bezeichnet wird, so muß
wohl die Entstehung dieser Bild-
chen, die eine viel schwächere Hand
zeigen als die Wiener, schon nach
der Erbschaftserklärung im Som-
mer 1494 fallen.
Das zweite Stück der kaiser-
lichen Sammlung, das uns an einen
Bestandteil der Sammlung Marga-
retens von Österreich erinnert, ist
ein dreiteiliges Bild mit den Por-
räten der drei ältesten Kinder
Philipps des Schönen (Taf. XXXVII). Die einzelnen Tafeln enthalten je ein Brustbild, sind oben ab-
gerundet und zeigen in dieser Rundung je ein gemaltes Wappen. Links sehen wir die Erzherzogin
Leonore (geb. am 15. November 1498), die spätere Königin von Portugal und von Frankreich, nach
dem Wortlaute der Inschrift im Alter von vier Jahren («Madame leonora en laige de IUI ans»), in der
Mitte Karl V. (geb. am 25. Februar 1500) mit dem goldenen Vlies, das er schon am 11. Jänner 1501
erhalten hat, im Alter von zweieinhalb Jahren («Duc Charles en laige de deux ans et demi») und rechts
Fig. 2. Bildnis der Erzherzogin Margarete.
Aus der Sammlung Chigi in Rom.
1 Sie waren nach einer gütigen Mitteilung Hermann Julius Hermanns auf der Ausstellung der französischen Primitiven
in Paris 1904 zu sehen (damals im Besitze von Mr. Agnew in London).
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