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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — N.F. 2.1904

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Nr. 1
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Kaindl, Raimund Friedrich: Prähistorisches aus der Bukowina: (neue Forschungen in Szipenitz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29296#0017

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R. F. Kaindl Prähistorisches aus der Bukowina

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19

tonroten Färbung belassenen Fläche bedeckt (vgl.
Fig. 5—7), in einzelnen Fällen wohl auch der
Zeichnung eine die Malfläche deckende braune

Fig. 6 Randstück einer großen Schüssel;
Malerei wie bei Fig. 5

Fig. 7 Malerei von einem großen Vorratsgefäß
(vgl. Jahrbuch I Fig. 95 und 96); schwarz und rot auf dem
natürlichen tonroten Untergrund

Fladerung unterlegt ist (Fig. 8), sind diese Scherben
völlig von der Malerei gedeckt. Bei dieser Malerei
kommt weiße und grauliche Farbe neben braun-
roter zur reichlichen Anwendung. Die größere
Dichte der Malerei wird dadurch erzielt, daß die
Leitlinien des Ornamentes von mehreren parallel
verlaufenden dünneren Linien begleitet werden;
auch werden die zwischen den Leitlinien entstehen-
den Flächen durch parallele gerade Linien ausge-
füllt. Überhaupt kommt bei dieser Malerei die ge-
rade Linie und das geometrische Ornament etwas
mehr zur Geltung als bei der bisher beobachteten.
Alle Scherben dieser Art rühren aus derselben
Grube auf der Baleczinka her, die mehr gegen
deren südlichen Rand aufgeworfen wurde. Sie ge-
hören teils kleineren topf- und vasenförmigen Ge-
fäßen an, teils dürften sie große Vorratsgefäße
gebildet haben, wie sie auf dieser prähistorischen

Fundstätte häufig beobachtet werden. Diese dicken,
starken Scherben sind zumeist aus sehr schlecht
zubereitetem, mit groben Körnern durchmengtem
Ton gearbeitet, wie er an den Gefäßen hier sonst
nicht beobachtet wurde; um so auffallender ist die
reiche Bemalung. Aus allen diesen Scherben konnte
nur ein Gefäß so weit zusammengestellt werden,
daß seine Form völlig sicher zu erkennen ist.
Dasselbe ist Fig'. 9 abgebildet und weist eine Ge-

Fig. 8 Scherbe von einem großen Gefäß;
schwarze Malerei auf braun gefladertem Grund

stalt auf, wie sie bisher hier nicht beobachtet
wurde; auch ist beachtenswert, daß die henkel-
artigen Ansätze tief unten (am Bauch) angesetzt
und von oben nach unten durchbohrt sind.1) In-
dessen ist der Formreichtum der Tongefäße dieser
Ansiedlung überhaupt ein so bedeutender, daß
fast jede Grabung neues zutage fördert. Eine
Anzahl interessanter Scherben aus diesem Funde
sind Fig. 10—13 abgebildet. Bemerkenswert ist
noch das in der Fig. 14 dargestellte Stück, offen-
bar der Griff (Stiel) eines Gefäßes (Pfanne). Ferner
hat Herr v. Kostin dem Museum zwei flache Ton-
kugeln (wie Jahrbuch I Fig. 120) überlassen; eine
von ihnen ist unvollständig durchbohrt. Dieser Um-
stand erregt den Gedanken, daß diese Gebilde
nicht unbedingt als Webstuhlgewichte oder der-
gleichen gedient haben müssen; vielmehr dürften
sie auch als Unterlagen oder Stützen der oft mit
sehr schmalem Boden versehenen Gefäße gebraucht
worden sein. Drei oder vier derartige abgeplattete
Kugeln um einen Topf gelegt, verhindern wirksam
dessen Umkippen, zumal am Herdfeuer, wo in den

x) Vgl. jetzt im Nachtrag Fig. 44.
 
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