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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 14.1899

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Schöne, Hermann: Die Dioptra des Heron
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https://doi.org/10.11588/diglit.41309#0101
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DIE DIOPTRA DES PIERON.
Unter den Schriften des Mechanikers Heron von Alexandria ist eine Ab-
handlung περί διόπτρας erhalten, welche ausführliche Anweisungen zum Bau und zur
Handhabung eines kombinierten Visier- und Nivellierinstruments enthält und eine
der Hauptquellen unserer Kenntnis der antiken Feldmefskunst ist. Sie ist zuerst
im Jahre 1814 in einer italiänischen Übersetzung des Physikers Venturi bekannt
geworden* 1; den griechischen Text hat Vincent im Jahre 1858 publiziert2. Ihnen
beiden lagen nur Handschriften der Renaissance vor, die viel zu wünschen übrig
liefsen; inzwischen ist jedoch in dem Mynascodex der griechischen Kriegsschrift-
steller in der Pariser Nationalbibliothek (Supplement grec n. 607) der Archetypus
der gesamten, uns noch fliefsenden Überlieferung aufgefunden worden. Damit
dieser jetzt allein mafsgebenden Handschrift nicht nur eine zuverlässigere Grund-
lage der Wortkritik, sondern auch eine Reihe neuer Anhaltspunkte zur Entscheidung
anderer, bisher strittiger Fragen gewonnen ist, so wird ein neuer Versuch, die
Dioptra des Heron und die dazu gehörenden Richtlatten nach der Beschreibung zu
rekonstruieren und durch Abbildungen zu veranschaulichen, nicht überflüssig sein.
Weitaus das Beste für das Verständnis dieses Abschnittes der Schrift hat Venturi
geleistet, dessen Sachkunde hier wie in allen seinen verwandten Arbeiten glänzend
ans Licht tritt; seine Rekonstruktion des Instruments steht jedoch nicht durchgängig
mit den Angaben des Schriftstellers selbst im Einklang und bedarf deshalb noch
in mehreren Punkten einer Modifikation.
In dem einleitenden Kapitel rühmt sich Heron (S. 174, 8 ff. Vincent) ein
Instrument erfunden zu haben, das zur Lösung sämtlicher Aufgaben der Dioptrik
geeignet sei, während seine Vorgänger auf diesem Gebiete schon für einen be-
schränkteren Kreis von Aufgaben mehrerer verschiedener Apparate bedurft hätten.
Andererseits aber giebt er an verschiedenen Stellen des zweiten Teils seiner Schrift,
wenn er sich anschickt, die Lösung einer praktischen Aufgabe mitzuteilen, die An-
weisung, eine bestimmte Art von Dioptra herzustellen3, so dafs man den Eindruck
gewinnt, als benutze auch er verschiedene Instrumente. Der scheinbare Widerspruch,
der hierin liegt, klärt sich am einfachsten unter der Voraussetzung auf, dafs einzelne
Teile des Apparats zum Abnehmen eingerichtet gewesen sind und nach dem Be-
dürfnis des gerade vorliegenden Falls mit einander haben vertauscht werden können.
]) Commeiwarii sopra la sioria e le teorie dell’ ottica 3) Vgl. p. 204,3 Vincent, κ,ατεβκεΰασθω ή διόπτρα
I, 77 ff. ή δυναυ.ένη όπίπεδα πρός όρθάς «λλήλοις διοπτεΰειν.
2) Notices et extraits t. XIX, 2« partie (Paris 1858) p. 208, 5 ή . . διόπτρα ή τδ ή,αικύκλιον έ'χουσα
157 — 337· (κείσ9ω) πρός τω Α.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XIV.

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