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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Pernice, Erich: Über die mittleren Metopen der Südseite des Parthenon
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0122
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Pernice, Über die mittleren Metopen der Südseite des Parthenon.

vor dem verfolgenden Menelaos zum Bilde der Athena flüchtet; beide gehören, wie
Michaelis so glücklich erkannt hat, unlöslich zusammen. Ganz ähnliches läfst sich
an den Amazonenmetopen der Westseite beobachten; auch hier setzt sich ein Bild
mehrfach aus zwei Metopen zusammen, und ebenso sind die drei Götter und
Göttinnen von der Ostseite nicht von ihren Wagen zu trennen4. Wenn wir aber
sehen, dafs so häufig eine geschlossene Darstellung unbarmherzig in zwei Hälften
zerrissen ist, dann werden wir nicht erstaunen, wenn bei figurenreicheren Gruppen
drei oder mehr Metopen zu einem Ganzen zu verbinden sind. Das ist zum Bei-
spiel der Fall am Schatzhaus der Athener zu Delphi, wo fünf Metopen für die Dar-
stellung des Herakles im Kampfe gegen Geryoneus verwendet worden sind (Gazette
des beaux arts 1895 S. 210). Die Kentaurenmetopen der Südseite und die Metopen
der Ostseite sind doch schliefslicli auch nur Glieder einer einzigen grofsen Composition,
die durch den architektonischen Zwang in einzelne Scenen zerlegt werden mufste.
I.
Ich beginne mit den Metopen XIII und XIV. Dafs zunächst XIV mit XV
nichts zu thun hat, ist ja ohne weiteres selbstverständlich, denn der Wagenlenker
mit dem Zweigespann gehört natürlich ebenso sicher zu Metope XVI mit dem Zwei-
kampf, wie die göttlichen Lenker der Wagen an der Ostseite zu ihren Göttern5.
Die Metope XIII ist nun von Rofsbach in dem schon genannten Aufsatz zu XII
in Beziehung gesetzt worden. Wie nämlich Michaelis und Petersen die Metope
XXI mit der Kentauromachie verbanden, indem sie zwei Frauen erkennen wollten,
die sich vor den Kentauren zu einem Götterbilde flüchteten (s. darüber weiter unten),
so glaubte Rofsbach in Metope XIII, indem er die Figur zur Rechten als weiblich
erklärte, eine ganz ähnliche Scene wiederzufindenG. Ein Vergleich der beiden Me-
topen XIII und XXI mit einander zeige in der Gewandung der Frauen zur Linken,
namentlich in der Lage des linken Armes, eine ganz auffallende Übereinstimmung.
»Ich sehe deshalb hier wie dort ein Aufnehmen der auf der Flucht in Unordnung
geratenen Gewänder. Dann ist auch der erhobene Arm der linken Frau (in XIII)
viel eher die Geberde des Hiilfeflehens oder der Furcht, als der Verwunderung oder
des Drohens. Ferner drückt die Bewegung der Fiifse kein Fortgehen oder Vor-
schreiten aus, sondern nur die Unruhe nach der Flucht. Auch die Beugung
des Körpers der rechten Gestalt ist für das Übernehmen eines Gewandes charak-
teristisch. Ferner erhalten wir durch diese Erklärung eine gute Responsion mit Me-
tope XXI, indem so beide Seiten der Kentauromachie gegen die fremden Mittel-
scenen hin durch je zwei geflüchtete Frauen begrenzt werden. Ganz identisch konnten
freilich beide Darstellungen nicht sein und deshalb fehlt hier das Götterbild u. s. w.«
Die Ähnlichkeiten in Gewand und Armhaltung bei nur je einer Figur der
beiden Metopen reichen wol schwerlich aus, um in XIII und XXI verwandte Scenen
zu erkennen; weiter machen die Gewänder der links stehenden Frauen weder bei

9 Vgl. auch die Geryoneusmetopen vom Theseion. G) a. a. O. S. 60ff. Sehr richtig ist die Widerlegung
5) Vgl. Petersen S. 228; Michaelis S. 133. der Bröndstedschen Ansicht S. 59.
 
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