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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Winnefeld, Hermann: Tusci und Laurentinum des jüngeren Plinius
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0212
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Winnefeld, Tusci und Laurentinum des jüngeren Plinius.

Der Plan der Villa des Hadrian2 zeigt diese aufgelöst in eine Menge von
gröfseren und kleineren Complexen, die wie regellos verstreut erscheinen. Nicht
nur, dafs von einer einheitlichen Disposition und Orientierung der einzelnen Bauten
keine Rede ist: selbst in unmittelbarer Verbindung mit einander stehende Gebäude
haben die verschiedensten Axrichtungen; so finden sich z. B. in der langen Flucht,
welche aus der sog. Sala dei filosofi (Pisianatteo 9), Natatorio (Pisianatteo 10—14),
Biblioteca greca (Biblioteche 1—2), Biblioteca latina (Biblioteche 9—12) und dem
östlich sich anreihenden Hause (Ospitali 42. 44—47) besteht, nicht zwei Bauten,
welche gleiche Axrichtung hätten, und nur zwischen den beiden sog. Bibliotheken
ist durch Vorlegung einer zweimal gebogenen Säulenhalle3 der Versuch gemacht
wenigstens den Anschein von etwas Symmetrie hervorzurufen. Ebenso entbehrt die
Gestaltung der einzelnen Complexe jeder Regelmäfsigkeit. Die Gruppierung der
Räume um Innenhöfe, die man als charakteristisch für die Einrichtung des antiken
Hauses zu betrachten pflegt, ist fast geflissentlich vermieden; grofse hallenumgebene
Plätze sind ja in gröfserer Zahl vorhanden, aber vielfach sind sie gar nicht von
Gebäuden umgeben, die an die eine Seite stofsenden Gemächer sind von ihnen
abgewendet, liegen wohl auch auf anderem Niveau und stehen kaum mit ihnen in
Verbindung. Beispiele sind der Hof in dem von Piranesi Pinacoteca genannten
Bau, der Hof der sog. Akademie in seiner Trennung von den südlich anstofsenden
Räumen, der Hof hinter den Bibliotheken, an dessen Südseite Gebäude liegen,
deren Fufsboden um 2,96m (Ospitali 32) und 4,33 m (Ospitali 33) höher ist als der
Boden des Hofes4. Auch wo eine Reihe von Räumen sich auf einen solchen Hof
öffnet, ist dies unter Umständen nur eine nebensächliche Verbindung wie an der
Ostseite des Akademiehofs, wo alles an einer der Längsaxe des Hofes parallelen
Axe angeordnet ist (Accademia 37. 35. 28. 29. 32. 33) und wohl für den vom
nördlich gelegenen Garten (AA) nicht aber für den vom Hofe Kommenden ein
einheitliches Ganze darstellt. Etwas näherer Zusammenhang besteht nur zwischen
der sog. Piazza d’oro und den südlich anstofsenden Gemächern (Palazzo imperiale
6—11), aber auch diese sind nicht nach dem Hofe gerichtet, sondern gruppieren
sich seitwärts um einen grofsen Kuppelsaal5, der allerdings in der Längsaxe des
Hofes gelegen sich nach diesem mit einer grofsen Türe öffnet, sein Licht aber
selbständig von oben empfangen haben mufs.

-) Im Folgenden beziehe ich mich ausschliefslich
auf den Plan der Villa von Piranesi 1781 im
XXIII. Bande der Collection d’ouvrages, der
allen späteren zu Grunde liegt. Von ihm un-
abhängig ist nur die Aufnahme des nordöstlichen
Tei-ls, welche Daumet 1859 gemacht hat und die
in sehr starker photographischer Verkleinerung
veröffentlicht ist in den von J. Baudry’s Li-
brairie polytechnique herausgegebenen Fragments
d’' architecture antique et de la Renaissance ;
42 photograpliies d’apres les dessins originaux des
klargelegt si

architectes pensionnaires de VAcademie de France
a Rome. Jedoch ist auch dieser Grundrifs durch
die inzwischen gemachten Ausgrabungen veraltet.
s) Diese Halle fehlt bei Piranesi ganz, bei Daumet
ist sie teilweise angedeutet.
4) Die Zeichnung Piranesis ist hier ganz unbrauch-
bar.
5) Im allgemeinen richtig entsprechen die Grund-
risse von Piranesi und Daumet der wirklichen
Beschaffenheit der Einzelheiten des inneren Aus-
baus, wie sie durch die neueren Ausgrabungen
!, keineswegs.
 
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