Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 14.1899

DOI article:
Winter, Franz: Studien zur älteren griechischen Kunst
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41309#0084
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
74

Winter, Studien zur älteren griechischen Kunst.

Orchomenos14 zum Vorschein gekommen. Auch in Unteritalien sind Stücke dieser
Art gefunden, in Reggio15, Locri, Cumä16.
Fast überall erscheinen sie zusammen mit Vasen, die nachmykenischen
Gattungen angehören. Im Ganzen läfst sich sagen, ohne dafs sich das für jeden
einzelnen Fall belegen liefse, dafs sie als Begleiter einerseits der sogenannten
protokorinthischen Waare, andererseits der entwickelteren von den Funden auf
Rhodos bekannten Gefäfse auftreten. Dafs sie durch den Idandel eingeführt sind,
ist für viele Stellen, wie für die italischen Fundplätze, von vornherein aufser Frage,
für manche, wie z. B. für Thera, dadurch gesichert, dafs abweichende einheimische
Waare neben ihnen vertreten ist. Von wo aus ihre Verbreitung stattgefunden hat,
ist bisher nicht mit voller Bestimmtheit festgestellt. Aber dafs ihr Fabrikationsort
im griechischen Osten zu suchen ist, ist nach den Ausführungen von Heuzey17 und
Ivekule 18 nicht mehr zweifelhaft und allgemein anerkannt19. Mehr als ein Mal ist
die Ähnlichkeit mit den Branchidenstatuen vom heiligen Wege hervorgehoben.
Die Funde der jüngsten Zeit haben zu einer genaueren Bestimmung des
Ursprungs nichts Sicheres beigebracht, führen aber doch in einem Falle zu einer
wahrscheinlichen Vermutung. Boehlau hat bei seiner Ausgrabung der Nekropole von
Samos eine gröfsere Menge von Vasen der sogenannten Fikelluragattung gefunden
und diese mit einleuchtenden Gründen als Erzeugnisse der einheimisch Samisclren
Keramik nachgewiesen20. Die Terrakotten nun, die in der Nekropole zum Vor-
schein kamen, gehören sämmtlich der in Rede stehenden Art an und sie haben sich
in solchen Gräbern gefunden, die vorwiegend grade Samische Vasen, daneben nur in
vereinzelten Fällen auch fremde Waare enthielten. Der Schlufs, dafs die Terrakotten
gleich den Vasen als einheimisch Samische Erzeugnisse zu betrachten sind, liegt
nahe21: er läfst sich, wie ich glaube,, auch durch weitere Erwägungen stützen.
Es mag zunächst mit einigen Worten die Stellung bezeichnet werden, die
diese Terrakotten, die wir kurz »Gefäfsfiguren« bezeichnen wollen, in der Geschichte
der Griechischen Kunst einnehmen.
Den geometrischen Vasen entsprechen in der Entwickelungsstufe die brett-
artigen Thonfiguren, die unter dem Namen Papades bekannt sind und besonders
zahlreich in Böotien gefunden werden. Ähnlich primitiv ausgeführte Brettfiguren
und roh geformte Rundfiguren kommen als einheimisches Fabrikat in den östlichen
Fundstätten in den älteren Schichten vor22. Diesen kunstlosen Gebilden schliefsen

H) Bulletin de correspondance hellenique 1895 S. 170t.
15) Bruchstück einer stehenden weiblichen Figur im
Museum in Reggio.
16) Stehende weibliche Figuren aus Locri und
Cumä im Museo nazionale in Neapel.
17) Heuzey, Terres cuites du Louvre S. 9 zu Taf. 11.
Catalogue des figurines du Louvre S. 226.
18) Terrakotten von. Sicilien S. 5.
19) Vgl. Furtwängler, Archäol. Studien H. Brunn
dargebracht S. 74. Pottier, Lcs slatuettes de terre
Taf. 14. Archäolog. J;

cuite S. 38. Collignon, Histoire de la sculpture
grecque S. 189.
20) Boehlau, Aus Jonischen und Italischen Nekro-
polen S. 52 ff.
21) Auch die Art des Thones macht es wahrscheinlich,
dafs die Terrakotten heimische Waare sind, vgl.
Boehlau S. 155.
22) Als Beispiele seien die auf Rhodos gefundenen
Stücke genannt, Heuzey, Terres cuites du Louvre
Taf. 13. 1. 3. Salzmann, Necropole de Camiros
irbuch 1886 S. 154 p.
 
Annotationen