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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — N.F. 2.1904

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Nr. 1
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Kaindl, Raimund Friedrich: Prähistorisches aus der Bukowina: (neue Forschungen in Szipenitz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29296#0019

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R. F. Kaindi. Prähistorisches aus der Bukowina

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zu nennen, die aus dem spitz zulaufenden Ellen-
knochen eines Tieres angefertig't erscheint; ferner
ein größerer Splitter von einem Hirschhorngeweih
sowie das Wurzelstück eines solchen Geweihes
mit deutlichen Spuren von Schnitten, die von einem
scharfen Werkzeuge herrühren. Alle diese Objekte
sind im Inventar unter Nr. I/558—572 eingetragen.

Fig. 18 Knochenahle, 10 cm lang

Die kleine Sammlung des Herrn von Kostin
besteht aus einigen kleinen Schüsselchen und Töpf-
chen, darunter auch völlig unbeschädigten Exem-
plaren, ferner einigen Doppelg*efäßen, mehreren

Fig. 19 Tongefäß; 11 cm hoch

flachen durchbohrten Tonkugeln und einigen
anderen Kleinfunden. Fast alle Formen dieser
Objekte finden sich in der im Jahre 1902 dem
Landesmuseum einverleibten und im ersten Be-
richte beschriebenen Sammlung. Nur einige ver-
dienen besonders erwähnt zu werden. Das eine von
ihnen ist ein vasenförmiges Gefäß, 14 cm im
größten Durchmesser, 11 cm hoch. Seine aus Fig. 19

Fig. 20 Deckel (?) von einem Gefäß; 8 cm hoch

ersichtliche Form kommt unter den bisher be-
schriebenen nicht vor. Besonders merkwürdig* ist
das zweite Stück (Fig. 20); es hat die Gestalt eines
Kelches oder einer Glocke mit weit ausgezogenen

Tongefäß; Fig. 22 Doppelgestell;

10 cm hoch 17 cm hoch, 29 cm lang

Rändern (größter Durchmesser 10*5 cm, Höhe 8 cm).
Der Ton, aus dem es gefertigt wurde, ist überaus
sorgfältig zubereitet. Der geringe Hohlraum läßt
es zweifelhaft erscheinen, daß man es mit einem
Trinkgefäße zu tun hat; auch hat es unstreitig*
nicht die genügende Stand-
festigkeit, welche man von
einem solchen voraussetzt.

Vielleicht haben wir es mit
einem Deckel für eine Urne
oder einen Topf mit schmaler
Öffnung zu tun. Von einigem
Interesse ist auch Fig. 21,
das in seiner Gestalt am
meisten jenen großen Szipe-
nitzer Gefäßen mit sehr brei-
tem Bauch und schmaler Öff-
nung ähnelt, wie sie schon
im ersten Berichte (Fig. 95)
beschrieben worden sind; es
ist aber nur 10 cm hoch und
hat einen größten Durch-
messer von 12 cm. Von den
Doppelgestellen und Bruch-
stücken solcher, welche Herr
v. Kostin besitzt, ist eines
Fig*. 22 abgebildet; es ist
interessant wegen der hoch-
g*eschwungenen oberen Ver-
bindung und der nur teilwei-
sen Durchbohrung des unte-
ren Steges. Von hohem Inter-
esse ist das 2 dm hohe weib-
liche Tonidol, welches Fig. 23
abg'ebildet ist. Es ist meines
Wissens das g*rößte und zu-
gleich am besten erhaltene
Objekt dieser Art aus Szipe-

Fig. 23 Tonidol aus
Szipenitz, 20 cm hoch.
Die Linie bei aa zeigt
die Bruchfläche an.
Die anderen Quer-
linien sind wenig ver-
tiefte Einschnitte, die
offenbar Halsschmuck
und Gürtel bezeichnen
sollen. Sämtliche sechs
Löcher im Kopf, an
den Achseln und Hüf-
ten sind völlig durch-
bohrt.
 
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