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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 29.1914

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Friedländer, Paul: Die Anfänge der Erdkugelgeographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.44616#0119
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P. Friedländer, Die Anfänge der Erdkugelgeographie.

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mässe auf der großen Kugel, daß wir um das innere Meer hcrumwohnen »wie Frösche
oder Ameisen um eine Pfütze«.
Unser Wohnplatz ist aber nur einer von vielen, die als Vertiefungen, Gruben
oder Höhlungen (κοίλα) rings um die Erdkugel verteilt sind. In diesen Ver-
tiefungen sammelt sich Wasser, Nebel und Luft, während »die eigentliche Erde«

(αυτή ή γή), also die Kugeloberfläche gleich-
sam dort, wo sie stehen geblieben und nicht
ausgehöhlt worden ist, in den reinen Äther
hinaufragt. Dies alles ist ganz genau vor-
gestellt und wird durch Zeichnungen (Abb. I
u. 2) am schnellsten klar. Unten auf dem
Boden der Einsenkung hat sich das Wasser
gesammelt, über ihm steigt das Land empor,
auf dem wir wohnen, umströmt von der Luft,
und die höchste Stufe ist »die eigentliche
Erde«, zu ihren Füßen umspült vom Luft-
meer wie unser Wohnort vom Wassermeer,
und selbst in den Äther ragend wie unser
Wohnort in die dichtere und trübere Luft.
Wie scharf dies gesehen und wie anschaulich
es gedacht ist, lehrt ein Einzelzug vielleicht
am besten: Die »eigentliche Erde« hat ganz
unserem Wohnort entsprechend ihre Inseln,
»die von der Luft umflossen werden und

Abb. 1. Zum »Phädon«. Erdkugel. (Die dunklen
Stellen sind die »Höhlungen«, in deren einer
unsere Oikumene liegt; weiß geblieben ist die
eigentliche Kugeloberfläche.)


nahe am Festland liegen« (in a). Ein Blick auf die Abbildung 2 zeigt, warum
sie fern vom Festland, also aus der Mitte der Höhlung aufragend nicht wohl gedacht
werden konnten.


Abb. 2. Zum »Phädon«. Durchschnitt durch die halbe »Höhlung« unserer Oikumene.
(Die Figur ist nach rechts ungefähr symmetrisch zu ergänzen.)

Was wir bisher verfolgt haben, ist ein rein naturwissenschaftliches Gedanken-
gebilde, das gar nichts eigentümlich Platonisches in sich trägt und von irgendeinem
Physiker erdacht sein kann. Bald aber wird an dem Glanz der Schilderung Platons
 
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