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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Dümmler, Georg Ferdinand: Zu den Vasen aus Kameiros
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Winter, Franz: Polyphem
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0281
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Winter, Polyphem.

t

271

sehen Museum (Mon. d. I IX Tafel V) mit dem plastischen Greifenkopf als Ausgufs,
die doch wol an die Spitze der »rhodischen« Vasen zu stellen ist, und die in Thon
und Technik noch vollständig mykenisch ist. Man könnte ja versucht sein, für diesen
Thierkampf mykenische Gemmen als Vorbild anzunehmen. Seine geometrische
Steifheit macht aber Metallvorbilder in der Art der Dipylonfibeln wahrscheinlicher,
auf welchen ja auch mykenische, geometrische und orientalische Elemente gemischt
sind. Für das Ornament des untern Streifens — zwei von einander abgekehrte
Ranken welche sich berühren, bevor die Volute beginnt, und so ein ausgefülltes
Dreieck einschliefsen — wird man östliche Vorbilder annehmen müssen; es findet
sich zum Beispiel auf einer Metallschale mit aramäischer Inschrift bei Perrot III S. 792.
Gleich auf dieser Vase tritt uns neben mykenischer Technik und starken
geometrischen Elementen der für die ganze Classe so charakteristische argivische
Greifentypus entgegen.
Basel Oktober 1891. Ferdinand Duemmler.

POLYPHEM
(Hierzu Tafel 6.)
In den auf das Polyphemabenteuer bezüglichen Darstellungen, die zuletzt
Jane E. Harrison im Journal of Hellenic studies 1883 S. 248ff. ausführlich besprochen
hat, finden sich abhängig von der homerischen Poesie zwei Momente der Sage
behandelt, die Blendung des Kyklopen und die Flucht des Odysseus und seiner
Gefährten. Die Bilder stammen alle aus dem sechsten Jahrhundert und gehören
nicht zu den hervorragenderen Leistungen dieser Zeit. Nach feststehendem Schema
ist namentlich die Fluchtszene immer in derselben Weise abgehandelt und selbst
die einzige rotfigurige Vase, die diesen Gegenstand darstellt, eine dem epiktetischen
Kreis nahestehende Schale (Journal of Hell. stud. 1883 S. 252) zeichnet sich vor
den übrigen nur durch etwas lebhaftere Darstellungsweise, nicht aber durch eine
neue Auffassung aus, die frisches Leben in das abgebrauchte Motiv gebracht hätte.
Das alte Thema hatte sich ausgelebt und so verschwindet es denn für die Blütezeit
der rotfigurigen Malerei ganz aus dem Kreise der Darstellungen.
In der Folge konnte den Malern aus der dramatischen Poesie neue Anre-
gung erwachsen. Seitdem es sich herausgestellt hat, dafs die Tätigkeit der meisten
uns bekannten Schalenmaler vor und um die Zeit der Perserkriege fällt, kann freilich
in deren Werken, wenn man von den jüngsten absieht, aus chronologischen Gründen
ein Einflufs des Dramas nicht mehr gesucht werden. Wol aber werden die späteren
 
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