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K. A. RomstoRFER Die Holzkirche in Bossancze
232
0*6=0
Fig. 43 Holzkirche in Bossancze. Querschnitt
durch den Pronaos
Nord- und Ostwand des Naos entlang eine niedrige
breite Holzstufe herum. Der Altarraum liegt ins-
gesamt um eine Stufe höher als der übrige
Kirchenraum.
Im Pronaos erscheint die Decke seitlich flach
hergestellt; ihr Mittelteil aber zeigt eine in Holz
imitierte Tonnenwölbung, die auf zierlichem Holz-
gesims aufruht. Darüber baut sich der bereits er-
wähnte niedrige Turm auf, in welchem sich ehe-
dem die Glocken befanden; jetzt dient für diesen
Zweck ein besonderer, abseits der Kirche ge-
legener niedriger, primitiver Glockenturm aus
Holz.
Der Naos hat nahezu quadratische Gestalt;
seine Decke zeigt ein aus Holz hergestelltes acht-
seitiges Kuppel- oder Klostergewölbe mit einem
Spiegel am Scheitel. (Vgl. den Querschnitt Fig. 44.)
Eine ähnliche Form besitzt auch die Decke des
Altarraumes, der mit der Hälfte eines zehnseitigen
Polygons apsidenartig über die Ostflucht des
Kirchleins vorspringt. Einschließlich dieser Apside
mißt dasselbe bloß i81/2 m in der Länge, während
die Breite ohne Vorhalle 9 m beträgt.
Die Erhellung des Innern ist ungemein spär-
lich, da der Pronaos bloß ein Fensterchen von
kaum 40 cm Breite und etwa doppelter lichter
Höhe, der Naos drei solche besitzt; auch der
Altarraum verfügt nur über eine Lichtöffnung von
annähernd gleicher Größe wie die genannte, eine
zweite ganz winzige an der linken Seite behufs
Beleuchtung des hier befindlichen Rüsttisches,
endlich eine dritte an der rechten Seite neben dem
Glutofen (0).
Fig. 44 Holzkirche in Bossancze, Querschnitt
durch den Naos
Die Kirchenwände sind aus 12 cm dicken und
gut gefugten, eichenen, noch sehr gut erhaltenen
Pfosten gezimmert, die an den Ecken schwalben-
schwanzförmig verzinkt erscheinen. Im unteren
Teile besitzen sie einen mit schön ausgearbeitetem
Profil versehenen, 6 cm weit vorspringenden Sockel
(siehe die Querschnitte), indem die Pfosten hier
eine Stärke von 18 cm erreichen. An der Nord-
seite ist die Wand von außen durch eine Ver-
schindelung geschützt. Der Unterbau der Wände
besteht aus Bruchsteinmauerwerk, die Eindeckung
der Kirche aus Schindel.
Die Ikonostasis ist verhältnismäßig roh ge-
staltet; die Bilder sind handwerksmäßige Dutzend-
arbeiten; auch die wenigen Einrichtungsstücke
(Strani, Pulte u. dgl.) tragen die größte Einfachheit
zur Schau.
Von besonderem Interesse ist die Kirche auch
deshalb, weil von ihr —- eine höchst seltene Aus-
nahme —• die Werkleute ganz genau bekannt
sind. Der breite Eichenstock der Eingangstüre trägt
neben einem doppelköpfigen Adler eine kirchen-
slawische Inschrift, die nach der Übersetzung des
Ortspfarrers R. Bargäuan folgenden Inhalt ver-
kündet: „Diese heilige Kirche wurde erbaut
im zehnten Jahre nach dem Einfalle der Russen
in die Moldau in den Tagen des hochwürdigsten
Herrn Metropoliten der Moldau Gavriil im Jahre
K. A. RomstoRFER Die Holzkirche in Bossancze
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0*6=0
Fig. 43 Holzkirche in Bossancze. Querschnitt
durch den Pronaos
Nord- und Ostwand des Naos entlang eine niedrige
breite Holzstufe herum. Der Altarraum liegt ins-
gesamt um eine Stufe höher als der übrige
Kirchenraum.
Im Pronaos erscheint die Decke seitlich flach
hergestellt; ihr Mittelteil aber zeigt eine in Holz
imitierte Tonnenwölbung, die auf zierlichem Holz-
gesims aufruht. Darüber baut sich der bereits er-
wähnte niedrige Turm auf, in welchem sich ehe-
dem die Glocken befanden; jetzt dient für diesen
Zweck ein besonderer, abseits der Kirche ge-
legener niedriger, primitiver Glockenturm aus
Holz.
Der Naos hat nahezu quadratische Gestalt;
seine Decke zeigt ein aus Holz hergestelltes acht-
seitiges Kuppel- oder Klostergewölbe mit einem
Spiegel am Scheitel. (Vgl. den Querschnitt Fig. 44.)
Eine ähnliche Form besitzt auch die Decke des
Altarraumes, der mit der Hälfte eines zehnseitigen
Polygons apsidenartig über die Ostflucht des
Kirchleins vorspringt. Einschließlich dieser Apside
mißt dasselbe bloß i81/2 m in der Länge, während
die Breite ohne Vorhalle 9 m beträgt.
Die Erhellung des Innern ist ungemein spär-
lich, da der Pronaos bloß ein Fensterchen von
kaum 40 cm Breite und etwa doppelter lichter
Höhe, der Naos drei solche besitzt; auch der
Altarraum verfügt nur über eine Lichtöffnung von
annähernd gleicher Größe wie die genannte, eine
zweite ganz winzige an der linken Seite behufs
Beleuchtung des hier befindlichen Rüsttisches,
endlich eine dritte an der rechten Seite neben dem
Glutofen (0).
Fig. 44 Holzkirche in Bossancze, Querschnitt
durch den Naos
Die Kirchenwände sind aus 12 cm dicken und
gut gefugten, eichenen, noch sehr gut erhaltenen
Pfosten gezimmert, die an den Ecken schwalben-
schwanzförmig verzinkt erscheinen. Im unteren
Teile besitzen sie einen mit schön ausgearbeitetem
Profil versehenen, 6 cm weit vorspringenden Sockel
(siehe die Querschnitte), indem die Pfosten hier
eine Stärke von 18 cm erreichen. An der Nord-
seite ist die Wand von außen durch eine Ver-
schindelung geschützt. Der Unterbau der Wände
besteht aus Bruchsteinmauerwerk, die Eindeckung
der Kirche aus Schindel.
Die Ikonostasis ist verhältnismäßig roh ge-
staltet; die Bilder sind handwerksmäßige Dutzend-
arbeiten; auch die wenigen Einrichtungsstücke
(Strani, Pulte u. dgl.) tragen die größte Einfachheit
zur Schau.
Von besonderem Interesse ist die Kirche auch
deshalb, weil von ihr —- eine höchst seltene Aus-
nahme —• die Werkleute ganz genau bekannt
sind. Der breite Eichenstock der Eingangstüre trägt
neben einem doppelköpfigen Adler eine kirchen-
slawische Inschrift, die nach der Übersetzung des
Ortspfarrers R. Bargäuan folgenden Inhalt ver-
kündet: „Diese heilige Kirche wurde erbaut
im zehnten Jahre nach dem Einfalle der Russen
in die Moldau in den Tagen des hochwürdigsten
Herrn Metropoliten der Moldau Gavriil im Jahre