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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Treu, Georg: Die neuesten Versuche zur Anordnung des olympischen Ostgiebels
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0085
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Treu, Die neuesten Versuche zur Anordnung des olympischen Ostgiebels.

75

Zum Schlufs endlich noch ein Vorschlag an die Fachgenossen. Wäre es
denn nun nicht endlich einmal an der Zeit, das Giebelbauen auf Grund von blofsen
Berechnungen, Zeichnungen und Modellen aufzugeben? Bietet sich doch ein so
viel sicherer Weg zur Prüfung beabsichtigter neuer Vorschläge in den Versuchen
mit Abgüssen der olympischen Bildwerke, die sowol in Berlin, wie hier im Giebel-
rahmen aufgestellt sind. Und für Dresden wenigstens darf ich das bereitwilligste
Entgegenkommen für dergleichen Versuche ausdrücklich Zusagen.
Dresden. Georg Treu.

Zu vorstehendem Aufsatz, ist mir gestattet Folgendes zu bemerken:
Treu hält auf Seite 71 seine Ergänzung des sitzenden Greises auf Grund
einer wie er sagt »brutalen Tatsache« aufrecht, ohne auf eine ihr widersprechende,
damals freilich nur mir bekannte, dafür aber auch mit möglichster Schärfe betonte
andere Tatsache Rücksicht zu nehmen. Ich sehe nur folgende Möglichkeiten:
Entweder ist das jetzt am Original unterste Stück des 1. Oberarmes dieser Figur
mit Unrecht angesetzt worden — was ich natürlich nicht prüfen konnte —, oder
der an seinem Bruchrand erhaltene Rest findet eine einleuchtende Erklärung durch
die von Treu am Abgufs vorgenommene Zusammensetzung, oder dieser Rest be-
weist die Unrichtigkeit dieser Zusammensetzung*.
Einem meiner wichtigsten Argumente glaubt Treu statt durch einen Gegen-
beweis durch eine von mir im voraus mit Gründen abgewiesene Annahme ent-
gegentreten zu können. Ich erwidere: Entweder ist auf Grund unserer sonstigen
Erfahrungen über die olympischen Tempelskulpturen der Nachweis zu führen, dafs
ich die von mir mit H bezeichnete Stelle an der rechten Seite der Sterope vom
technischen Standpunkte falsch beurteilt habe, oder es ist für den auffallenden Tat-
bestand eine meine Folgerungen umstofsende Erklärung vorzubringen.
An der Beantwortung der ersteren Fragen hängt die Anordnung der Flügel-
figuren, an der der letzteren die Gestaltung der Mitte.
Augenblicklich auf Reisen bin ich übrigens nicht in der Lage, Treu’s
Versuche und deren Voraussetzungen nachzuprüfen. Ich mufs deshalb vorläufig
darauf verzichten, die Diskussion, besonders auch die über die zahlreichen unter-
geordneten Fragen, fortzusetzen.
Palermo. B. Sauer.

*) Die Redaktion bemerkt hiezu, dafs Herr Sauer
bei Abfassung seiner Entgegnung keine Kenntnifs
von den letzten Zeilen der Anmerkung 9 auf

S. 71 des Treuschen Aufsatzes hatte, da diese
Zeilen vom Verfasser erst in der Korrektur hin-
zugefügt wurden.
 
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