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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Judeich, Walther: Der Grabherr des "Alexandersarkophags"
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0207
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Judeich, Der Grabherr des Alexandersarkophags. 1/9

Perdikkas’ Marsch von Pisidien über Damaskos nach Ägypten im Jahre 321 wird
er nicht erwähnt54. Dafs damals die Besatzung in Tyros unmittelbar unter Per-
dikkas’ Befehlen steht, hat nichts Wunderbares. Immerhin kann sich Laomedon
nicht ganz blind an Perdikkas angeschlossen haben. Es läfst sich sonst schwer be-
greifen, dafs er auf der zweiten Satrapienverteilung zu Triparadeisos im Jahre 321
den Besitz seiner Provinz bestätigt erhielt55, während die übrigen Perdikkaner ge-
ächtet wurden56. Laomedons Bestätigung war vielleicht die Belohnung dafür, dafs
er, als Arrhabaios gegen Perdikkas’ Befehl, im geheimen Einverständnifs mit Ptole-
maios den Marsch mit Alexanders Leiche von Babylon über Damaskos nach
Ägypten antrat, den Zug ungehindert durch seine Provinz hindurchliefs. In der
Tat finden wir auch nicht ihn, sondern Polemon, den Bruder von Perdikkas’
Schwager Attalos, mit dem Versuch Arrhabaios aufzuhalten beschäftigt57.
Lange hat freilich Laomedon seinen Besitz nicht genossen. Schon 320
brachen Ptolemaios’ Truppen in Phoinikien ein, nachdem Ptolemaios vergeblich ver-
sucht hatte Laomedon sein Land abzukaufen. Laomedon wurde selbst gefangen,
entkam aber zu seinen alten Freunden und Parteigenossen, den Führern der Per-
dikkaner Alketas und Attalos nach Karien58. In den Kämpfen, die diese gegen
Asander und Antigonos bestanden, hat er dann wol seinen Tod gefunden; jeden-
falls wird er später nicht mehr erwähnt59. Auf diese Kämpfe beziehen sich wahr-
scheinlich auch die noch übrigen beiden Schlachtenreliefs des Sarkophags; unsere
Überlieferung, die gerade für diese Ereignisse fast vollständig versagt, ist nur zu
dürftig, um sie im einzelnen bestimmen zu können.
Das Relief der Schmalseite des Sarkophagkastens (Abb. 4) zeigt uns den
Verstorbenen in persischer Tracht zu Pferde wie er einen unbekleideten jungen
Krieger, nach dem Helm, der am Boden liegt, einen makedonischen Phalangiten,
niederwirft; der Besiegte deckt sich nur noch mit dem Schilde. Die Kameraden
des Gefallenen, auch im Phalangitenhelm aber ohne Phalangitenrüstung, kämpfen
währenddessen, anscheinend siegreich gegen Laomedons Mannen, zwei persisch ge-

54) Diod. XVIII 25, 6. 29, 1. 33, x. Arr. b. Phot,
bibl. cod. 92, 28. Fragm. Vat. bei Reitzenstein,
Arriani των μετ’ Άλέςανδρον libri VII fragmenta
1888 p. 24. — Dafs Laomedon in seiner Pro-
vinz gemünzt hat, ist wol unzweifelhaft, doch
lassen sich seine Prägungen vorläufig nicht» aus
den übrigen Alexandermünzen ausscheiden. Vgl.
Babeion, Rots de Syrie III, Les Perses Achemenides
XLIX. Die sidonische Münze bei L. Müller,
Numism. d'Alexandre le Grand, Copenh. 1855 Nr.
1415 mit den Legenden ΛΑ und ΦΙ hat mit
Laomedon sicher nichts zu tun.
55) Arr. b. Phot. bibl. cod. 92, 34 Diod. XVIII 37, 6.
56) Diod. XVIII 37, 2. Arr. b. Phot. 30. Plut. Eumen.
8, 2. Corn. Nep. Eumen. 5, 1. App. Syr. 52.
Droysen,

57) Arr. b. Phot. 25. Es brauchen übrigens von
vornherein keineswegs eigennützige Pläne ge-
wesen zu sein, die Laomedon in seinem Ver-
halten bestimmten. Die Überführung von Alexan-
ders Leiche zum Ammonion war im grofsen
Ausgleich festgesetzt worden (Diod. XVIII 3, 5
Justin XIII 4, 6); man behauptete später sogar,
sie sei Alexanders eigener Wunsch gewesen
(Curt. X 5,4); Perdikkas wollte aber diese Be-
stimmung eigenmächtig abändern und die Leiche
nach Aigai in Makedonien bringen (Paus. I 6, 3
vgl. Droysen, Hell. II I2 111, 2).
5S) Diod. XVIII 43. App. Syr. 52. vgl. Mithr. 9.
59) Arr. b. Phot. 39 ff. Diod. XVIII 37, 2. 41, 7.
a. a. O. 281.

44—47. Polyaen IV 6, 7. Niese
Hell. II i2 179 ff.
 
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