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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Dodgson, Campbell: Eine Gruppe von Holzschnittporträten Karls V. um die Zeit der Kaiserwahl
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0247
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Eine Gruppe von Holzschnittporträten Karls V. um die Zeit der Kaiserwahl.

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wie nachfolgt.

der Unterschrift von Nr. 2 hindeutet. Sowohl diese Unterschrift selbst, als auch diejenige des Porträts
von 1518 sind ferner mit den Typen der Augsburger Drucker Grimm und Wirsung gedruckt. Als Zeich-
ner käme also vor allen in Betracht
der von dieser Offizin bevorzugte
Illustrator Hans Weiditz, der soge-
nannte Petrarcameister, dessen Per-
sönlichkeit als Künstler, wenn noch
nicht als Mensch, seit der glück-
lichen Identifizierung Heinrich
Röttingers,1 in immer vollerem
Lichte hervorgetreten ist. Diese
Vermutung wird auch durch man-
che Details der architektonischen
Umrahmung unterstützt. Vor allem
sind die Kinder, die auf den Basen
der Säulen stehen, mit dem Kin-
deralphabet von Hans Weiditz
(Rott. 3g) zu vergleichen.2 Für die
Säulen selbst und besonders für
die an den Sockeln darunter ange-
brachten antikisierenden Reliefs ist
der in den Mitteilungen der Gesell-
schaft für vervielfältigende Kunst,
1905, S. 67, verkleinert abgebildete
Triumphbogen mit den vier Evan-
gelisten zu vergleichen; ich darf
hier den schon dort gegebenen
Hinweis auf den Trostspiegel II,
Bl. 176, wiederholen. Auch die
winzigen Punkte, mit denen die
Gesichtszüge der berittenen Kinder
links und des Männleins auf dem
Barett des Kaisers angedeutet sind,
sind für Weiditz typisch.

Wenn aber dieser die Ein-
fassung erfand, so muß er auch das
Porträt selbst mit auf den Holz-

ditz nie ein Porträt nach dem Leben

gezeichnet habe. Wie er das Nürnberger Originalporträt Maximilians I. von 1518 nach Dürer (B. 154)
fast Strich für Strich im folgenden Jahre wiederholte und der getreuen Kopie (B. 153) eine etwas
üppig ornamentierte Umrahmung in seinem eigenen, unverkennbaren Geschmack hinzufügte, 3 so hat
er hier das Original, sei es Zeichnung oder Holzschnitt gewesen, eines fremden, ihm selbst überlegenen

1 Hans Weiditz, der Petrarcameister: Heft 50 der Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Straßburg (Heitz) 1904.

2 Eine gute photomechanische Reproduktion des seltenen und eben darum mehr berühmten als bekannten Originales
ist leider noch nicht vorhanden. Der Lichtdruck in Wesselys Ornament und Kunstindustrie, Berlin 1877, ist zu sehr verkleinert.

3 Vgl. Dodgson, Catalogue of Early German and Flemish Woodents in The British Museum, 1903, I, 335.
XXV. 32
 
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