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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Furtwängler, Adolf: Zum Ostgiebel von Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0087
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Furtwängler, Zum Ostgiebel von Olympia.

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von Gebifs und Zügel als weiter unnötig entfernt. Nur unan-
geschirrte Wagenpferde werden am Leitseil herangeführt.
Eine weitere Thatsache, die auch Sauer bestätigt, ist
die, dafs die Zügel nach hinten gehen und hier hinter den
Pferden irgendwie gehalten werden müssen. Es ist dies die
notwendige Folge des bereits constatierten Umstands, dafs die
Pferde eben fertig angeschirrt sind. Aufser diesem unumgäng-
lichen Gezügeltwerden von hinten wäre es an und für sich auch
möglich, freilich unnütz und ungewöhnlich, dafs die Pferde
überdies von vorne festgehalten würden. Es könnte dies aber
nur dadurch geschehen, dafs eine Person in die Zügel nahe
am Gebisse fafste; eine solche Person müfste notwendig auf-
recht stehen; ein unter den Köpfen der angeschirrten Rosse
sitzender oder knieender Mensch kann dieselben nicht wirklich
festhalten. Die Zügel liefen ja nach hinten und die Leitseile
waren abgenommen; aber selbst wenn letzteres nicht der Fall
wäre, hätte ein knieender oder sitzender Mann mit den Leit-
seilen in der Hand keine Gewalt über die gezügelten Rosse.
Stehende Personen, welche die Pferde wirklich an den Köpfen
halten konnten, giebt es nun aber unter den Figuren des Ost-
giebels nicht und die Pferde desselben waren also in der That
nur von hinten gehalten, wohin die Zügel liefen. Auch die
gleichmäfsige ruhige, der Längenaxe der Körper folgende Hal-
tung der Pferdeköpfe zeigt ja schon deutlich an, dafs die Tiere
nur von hinten gezügelt und nicht von vorne gehalten werden.
Mir erscheinen diese Erwägungen durchaus zwingend
und ich komme nicht über dieselben hinaus; ich kann deshalb
keine der bisherigen Aufstellungen für richtig halten. Im Jahr-
buch IV, Taf. 8/9 sind die drei Arten zusammengestellt, wie man
die Figuren unter der von Treu nun als richtig erwiesenen An-
nahme, dafs die vier Pferde je auf einer Linie standen, ange-
ordnet hat. Die Aufstellung No. III, welche ich selbst früher
verteidigt habe2, bevor die Thatsache bekannt war, dafs die
Pferde mit den Zugriemen fertig an den Wagen angeschirrt
waren und die Zügel nach hinten liefen, kann nicht die richtige
sein, da sie eben dieser Thatsache widerspricht; sie nimmt an,
dafs die Pferde noch gar nicht angeschirrt sind — was jetzt
nachgewiesen ist —, und dafs sie deshalb von vorne an den
Zügeln gehalten werden — die doch nach hinten liefen —
und zwar von Personen, die sich dazu seltsamer Weise auf die
Kniee niedergelassen haben. Diese Personen bilden überdies
2) Preufs. Jahrbücher 1882, S. 372 ff.
Jahrbuch des archäologischen Instituts VI. 7


Der Ostgiebel nach Furtwänglers Aufstellung.
 
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