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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 14.1899

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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Die griechischen Technopaegnia
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https://doi.org/10.11588/diglit.41309#0069
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U. v. Wilamowitz Moellendorff, Die griechischen Technopaegnia.

Simias nach solchen Analogien, die sich doch damals massenhaft dem Antiquar
bieten mufsten, im Sinne des Epeios und der Verfertiger des uralten Eros zu
schreiben glaubte, und seiner Zeit, die so viele altertümelnde Passionen hat, steht
das nicht schlecht zu Gesichte. Es fehlt nicht an einer Spur, dafs man auch die
archaische Weise beachtete, die eine Inschrift so um einen Gegenstand, z. B. eine
Basis herumlaufen liefs, dafs Anfang und Ende unklar ward30. Andererseits wird
darauf zu achten sein, ob die Weihinschrift nicht überhaupt zuweilen sich dem
Gegenstände angepafst hat. Das 37. Epigramm des KallimaThos ist auf einen leeren
Köcher gemacht, den der ausgediente Soldat weihte: es ist in siebensilbigen Versen ge-
halten, wie sie das Epigramm sonst nicht hat, und der Name ging in viele andere Verse:
offenbar standen die Verse auf dem Köcher, und hat der Ort, wo sie stehn sollten, den
Dichter veranlafst, dieses Versmafs zu wählen. Doch es mufs die Untersuchung der
Epigramme auf das, was sie weihten und wo sie standen, in grofsem Zusammenhänge
und mit stetiger Berücksichtigung der monumentalen Überlieferung, der Kunstwerke
sowohl wie der Inschriften, namentlich der Schatzverzeichnisse, vorgenommen werden.
So aussichtslos es ist, aus den armseligen ekphrastischen Gedichten der Spätzeit
brauchbares archäologisches Material zu gewinnen, und so wertlos die dort genannten
Künstlernamen sind: hier, in den hellenistischen und noch älteren Gedichten31 liegt
ein grofses und gutes Stück Kulturgeschichte dem, der es heben will, bereit. Und
nur aus den Monumenten werden diese Gedichte verständlich werden: es mufs auch
hier das Verstehen an die Stelle des Konjizierens treten, und das Verständnis aus
der sinnlichen Anschauung genommen werden.
U. v. Wilamowitz Moellendorff.

30) Das Scholien AT zu Homer Γ 156 sagt, Homer
hätte mit dem Lobe Italiens V. 156—-58 das
erste »dreieckige Epigramm« gemacht, weil die
drei Verse von vorn und hinten gelesen Sinn
geben. Derselbe Terminus, daneben κύκλος,
wird von Hermias und Philoponus zu der viel-
behandelten Stelle des Aristoteles Anal. II 77V32
für das homerische Midasepigramm verwandt,
von dem schon Platons Phaidros hervorgehoben
hatte, dafs es keinen Anfang und kein Ende

hätte. Vgl. Lobeck Agl. I 383, Immisch Studien
für Lipsius in.. Offenbar sollten solche Epi-
gramme als Dreieck oder Kreis geschrieben
werden.
31) Schon kaum in ihren periphrastischen Nach-
ahmungen, die die phönikische Schule, Anti-
patros u. s. w., schon massenhaft produciert.
Man paraphrasiert alte Weihgedichte, weil man
der veränderten Sitte gemäfs nicht mehr in den
Fall kommt, frische Weihungen zu verherrlichen.
 
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