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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Furtwängler, Adolf: Zu den Köpfen des griechischen Kohlenbecken
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0120
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ZU DEN KÖPFEN DER GRIECHISCHEN
KOHLENBECKEN
Ich möchte einen Schritt weiter gehen auf dem von Conze im Jahrbuche 1890,
S. 118 ff. betretenen Wege und die von ihm S. 138 unbenannt gelassenen hephaisti-
schen Dämonen mit ihrem antiken Namen nennen. Ich glaube, es sind die Ky-
klopen, die Schmiede des Hephaistos, die glühendes Metall in seinen Essen
hämmern, die Zeus die Blitze schmieden.
Darauf weisen, wie mir scheint, schon die Blitze, welche das einzige »Neben-
zeichen« sind, das neben jenen Köpfen vorkommt, und welche mit ihrer Bedeutung
in Beziehung stehen müssen. Der oder die Blitze erscheinen, nach Conze’s Nach-
weisen, häufig neben dem Kopfe mit der Mütze (S. 121), zweimal neben einem
Kopfe ohne Mütze (S. 129) und wiederum häufiger auch als einzige Darstellung
(S. 132). Der Umstand, dafs anderwärts Blitze zuweilen unter verschiedenen Amu-
leten erscheinen, reicht zu ihrer Erklärung an dieser Stelle nicht aus, oder kann
jedenfalls nicht gegen eine Erklärung sprechen, welche ihnen eine vollere Bedeu-
tung giebt.
Die Vorstellung von den Kyklopen als den Gesellen des Hephaistos, die
in vulkanischen Bergen arbeiten, speciell auf Lipara in den yaXxsTa 'Hcpcaatoi) häm-
mern, dafs es weithin dröhnt, Blitze und andere Götterattribute schmiedend, diese
Vorstellung wurde bekanntlich eben in der hellenistischen Zeit, welcher Conze ohne
Zweifel mit Recht Erfindung und Ausführung jener Kohlenbecken zuweist, ausge-
bildet und ward hier beliebt und bekannt. Man erinnere sich der prachtvollen
Schilderung des Kallimachos im Hymnus auf Artemis v. 46 ff. und des Nachklangs
solcher hellenistischen Poesie bei Virgil Georg. 4,170ff. Aen. 8,416ff. Was mochte
geeigneter erscheinen als die Feuerbecken mit dem Bilde jener Kyklopen zu
schmücken? Allerdings pflegt die Poesie dieselben als einäugig zu schildern, ein
Motiv das ihr ebenso gelegen war wie es der Kunst unbequem sein mufste. Dafs
letztere sich davon emancipierte, wufsten wir aber schon durch die schmiedenden
Kyklopen auf römischen Sarkophagen, die, wie ein pompejanisches Wandbild (Helbig,
Atlas Taf. 4, No. 259) lehrt, wol auf hellenistische Vorbilder zurückgehen.
Unsere Deutung hat vor Allem den Vorzug dafs sie die ganze Serie der
bärtigen Köpfe, die doch alle, trotz der Verschiedenheiten des Typus im Einzelnen,
einen starken gemeinschaftlichen Zug haben, auch einheitlich erklärt. Der durch
die bei weitem zahlreichsten Exemplare vertretene Typus (Conze S. 126, III, A)
zeigt einen Mann von wildem Ausdruck mit hoch gesträubtem Haare. Zuweilen hat
er gespitzte Ohren, was ihn mit einem anderen gleich zu besprechenden Typus ver-
 
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