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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Graef, Botho: Bruchstücke einer Schale von der Akropolis
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0055
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Graef, Bruchstücke einer Schale von der Akropolis.

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Erklärung ihres Inhaltes ist bei den geringen Resten nicht möglich, ja es ist nicht
einmal sicher in welcher Weise die Bruchstücke auf die beiden Seiten der Schale
zu verteilen sind. Nur das glaube ich in Folge der sehr ausgesprochenen technischen
und stilistischen Eigenschaften der Scherben behaupten zu können, dafs sie alle zu
derselben Vase gehören.
Die Darstellung auf der Hauptmasse der zusammengehörigen Scherben a
ist ohne weiteres deutlich: Voran schreitet Hermes; nach der Analogie anderer
Hieronvasen wird man ihm in die rechte Hand einen Blütenzweig geben, ihm folgt
ein bekränzter bärtiger Mann in langem Gewand und mit Scepter, offenbar Zeus,
er hält auf der linken Hand einen Knaben in langem Chiton und Übergewand,
der durch Epheukranz und die Weinrebe, welche er wohl in der linken Hand hält,
genugsam als Dionysos gekennzeichnet ist. Die Bewegung der rechten Hand des
Zeus verstehe ich so, dafs er damit den Knaben am Oberkörper festhalten will,
nicht unähnlich der Handbewegung des Hermes auf der Vase bei Panofka, Antiquites
du Cabinet Pourtales Taf. 27. Der kleine Dionysos scheint sich mit seiner Rechten
am Arme des Zeus festgeklammert zu haben, dies alles wären trefflich der Natur
abgelauschte Züge. Es folgt Poseidon. Hinter ihm ist noch der Rest eines Stabes
oder Scepters erhalten, wir dürfen also noch eine Götterfigur ergänzen und es hin-
dert nichts, die nach links blickende Figur mit dem Diadem, welche sich auf Frag-
ment b befindet, vermutungsweise hier anzureihen, es könnte Hera sein; ihr würde
dann endlich die weibliche Figur, welche in der Linken einen Delphin hielt, folgen
— Amphitrite.
Fragment c enthält eine Opferscene: ohne weiteres verständlich ist das
Mädchen, welches in der Linken eine Blume, in der Rechten eine Oinochoe hält;
sie steht hinter einem Altar, dessen Form genau mit dem Altar der Berliner Hieron-
schale (Klein 11) übereinstimmt3, rechts davon ist ein zweites Mädchen, welches
mit der rechten Hand eine Blüte oder Ranke auf den Altar legt, vor ihrer Brust
befindet sich ein Gegenstand, den wir als von ihrer Linken getragen vermuten
dürfen, es ist eine Art Korb, auf dem wie es scheint ein Opferkuchen liegt, ge-
schmückt mit Zweigen. Opferkörbe ähnlicher Form zeigen die beiden bei Micali,
Storia ant. Taf. 90 abgebildeten Busirisdarstellungen4 (für die erste vgl. Klein, Meister-
signaturen, Epiktet nr. 8). Ein Opferkuchen auf einem ähnlichen, etwas flacheren
Gerät wird von einer Bacchantin getragen auf einer Vase bei Tischbein II. 38.
Endlich sei für das Schmücken mit Zweigen der im Compte Rendu 1868 Taf. VI ab-
gebildete rotfigurige Krater als Beifpiel angeführt.
Es wäre nun an sich denkbar, dafs die Opferscene5 sich direct an den

3) Ähnliche Giebelaltäre finden sich auf zwei gleich-
zeitigen Vasen, einer Hydria bei Gerhard, A. V.
28 und einer Schale bei Luynes, Vases pl. 34.
4) Vgl. auch Elite ceramographique II 105 und 106;
das Korbgeflecht ist besonders deutlich ange-
geben auf einem rf. Stamnos bei Panofka, Dio-
nysos und Thyaden Taf. II. 3.
5) Etwa noch eine dritte Figur mit einer Schale

anzunehmen ist nicht nötig; auf der Cäretaner
Vase des Britischen Museums bei Gerhard, A. V.
II 1551 giefst Nike mit der Kanne direct auf den
Altar in das brennende Opfer, dasselbe thut eben-
falls ohne Vermittelung einer Schale eine Frau
auf einer Darstellung, deren Herkunft mir unbe-
kannt geblieben ist, bei Hope, Costume of the
ancients I Taf. 54.
 
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