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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — N.F. 2.1904

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Nr. 2
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Kunsttopographische Notizen
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Bünker, Johann Reinhard: Wiener Spätrenaissance-Luster
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https://doi.org/10.11588/diglit.29296#0300

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249

J. R. Bunker Wiener Spätrenaissance-Luster

25O

Fig. 62 Messingluster in der evangelischen Kirche zu
Ödenburg, 17. Jahrhundert

was auch durch den Spätrenaissance-
charakter seines Stiles bestätigt wird-
Fig\ 62 gibt ein Bild des zweiten
Lusters. Er hat in seinem Entwürfe
viel Ähnlichkeit mit dem vorigen. Die
Kugel, mit der er nach unten ab-
schließt, ist diesmal unverhältnis-
mäßig groß und zur Rübenform ab-
geflacht. Die Lichtarme sind etwas
stärker und in ihrer Form schlichter,
in der Ausstattung aber reicher, und
zwar besonders dort, wo sie aus dem
ebenfalls kräftiger gebauten Rund-
stab hervortreten. Auch hier fallen
die schlanken Pyramiden auf; sie sind
an den Spitzen mit kleinen Knäufen
geziert. Wie schon die engste Ver-
wandtschaft in der Form verrät, ist auch dieser Luster
aus Wien nach Ödenburg gekommen. Das oben
angeführte „Inventarium“ berichtet darüber S. 28:
„De Anno 1677 ist in dieser Rubrica hinzukommen,
Ein schöner Messingener Leuchter, mit 12 Röhren
oder Lichtern, aber mit einen doppelten Adler,

Messingluster in der evangelischen Kirche zu
Ödenburg, 17. Jahrhundert

Der dritte Luster (Fig. 63) ist nicht unbedeutend
größer als die beiden besprochenen, denn er mißt
in der Höhe r2 2 m und wiegt 5Sy2 kg. Dieser
Luster zeichnet sich schon dadurch vor den beiden
andern aus, daß er nicht 12, sondern 16 Lichtarme
besitzt; außerdem übertrifft er die bereits be-

unten aber mit einem sehr großen Knauf, Welchen
Herr Johann Christoph Schweyger von Nürnberg,
vornember Handelsmann in der Kayß. gefreyden
Niderlag zu Wien, zur Ehre Gottes, und Zierde,
auch gebrauch des Bethaußes verehret hat“. Der
doppelte Adler, von dem das Inventar spricht, ist
dem Luster allerdings abhanden gekommen, seit
er am 24. September 1902, infolge Reißens des
Tragseils zu Boden stürzte und dabei arg be-
schädigt wurde; bei der Restaurierung glaubte
man den Adler nicht mehr aufsetzen zu sollen,
wodurch der Luster allerdings seiner Krönung
und seines historischen Charakters verlustig ging.
Seine Höhe beträgt im jetzigen Zustande 1 '09 m,
sein Gewicht 49 kg.
 
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