Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

DOI Artikel:
Judeich, Walther: Der Grabherr des "Alexandersarkophags"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0209
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Judeich, Der Grabherr des Alexandersarkophags. i8l

das Schwert in der Hand ihm gegenübersteht, das aufbäumende Rofs hat schon
einen Speerstofs in die rechte Brust erhalten, die abgebrochene Spitze steckt
darin. Bald wird es zusammenbrechen und damit ist wol auch das Geschick seines
Reiters entschieden. — Manches scheint hier an Diodors Beschreibung der Ent-
scheidungsschlacht des Antigonos gegen die Perdikkaner bei Kretopolis (319) zu
erinnern, auch sind damals die Verluste der Perdikkaner sehr stark gewesen und
unter den gefangenen Führern wird Laomedon nicht genannt61, so ist es wol mög-
lich, dafs diese Schlacht gemeint und Laomedon in ihr gefallen ist.
Die Niederlage der Perdikkaner fand an der phrygisch-pisidischen Grenze
statt. Und wenn wirklich Laomedon dabei den Tod fand, bleibt es noch zu er-
klären, wie er gerade in Sidon bestattet wurde. Dafür lassen sich nur Vermutungen
aussprechen, da jede Nachricht fehlt, aber Vermutungen von gröfster innerer Wahr-
scheinlichkeit. Laomedon war eben Statthalter Phoinikiens und Syriens gewesen,
und wie Eumenes’ letzte Reste durch Antigonos von Medien an die Seinigen, d. h.
vermutlich nach Eumenes’ Statthalterschaft Kappadokien, geschickt wurden zu ehren-
voller Bestattung62, so könnte das auch mit denen Laomedons geschehen sein.
Sidon war Phoinikiens Hauptstadt (S. 169), und die Gruft seiner Stadtkönige der
rechte Ort, um den zeitweiligen Fürsten des ganzen Landes beizusetzen. Freilich
ist der Mann, der den Todten in so prunkvollem reichgeschmücktem Sarkophag
bestatten liefs, schwerlich sein politischer Feind gewesen, etwa Antigonos oder
Ptolemaios. Das liebevolle genaue Eingehen auf sein ganzes Leben setzt einen
Freund voraus, und ungesucht bietet sich hier der einzige Grieche, der neben Lao-
medon eine Satrapie nach Alexanders Tode erhielt, dem es mit meisterhafter Staats-
und Feldherrnkunst und zäher Energie gelang sich wirklich noch eine Zeit lang als
Statthalter zu behaupten, der Führer der Griechen an Alexanders Hofe, der Freund
und Helfer des Perdikkas und vermutlich auch Laomedons enger persönlicher Freund:
Eumenes von Kardia. Er mag, als er 319 in Phoinikien festen Fufs gefafst hatte,
(vgl. S. 169) die vorläufig bestattete Leiche —- sie war mumificirt — nach Sidon
haben überführen und dort Grabkammer und Sarkophag haben anfertigen lassen.
Die anderen mit dem »Alexandersarkophag« zusammengehörigen (S. 166) und des-
halb wahrscheinlich ebenfalls von Eumenes bestellten einfacheren Sarkophage werden
dann wol einem ähnlichen pietätvollen Zweck gedient haben. Die eine Frauenleiche
könnte man für die Gattin Laomedons halten, von der wir freilich nichts wissen,
die andere für Perdikkas’ Schwester Atalante, an die schon Hamdy (S. 77) gedacht
hat, die Männerleiche für den Reichsverweser Perdikkas selbst, deren Gebeine viel-
leicht wie die des Laomedon zunächst schmucklos bestattet und dann offen oder
heimlich von der vorläufigen Grabstätte nach Sidon überführt worden waren. Hier
fehlt allerdings jeder feste Boden. Eine sichere Bestimmung der Inhaber dieser
Nebensarkophage wird, wenn uns nicht noch einmal ein besonderer Inschriften-

61) Diod. XVIII 45, 3.
G2) Diod. XIX 44, 2. Plut. Eumen. 19, 1. Com. Nep. Eunien. 13, 4.
Jahrbuch des archäologischen Instituts X.

Niese a. a. O. 270.
u
 
Annotationen