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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 29.1914

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Pfuhl, Ernst: Der klazomenische Polyxenasarkophag und die Vase Vagnonville
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https://doi.org/10.11588/diglit.44616#0043
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E. Pfuhl, Der klazomenische Polyxenasarkophag und die Vase Vagnonville.

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DER KLAZOMENISCHE POLYXENASARKOPHAG UND
DIE VASE VAGNONVILLE..
Vor dem klazomenischen Polyxenasarkophag in Leiden hatte ich mir im Jahre
1907 notiert und skizziert, der Tymbos werde von zwei Sphingen bekrönt, die einander
gegenüber auf einer knappen Stufe säßen, die Schwänze schleifenförmig hochgeringelt.
Die rechte Sphinx scheint mir auch auf der Tafel Jahrb. XXVIII 1913, 3 deutlich.
Ich würde diese Reisenotiz nur den Leidner Kollegen brieflich zur Prüfung vor-
gelegt haben, wenn nicht Hauser a. a. O. 274 dort, wo ich zwei Sphingen sah, loderndes
Feuer erkennte und damit auf die Frage des Tumulus über brennendem Scheiter-
haufen zurückkäme J). Diese Frage bedarf aber der gemeinsamen Aufmerksamkeit
der Fachgenossen, damit wir aus der Aporie herauskommen, die Robert, Hermes
XLIX 1914, 21, 1, feststellt·—denn auch diese, an glänzenden Lösungen so überreiche
Abhandlung macht vor der Vase Vagnonville Halt. Ich stelle mich durchaus auf
den Standpunkt von Robert und gebe natürlich meine Reisenotiz, daß auf der Vase
Granatäpfel am Sockel des Tumulus dargestellt seien, preis gegenüber der genauen
Untersuchung des Originals durch Durm, Hauser und Kern 2). So gern ich mich
nun in die Reihe stellte, an deren Spitze der Altmeister Brunn steht, und so ungern
ich mich gegen Hausers Autorität wende — ich kann so wenig wie Robert die Frage
des brennenden Tumulus für gelöst halten.
Durm und Hauser vertreten Auffassungen, die von der Engelmannschen wesent-
lich verschieden sind. Engelmann nahm an, daß über jenen tiefen Brandgräbern
mit Luftrinne Grabmäler errichtet werden konnten, aus welchen nach der Fertig-
stellung noch Flammen herausschlugen. Meine Bedenken dagegen führt er in seinem
Schlußwort nicht mehr auf Begriffstutzigkeit zurück; er habe nicht ‘die ganze Grabes-
frage’ aufrollen gewollt. Dies ist aber doch die methodische Forderung, wenn man
eine singuläre Grabdarstellung erklären will: man muß den Ausgrabungsbefund
übersehen und das, was vergleichbar erscheint, nicht nur andeuten, sondern die
praktischen Möglichkeiten scharf durchdenken. Daß dies bei Engelmanns Vor-
schlag zu keinem brauchbaren Ergebnis führt, glaube ich gezeigt zu haben, und
ein Kenner attischer Gräber wie Pernice hat mir zugestimmt 3).
Seitdem ist die Frage durch Durm und Hauser sehr vereinfacht worden. Hauser
betrachtet den Tymbos nicht als massiven Aufbau über einem unterirdischen Grab-
schacht, sondern als eine Art Verbrennungsofen wie ein Kohlenmeiler — also etwas
ganz Ähnliches wie die Töpfer- und Hochöfen auf den korinthischen Pinakes 4).

J) Österr. Jahresh. XI 1908 Beibl. 107 ff., dort
die weitere Literatur. Daß mein Manuskript
anders aussah als das, was gedruckt ist, kann
sich der kundige Leser denken; ich habe schließ-
lich nur mein Reichsdeutsch zur Not hergestellt,
obwohl die redaktionellen Änderungen der Form
4) Z. B. Ant. Denkm. IT. 8, 1,

auch die Klarheit des Inhalts beeinträchtigt
haben.
2) Durm, Österr. Jahresh. XII 1909 Beibl. 209 ff.
Hauser a. a. 0. Kern bei Robert a. a. 0.
3) Gercke und Norden, Einleitung in die Alter-
tumswissenschaft II 63.
4, 12, 19 b, 22; II T. 40, 21 a.

Jahrbuch des archäologischen Instituts XXIX.

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