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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

DOI Artikel:
Fränkel, Max: Gemälde-Sammlungen und Gemälde-Forschung in Pergamon
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0070
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6o

Frankel, Gemälde-Sammlungen und Gemälde-Forschung in Pergamon.

die in der oben ausgeschriebenen Plinius-Stelle genannten Künstler sämtlich schon unter
Attalos I. oder Eumenes II. gearbeitet haben; unmöglich ist es durchaus nicht, dafs
auch Attalos II. die Galaterkämpfe seiner Vorgänger künstlerisch verherrlichen liefs, war
er doch selber unzweifelhaft auch an dem Gallierkriege seines Bruders hervorragend
beteiligt gewesen. Die Annahme, dafs die von Piinius genannten Künstler alle oder
zum Teil sowohl für Attalos I. als für Eumenes II. gearbeitet haben, wäre nicht zu-
lässig, denn die Kämpfe des früheren Königs gegen die Galater nahmen mit dem
Tode des Antiochos Hierax im Jahre 228 ihr Ende, die des späteren fanden
168/167 statt. Für die Künstlerinschrift auf dem grofsen Weihgeschenk Attalos’ I.
wegen seiner Kämpfe gegen die Galater und Antiochos, erschien, wie auch Wi-
lamowitz bemerkt, nach der Plinius-Stelle neben der Ergänzung ’Avxfjydvoo s[pya
ebenso wol Tatj-pvou möglich; in Wahrheit war das Weihgeschenk von keinem
dieser beiden Künstler gearbeitet, sondern von Epigonos27. Der angesehenste per-
gamenische Forscher über Malerei kann also sehr wol erst unter König Eumenes
nach Pergamon gekommen sein und noch aus den Bemühungen Attalos’ des Zweiten
um die Beschaffung historischen Materials Nutzen gezogen und sie beraten haben,
zumal Attalos schon als Prinz in dieser Richtung tätig gewesen sein kann, wie er
damals auch schon eine Anzahl plastischer Kunstwerke veranlafst hatte28. Vielleicht
ist aber auch schon von den früheren Königen das Interesse für Malerei, das uns
von Attalos II. bezeugt ist, betätigt worden.
Dafs Polemon bei seiner grofsartigen den Denkmälern der Vergangenheit
zugewendeten Forschung die Kunstschätze des seiner Heimat so nahen Pergamon
nicht unbeachtet gelassen hat, versteht sich von selbst. Vielleicht hat er sogar
gerade zu Attalos II. persönliche Beziehungen gehabt; wenigstens hat es Preller
für sehr wahrscheinlich gehalten, dafs dieser König der Adressat des Briefes war,
der als trpo; ’ÄttaXov i-ia~o\-q angeführt wird (FVagment 70 ff.). Attalos II. ist im
Jahre 220 geboren; Polemon wurde 176 delphischer Proxenos, seine Geburt ward
man also nicht später wie etwa 206 ansetzen dürfen, nach Suidas lebte er unter
Ptolemaios Epiphanes (204—181). Freilich kann er auch beträchtlich früher geboren
und sein Correspondent Attalos I. gewesen sein, der 197 starb. Wie dem auch
sei, so hat unsre Inschrift die Möglichkeit eröffnet, dafs die Forscher Beschrei-
bungen auswärtiger Gemälde auch in Pergamon verfassen oder revidiren konnten,
und zwar möchten gerade Polemon’s Darlegungen zuweilen auch auf Copien be-
ruhen, da er die Kunst weniger vom Standpunkte des Ästhetikers als des Antiquars
betrachtete, »zu einer mehr auf das Sachliche und den Inhalt als auf das Malerische
und die Kunst im eigentlichen Sinne gerichteten Behandlung von Bildern neigte29«.
Unsre Kenntnis der pergamenischen Gemäldeforschung ist ganz unvoll-
ständig, aber dafs die geistigen Schöpfungen der Attaliden viel dauernder und
lebenskräftiger waren als ihr Staat, hat sich unzweifelhaft auch an ihren Kunstsamm-
lungen bewährt.
M. P'ränkel.

2q Inschriften von Pergamon 22b. 2S) Inschriften von Pergamon 65*ff. 168.169. -9) Kalkmann, Pausanias S. IIS-
 
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