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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — N.F. 2.1904

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Bayer, Josef: Das prähistorische Gräberfeld bei Statzendorf (N.- Ö.): (Grabungen in den Jahren 1903/04)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29296#0042

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J. Bayer Das prähistorische Gräberfeld in Statzendorf (N.-Ö.)

Fig. 87 Tongefäß aus Grab 102 (1cm hoch;

Durchmesser des Bodens 6 cm)

ist, so dankten wir der Auffindung* eines im fol-
genden beschriebenen Gefäßes einen wertvollen
Einblick in das leider bisher so wenig* erhellte
Völkerbild unseres Vaterlandes in vorgeschicht-
licher Zeit; so mag es immerhin als ein deutlicher
Beweis eines regen Handelsverkehres und Ge-
dankenaustausches des Südens mit dem Norden unser
Interesse beanspruchen. Ein dreiarmiges Gefäß
aus dem Brandgrab 102 verbreitert sich auf

Fig. 88 Glasperle nächst den Gräbern 36 und 57
gefunden, n. Gr.; dunkelblau mit gelben Verzierungen

einem Fuß zu drei in gleichen Abständen an-
geordneten zierlichen Näpfchen mit schmalen
Rändern. Es war aus irgendeinem Grunde um-
gestürzt in das Grab gestellt worden, die Innen-
räume waren daher frei von Erde.

Fig. 89 ab c Ionspinnwirtel aus verschiedenen Gräbern,
7a n. Gr.

Fig. 91 Bronzefibel aus einem Grab bei Statzendorf, n. Gr.

Fig. 90 Tonurne aus Grab 70, rot und schwarz
bemalt, n. Gr.

Man wird es als Opferg'efäß ansehen dürfen;
gegen den Gebrauch als Lampe spricht der sorg*-
fältig gearbeitete Rand, der wahrscheinlich in
letzterem Falle auch Brandspuren aufweisen würde.
In Muchs prähistorischem Atlas Taf. LV ist ein
ähnliches, nur etwas größeres Gefäß aus Waatsch
in Krain abgebildet. Ob nun unser Stück ein-
geführt oder ob es ein Produkt einheimischer
Töpferkunst ist, jedenfalls ist dieser Fund geeignet,
den kulturspendenden Einfluß des Südens auf den
Norden ins rechte Licht zu setzen. Es zeigt sich
hier in kleinem Maße der Begann jenes großen
weltgeschichtlichen Prozesses, der mit der Ver-
legung des Kulturschwerpunktes aus den südlichen
Küstenländern in das europäische Zentrum seinen
Abschluß fand. Der internationale Handelsverkehr
verwischt schon für jene vorgeschichtliche Zeit
die Grenzen der Völker, und in den mit lokalem
Anstrich behafteten Nachbildungen des Empfan-
genen vermögen wir nur mehr die größere oder
 
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