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J. Szombathy Neue diluviale Funde von Lautsch in Mähren
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Funde photographieren zu lassen und mit einem übersicht-
lichen Berichte zu veröffentlichen.
„Durch diese Funde reihen sich die Höhlen von Lautsch
den berühmtesten nicht nur in Mähren, sondern in ganz
Mitteleuropa an. Wenn es gelänge, die drei nun bekannten
Eingänge in die Felsenhöhlen des Tfesin bei Lautsch zu
vereinigen und die Höhlen der oberen Etage (zu welcher
wahrscheinlich die Bockova dira führt) mit den Höhlen
der unteren Etage (in welcher sich sicher auch die großen
Seen und Wasserreservoirs vorfinden, welche den durch-
strömenden Felsenbach — Tresfnbach —, der auf der
N-Seite des Tfesin zum Vorschein kommt, mit Wasser
versehen und seine gleichmäßige Stärke regulieren, und
zu welchem die Podkova und die neu entdeckte Liechten-
steinhöhle führen) in Verbindung zu bringen, dann wären
die Tropfsteinhöhlen von Lautsch auch in dieser Hinsicht
zu den großartigsten in ganz Europa zu rechnen.
„Durch die Funde ist sichergestellt, daß der diluviale
Mensch alle drei bis jetzt bekannten Höhlen bei Lautsch
bewohnt hat. Von der Bockova dlra ist es durch die
Forschungen Szombathy’s, von der neu entdeckten, durch
Dr. Smycka als Liechtensteinhöhle bezeichneten, ist es
durch MaSka bewiesen worden und von der Podkova ist
es auch sichergestellt durch die diluvialen Funde, welche
sich im Museum zu Aussee befinden und demnächst be-
stimmt werden.
„Es bleibt nun zu bestimmen, ob die diluvialen Funde
aus einem und demselben Horizonte oder aus verschiedenen
Stufen des Diluviums stammen. Die neuesten Funde
sprechen dafür, daß der Mensch hier in der Renntierzeit
gelebt hat, weil keine Reste vom Mammut gefunden
worden sind. Hingegen sollen in der Bockova dfra auch
Funde aus der Mammutzeit entdeckt worden sein.“
Auf Wunsch der Z. K. begab ich mich in
Gesellschaft des Konservators Smycka am 25. August
zur Besichtigung der neuen Fundstelle
nach Lautsch. Die Planskizze Abb. 3
gibt die von Dr. Smycka ganz richtig
angegebene Lage der Fundstelle im
Verhältnisse zur „Fürst Johanns-Höhle
(Bockova dira)“ nach meinen Über-
sichtsauf nahmen.
Mein Befund ist folgender: An der neuen
Fundstelle ist das Erdmaterial, in welchem die
diluvialen Reste geborgen waren, vollständig ab-
geräumt. Die von Smycka näher angegebene
Fundstelle der menschlichen Knochen lag bei p.
Nach Aussage der Arbeiter wurden bei der Fort-
setzung der Grabungen auf einem bis zu 7 m west-
lich von p (etwa bis q) sich erstreckenden Raume
im gleichen Niveau mit den Menschenresten die teils
von der fürstlichen Forstverwaltung autbewahrten,
teils von Privatsammlern enttragenen diluvialen
Tierknochen gefunden.
Dieser mit Erde ausgefüllt gewesene Raum
zwischen p und q ist von O nach W 10 bis 12 m
lang und 6 m breit. Gegen N ist er von der noch
nicht abgebrochenen Felswand begrenzt, von SO
her ist er frei zugänglich und gegen SW ist er
wieder von einer Felswand, die jedoch bereits
größtenteils abgetragen ist, begrenzt. Es scheint
also eine kleine, während der Diluvialzeit von
SO her zugänglich gewesene Höhle gewesen zu
sein, die keine weiteren Verzweigungen hatte, in
deren obersten Erdschichten Menschen- und Tier-
reste begraben wurden und die später so voll-
ständig verstürzte, daß sie jetzt bei ihrer Wieder-
eröffnung gar nicht mehr als Höhlung in die Er-
scheinung trat.
An der SW-Wand bei r ist die Stelle, welche
Dir. Maska für einen diluvialen Feuerherd erklärte.
Der noch vorhandene Rest der Felswand ist an
dieser Stelle im großen und ganzen senkrecht
und durch uralte Erosionen ausgekolkt, so daß er
verschiedene kleine unregelmäßige Nischen bildet.
Die Oberfläche des Kalkgesteines zeigt eine un
Fig. 3 Planskizze der Fundstellen paläolithischer Menschen-
reste bei Lautsch. Maßstab 1 : 1250. D Fundstelle vom J.1881,
p Fundstelle vom J. 1904, r schwarz gefärbte Felswände,
q Schacht zur Aufsuchung einer tieferen Höhlenetage
J. Szombathy Neue diluviale Funde von Lautsch in Mähren
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Funde photographieren zu lassen und mit einem übersicht-
lichen Berichte zu veröffentlichen.
„Durch diese Funde reihen sich die Höhlen von Lautsch
den berühmtesten nicht nur in Mähren, sondern in ganz
Mitteleuropa an. Wenn es gelänge, die drei nun bekannten
Eingänge in die Felsenhöhlen des Tfesin bei Lautsch zu
vereinigen und die Höhlen der oberen Etage (zu welcher
wahrscheinlich die Bockova dira führt) mit den Höhlen
der unteren Etage (in welcher sich sicher auch die großen
Seen und Wasserreservoirs vorfinden, welche den durch-
strömenden Felsenbach — Tresfnbach —, der auf der
N-Seite des Tfesin zum Vorschein kommt, mit Wasser
versehen und seine gleichmäßige Stärke regulieren, und
zu welchem die Podkova und die neu entdeckte Liechten-
steinhöhle führen) in Verbindung zu bringen, dann wären
die Tropfsteinhöhlen von Lautsch auch in dieser Hinsicht
zu den großartigsten in ganz Europa zu rechnen.
„Durch die Funde ist sichergestellt, daß der diluviale
Mensch alle drei bis jetzt bekannten Höhlen bei Lautsch
bewohnt hat. Von der Bockova dlra ist es durch die
Forschungen Szombathy’s, von der neu entdeckten, durch
Dr. Smycka als Liechtensteinhöhle bezeichneten, ist es
durch MaSka bewiesen worden und von der Podkova ist
es auch sichergestellt durch die diluvialen Funde, welche
sich im Museum zu Aussee befinden und demnächst be-
stimmt werden.
„Es bleibt nun zu bestimmen, ob die diluvialen Funde
aus einem und demselben Horizonte oder aus verschiedenen
Stufen des Diluviums stammen. Die neuesten Funde
sprechen dafür, daß der Mensch hier in der Renntierzeit
gelebt hat, weil keine Reste vom Mammut gefunden
worden sind. Hingegen sollen in der Bockova dfra auch
Funde aus der Mammutzeit entdeckt worden sein.“
Auf Wunsch der Z. K. begab ich mich in
Gesellschaft des Konservators Smycka am 25. August
zur Besichtigung der neuen Fundstelle
nach Lautsch. Die Planskizze Abb. 3
gibt die von Dr. Smycka ganz richtig
angegebene Lage der Fundstelle im
Verhältnisse zur „Fürst Johanns-Höhle
(Bockova dira)“ nach meinen Über-
sichtsauf nahmen.
Mein Befund ist folgender: An der neuen
Fundstelle ist das Erdmaterial, in welchem die
diluvialen Reste geborgen waren, vollständig ab-
geräumt. Die von Smycka näher angegebene
Fundstelle der menschlichen Knochen lag bei p.
Nach Aussage der Arbeiter wurden bei der Fort-
setzung der Grabungen auf einem bis zu 7 m west-
lich von p (etwa bis q) sich erstreckenden Raume
im gleichen Niveau mit den Menschenresten die teils
von der fürstlichen Forstverwaltung autbewahrten,
teils von Privatsammlern enttragenen diluvialen
Tierknochen gefunden.
Dieser mit Erde ausgefüllt gewesene Raum
zwischen p und q ist von O nach W 10 bis 12 m
lang und 6 m breit. Gegen N ist er von der noch
nicht abgebrochenen Felswand begrenzt, von SO
her ist er frei zugänglich und gegen SW ist er
wieder von einer Felswand, die jedoch bereits
größtenteils abgetragen ist, begrenzt. Es scheint
also eine kleine, während der Diluvialzeit von
SO her zugänglich gewesene Höhle gewesen zu
sein, die keine weiteren Verzweigungen hatte, in
deren obersten Erdschichten Menschen- und Tier-
reste begraben wurden und die später so voll-
ständig verstürzte, daß sie jetzt bei ihrer Wieder-
eröffnung gar nicht mehr als Höhlung in die Er-
scheinung trat.
An der SW-Wand bei r ist die Stelle, welche
Dir. Maska für einen diluvialen Feuerherd erklärte.
Der noch vorhandene Rest der Felswand ist an
dieser Stelle im großen und ganzen senkrecht
und durch uralte Erosionen ausgekolkt, so daß er
verschiedene kleine unregelmäßige Nischen bildet.
Die Oberfläche des Kalkgesteines zeigt eine un
Fig. 3 Planskizze der Fundstellen paläolithischer Menschen-
reste bei Lautsch. Maßstab 1 : 1250. D Fundstelle vom J.1881,
p Fundstelle vom J. 1904, r schwarz gefärbte Felswände,
q Schacht zur Aufsuchung einer tieferen Höhlenetage