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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 36.1923-1925

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Baldass, Ludwig: Sittenbild und Stillleben im Rahmen des niederländischen Romanismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6171#0051
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Sittenbild und Stilleben im Rahmen des niederländischen Romanismus.

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neuen, immer stärker werdenden Einflusses der Kunst des Frans Floris und des damit verbundenen
Dranges zum Idealisieren das Stilleben zurücktritt. Erst in den Spätwerken Aertszens findet es wieder
reiche Verwendung und überwuchert dann oft den ganzen Vordergrund — die Gemüsehändlerin
der Sammlung Spruyt>Queveauvillers in Antwerpen von 1567 (Abb. 38) und die Behandlung
eines ähnlichen Gegenstandes von 1569 beim Grafen Hallweyl in Stockholm sind die besten
Beispiele. Der Mensch ist dem Stilleben nicht vollkommen untergeordnet wie auf der Fleischer*
bude von 1551 in Upsala (Abb. 11), aber er spielt die zweite Rolle. In seiner lebhaften Bewegung

Abb. 37. Marten van Cleve, Ein Raufhandel.

Wien, Kunsthistorisches Museum.

steht er in starkem Gegensatz zu den toten Dingen. Diesen Dualismus überbrückt erst Joachim
Bueckelaer. Er faßt auch den Menschen stillebenartig auf, verzichtet auf die starke Bewegung
Aertszenscher Figuren und auf ihr psychisches Sonderleben, er zerbricht die Macht des
Gegenständlichen und hebt Formen* und Farbwerte als das für jede stillebenartige Kunst
einzig Wesentliche heraus.

So kehren wir zu unserem Ausgangspunkte, dem geschlachteten Schweine von Joachim
Bueckelaer (Abb. 1) und dem geschlachteten Ochsen von Marten van Cleve (Taf. II) zurück. In der
Entwicklung Bueckelaers spielt das Kölner Bild dieselbe Rolle wie die Fleischbude von 1551 in der
Aertszens. Es wird der Versuch gemacht, einmal das Verhältnis umzukehren, den toten Gegenstand in

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