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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 29.1914

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Dehn, Georg: Die Statue des Joven Orador in Madrid: (Zu Jahrbuch XXVII (1912) S. 199 ff.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44616#0141
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G. Dehn, Die Statue des Joven Orador in Madrid.

121

DIE STATUE DES JOVEN ORADOR IN MADRID.
(Zu Jahrbuch XXVII J1912) S. 199 ff.)
In den Jahresheften des Österreichischen Instituts Bd. XV S. 279 hat Wilhelm
Klein meine Stellungnahme zu der Statue des Joven Orador angegriffen. Ich be-
schränke mich auf folgende Richtigstellung:
Durch das außerordentlich liebenswürdige Entgegenkommen der Direktion
des Kgl. Münzkabinetts in Berlin habe ich die bewußte Münze von Anchialos T)
im Abguß studieren können 3). Es ergab sich dabei sofort, daß ich 3) mich in einem
Punkt durch die ungenaue Abbildung im Jahrbuch XIII 4) hatte täuschen lassen:
die Stellung der Beine stimmt entgegen meiner damaligen Behauptung im wesent-
lichen mit der des Joven Orador überein. Im übrigen kann ich getreu der mir von
Klein gewidmeten Formel »Dehn kann nicht sehn« ebenso wie Pick 5) und die Be-
arbeiter der Antiken Münzen Nordgriechenlands Bd. II Thrakien 6) weder die Herme
noch das darüberliegende Gewandstück erkennen. Und zwar erklärt sich dieses
Nichtsehen der Herme nicht etwa, wie Klein zu meinen scheint, durch den Mangel
»der porträthaften Wiedergabe des Kopfes«, sondern durch die höchst einfache
Tatsache, daß überhaupt kein Kopf vorhanden ist, und daß die Form der ganzen
Stütze niemals die einer Herme ist, sondern wohl am richtigsten mit Pick 7) als hohe
Stele bezeichnet wird. Was nun das »Gewand über der Herme« betrifft, so bleibt
es Klein vorbehalten, es als vorhanden zu erkennen; der Abguß zeigt auch nicht die
kleinste Spur davon 8).
Ist nun auch, worauf ich noch zurückkomme, überhaupt die Münze von ganz
untergeordneter Bedeutung für das Problem der Madrider Statue, so sei doch noch
darauf hingewiesen, daß die Gruppierung des Kindes im Verhältnis zur Statue auf
dem Münzbild völlig abweichend ist von der der Kleinschen Rekonstruktion, die
sich aus den vorhandenen Resten ergab: Die Vertikalachse des Kinderkörpers liegt
auf dem Münzbild außerhalb der Stele, während sie bei der Madrider Statue beinahe
mit der Vertikalachse der Stele zusammenfällt.
Die Abweichungen des thrakischen Münzbildes bildeten aber nicht den Haupt-
inhalt meiner Ausführungen im Jahrbuch 1912 (3 Zeilen Text); es wurde hier an
der Hand von Abbildungen der Beweis erbracht, daß der zugehörige Kopf des Joven
Orador in Madrid in Zukunft nicht mehr als getreue Kopie eines griechischen Originals,

Vgl. Archäol. Jahrb. XXVII 1912, 200, 5 —
dazu »die Antiken Münzen Nord-Griechenlands«
Bd. II Thrakien Taf. VI 12 S. 223 Nr. 427.
2) Bei der Vorzüglichkeit der Abbildung auf der
Tafel des thrakischen Münzkorpus (vgl. Anm. 1)
genügt es, auf diese zu verweisen, da sie alles,
was der Abguß zu sehen erlaubt, wiedergibt.
3) Archäok Jahrb. 1912 S. 200.
4) Behrend-Pick S. 173 Taf. X 33.

5) Vgl. Anm. 4.
6) Vgl. Anm. 1.
7) a. o. a. 0.
8) Zu meiner Beruhigung habe ich eine Reihe
von Fachgenossen um ihre Meinungsäußerung
über diese zwei Punkte gebeten; ich habe niemand
gefunden, der trotz bester Vergrößerungsgläser
Herme und Gewand auf der Münze zu erkennen
vermochte.

Jahrbuch des archäologischen Instituts XXIX.

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