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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — N.F. 2.1904

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Bayer, Josef: Das prähistorische Gräberfeld bei Statzendorf (N.- Ö.): (Grabungen in den Jahren 1903/04)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29296#0038

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J. Bayer Das prähistorische Gräberfeld in Statzendorf (N.-Ö.)

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förmiger Schneide (Fig. 71). Diese Eisenmesser sind
auf unserem Gräberfeld so häufig, daß nur wenige

Fig. 71 Eisenmesser, 11 *5 cm lang, Schneide oben

Gräber dieser Beigabe entbehren. Meistens neben
Tierknochen oder auf einer Schüssel liegend, be-
zeugen sie die Pietät jenes Volkes, das dem Toten
zur Speise sein Messer mitgab. Daß neben dem
charakteristischen Eisenmesser auch noch Bronze-
messer verwendet wurden, bezeugt eine im Grabe
92 gefundene Messerspitze aus Bronze.

Nähnadeln aus Bronze sind oben etwas flach-
gehämmert und abgerundet und mit einem Öhr
versehen (Fig. 63/). Pferdetrensen fehlen auch
auf diesem Gräberfelde nicht. Dann gibt es eine
große Anzahl tönerner Spinnwirtel in allen
Größen mit den verschiedensten willkürlichen
Ornamenten, Punkten und Linien. Einer aus dem
Grabe 102 ist in drei gleichen Abständen mit
je drei Bronzeknöpfen besetzt.

Einige zeigen hübsche Nachbildungen der halb-
kreisförmigen Urnenornamente, wie wir sie im
folgenden als charakteristisch für einen Gefäßtypus
sehen werden.

Einige Wetz- und Poliersteine zeig'en stark
abgenutzte Flächen; auf einem durchlochten, schön
geglätteten Stück sind Eisenspuren zu bemerken

Fig. 72 Wetzstein aus Grab 49, 12 cm lang, an den
Enden 2 cm breit

(Fig. 72). Die Wetzsteine sind gewöhnlich aus
Sandstein, oben und unten etwas breiter. In
einem Grab fand sich eine Menge von verschie-
denen Steinchen, Steinscheibchen (letztere viel-
leicht als Zier aufgepickt), ferner eine Teich-
muschel, fünf Spinnwirtel und eine Anzahl
von Harzklumpen, eine befremdende Grabaus-
stattung. Der Umstand, daß häufig Bronzeschlacken
gefunden wurden, scheint mir die Annahme zu

rechtfertigen, daß einzelne Bronzen im Lande ihre
Entstehung fanden.

Eine große Anzahl von massiven, glatten
Bronzeringteilen gibt uns vielleicht die Form an,
unter der die Bronzen hier in den Handel kamen.

Die Zahl der durchweg tönernen Gefäße
beläuft sich auf etwa 500. Sie sind aus mehr oder
weniger grobem Ton mit starker Graphit- und
Glimmerbeimengung. Meistens sehr gut gebrannt,
zeigen sie mit wenig Ausnahmen eine kleine Boden-
fläche, was ihnen eine elegante Form verleiht.

Fig. 73 Urne aus Grab 45 (35 cm hoch, Durchmesser am
Boden 11 cm, Bauch 45 cm, oberen Rand 21 cm)

Die große Urne mit dem hohen, konischen
Hals und dem breiten Rand erinnert sehr an Ge-
meinlebarn und andere niederösterreichische Fund-
stätten, insbesondere in der übereinstimmenden
Ornamentik der hängenden konzentrischen Halb-
kreise am Bauche. Sehr häufig ist ein Zickzack-
ornament aus fünf parallelen Strichen gebildet
(Fig- 73)-

Bisweilen sind die Winkel einer Seite dicht
mit parallelen Strichen gefüllt, so daß aneinander
gereihte, schraffierte Spitzen erscheinen. Das für
Statzendorf charakteristische Gefäß ist ein bis
25 cm hoher gehenkelter Topf mit ungefähr dem-
selben Durchmesser. Er zeigt gewöhnlich 5—7 hän-
gende konzentrische Halbkreise, mit 3—4 inneren
 
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