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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — N.F. 2.1904

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Bayer, Josef: Das prähistorische Gräberfeld bei Statzendorf (N.- Ö.): (Grabungen in den Jahren 1903/04)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29296#0039

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J. Bayer Das prähistorische Gräberfeld in Statzendorf (N.-Ö.)

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Halbkreisen, die mit dem Fingernagel aus der
Masse herausgearbeitet wurden. Die Mitte der
Halbkreise füllt eine Anzahl von warzenähnlichen
Ansätzen aus, ebenso die Räume zwischen den
Halbkreisen bis zur größten Bauchweite (Fig. 74).

Fig. 74 b Tonurne aus Grab 49 (15 cm hock größter
Durchmesser 18 cm)

Diese Höcker sind mit Daumen- und Zeigefinger-
spitze aus dem Ton gedrückt, in dem man die
Spuren der Töpferhand noch deutlich sieht. Die
Ornamentierung der einzelnen Urnen weist bei
diesem Grundornament verschiedene Variationen
auf; oft sind die Zwischenräume leer und die
Halbkreise vereinzelt gesetzt, wie es der Töpfer-
laune beliebte. Wenn sich auch anderwärts Ana-
logien für dieses Gefäß finden lassen, so ist doch
dieser Typus nirgends so allgemein verbreitet wie
hier. Es ist ein Stück lokaler Keramik, das uns
diese Gefäße darbieten; sie fehlten nur in wenigen
Gräbern. In einem Kindergrab fand sich ein

Fig. 75 Tongefäß aus Grab 99 (Höhe 6 cm,
Durchmesser 5 cm)

Miniaturgefäß derselben Art, 6 cm hoch, nur bilden
die parallel laufenden Linien unten Winkel statt
des Kreisbogens (Fig. 75).

Die Stelle der großen Urnen mit konischem
Hals füllen häufig in den Gräbern Statzendorfs

1) Vgl. Szombathy in den Mitt. der prähistor. Kom-
mission I 82, Fig. 6.

mittelgroße Urnen aus. Sie zeigen große Mannig-
faltigkeit in den Formen; der konische Hals wird
mehr oder weniger kürzer, der breite, umgelegte
Rand schwindet, die Öffnung wird kleiner. Oft
enthalten die Vertiefungen des Ornamentes weiße
Farbmasse (wie Fig. 76) mit einem aus Punkten
gebildeten Ornament.

Fig. 76 Tonurne aus Grab 38 (Höhe 19 cm,
Durchmesser 20 cm)

Die sogenannten Bombenurnen kommen auch
häufig in roter und schwarzer Bemalung vor.
Fig. 90 ist eine bemalte Brandurne, die rot-
schwarzen Zickzackbänder bilden, sich kreuzend,
rote Felder, während der Bodenteil der Urne
schwarz graphitiert ist. Ebenso ist stets der schmale
gerade Rand schwarz bemalt. Diese Bemalung
trifft man mit Mäanderfig'uren und anderer Orna-
mentik auch auf kleinen Kännchen mit Ausguß-
rohr. Oft ist die leicht gewellte Oberfläche von
schwarzen und roten Bändern, die sich von unten
nach oben ziehen, abwechselnd verziert (Fig. 77).

Fig. 77 Kännchen aus Grab 12 (8-5 cm hoch, 8 cm Durch-
messer), schwarz und rot bemalt

Eine Bombenurne mit feiner, schwarzer Ober-
fläche zeigt einen Miniaturhenkel, der so schwach
ist, daß seine Benützung ausgeschlossen gewesen
sein muß (Fig. 78).
 
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