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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Michaelis, Adolf: Römische Skizzenbücher Marten van Heemskercks und anderer nordischer Künstler des XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0135
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RÖMISCHE SKIZZENBÜCHER
MARTEN VAN HEEMSKERCKS
UND ANDERER NORDISCHER KÜNSTLER
DES XVI. JAHRHUNDERTS
Unter den uns erhaltenen Sammlungen von Handzeichnungen nach römischen
Antiken aus dem Cinquecento sind die beiden Zwillingsbände, der Codex Cobur-
gensis und der Codex Pighianus in Berlin, am besten bekannt und stehen im Vorder-
gründe des archäologischen Interesses1. Sie bilden einen sprechenden Beleg für
die antiquarischen Neigungen des um den Cardinal Rodolfo Pio da Carpi und
andere Grofse sich bildenden Gelehrtenkreises. Statuen finden sich wenige unter
den Zeichnungen; den gröfsten Raum nehmen Reliefs, vor allem die an Figuren
und an Erudition reichen Sarkophagreliefs, ein. Unter ähnlichem Gesichtspunkt
entstand der berühmte Codex Fulvio Orsinis in der vaticanischen Bibliothek (cod.
Vrsin. 3439)2, und im siebzehnten Jahrhundert die umfangreiche, meistens in Windsor
aufbewahrte Sammlung Cassiano dal Pozzos, über die wir eine zusammenfassende
Belehrung von O. Kern erhoffen dürfen3. Einen etwas anderen Gesichtspunkt scheint
der junge Ulisse Aldrovandi verfolgt zu haben, als er zu Anfang des Jahres 1550
alle ihm erreichbaren antiken Statuen Roms nicht nur beschrieb, sondern auch ab-
zeichnete, wie er selbst 25 Jahre später seinem Bruder berichtete4. Die Beschrei-
bungen, sechs Jahre darauf von Ziletti gedruckt, bilden noch heute das genaueste
und werthvollste Inventar des damaligen Antikenbestandes Roms: die in demselben
Notizbuch Aldrovandis enthaltenen Zeichnungen sind leider nie zum Vorschein ge-
kommen. Wir dürfen annehmen, dafs hier möglichste Vollständigkeit erstrebt war,
und dafs, wenn nicht ausschliefslich, so doch vorwiegend die Statuen Berücksich-
tigung gefunden hatten, was auf einen mehr künstlerischen Gesichtspunkt
schliefsen läfst.

9 Cod. Pighianus: Jahn, Sächs. Berichte 1868
S. 161 ff. Cod. Coburgensis: Matz, Berliner
Monatsber. 1871 S. 445 ff. O. Kern, Rom. Mitth.
1890 S. 150 ff.
9- Trendelenburg bei Matz, Göttinger Nachr. 1872
S. 54 f. Genauere Auskunft verheifst O. Kern
a. a. O. S. 151.
3) Ich habe gelegentlich kurze Inhaltsangaben des
reichen Schatzes benutzen können, die ich mir
1877 in Windsor in etwa achttägiger Arbeit an-
gelegt habe.
Jahrbuch des archäologischen Instituts VI.

4) Den Brief vom 1. Febr. 1576 fand ich kürzlich
in Bologna in dem reichhaltigen Nachlasse
Aldrovandis (Miscell. III S. 428), vgl. H. L.
Urlichs, Rom. Mitth. 1891, Heft 2. Die Haupt-
stelle lautet: et de tutti ne composi una compen-
diosa historia, non lasciando alcuna Statua, che in
quell' Alma Citta di Roma si ritrouaua, che da
me non fosse diligentemente delineata, et de-
scritta. Et questo libro, quäl per mio diporto et
passatempo haueuo composto, lo donai a Mr. Gior-
dano Ziletti etc.
IO
 
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