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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 29.1914

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Malten, Ludolf: Das Pferd im Totenglauben
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https://doi.org/10.11588/diglit.44616#0217
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ι8ο

L. Malten, Das Pferd im Totenglauben.

(Beri)klymenosT); und dieser heißt in anderen Genealogien Sohn des Poseidon2) und
empfängt von Poseidon die Gabe, sich in die mannigfachsten Gestalten zu ver-
wandeln, eine Gabe, die noch der neugriechische Todesgott Charos besitzt 3). Sie
alle, Poseidon, Hades, Neleus, Periklymenos variieren in dieser Sage in verschiedenen
Ausdrucksformen den gleichen Begriff des Unterweltsherrn 4) ■ Poseidon ist unter
ihnen die Gestalt mit dem umfassendsten Wesensgehalt; daher er hier und sonst
genealogisch als der Water’ erscheint. In der kyrenäischen Sage sind der 'Herr der
weiten Höllentore’, Eurypylos, und 'der, den man nur mit frommem Schauder
nennt’, Euphemos, Poseidonsöhne; ihre Sage spielt am Tainaronkap, wo zugleich
Poseidon und Hades wohnen 5). Erichthonios-Erechtheus, der 'gewaltige Herr der
Chthon’ (unten S. j8pf.), verbindet sich auf der Akropolis mit dem Poseidon im
Burgfelsen zu einer Gestalt. Erginos von Orchomenos ist Sohn des Poseidon 6) oder
des Klymenos 7), ebenso entstammt Idas bald dem Poseidon 8), bald dem Klyme-
nos 9), Nykteus dem Poseidon10) oder dem Chthonios IJ); Hyperes ist Sohn des
Poseidon13) oder des Melas *3). Chthonios gilt als Poseidonsohn T4), der'Allaufnehmer’
(Polydektes) *5) ist Sohn des Poseidon l6); durch Vermittelung des (fremdländischen)
Chrysaor ist der Unterweltsgott Geryones J7) Enkel des Poseidon. In Koroneia

x) Hesiod Rz. frg. 112 b (Wilamowitz Herrn. XXXIII
1898, 522) Klymenos selbständiger Unterwelts-
gott in Hermione (Lasos bei Athen. 624 E), an
der Seite der Chthonie (Paus. II 35, 9), die Lasos
Kore nennt. Periklymene Mutter des ‘Unbe-
zwinglichen’ (Admetos) im Argonautenkatalog
bei Hygin Fab. 14. Περικλύριενος δ Πλούτων
Hes. s. v.
2) Sohn des Poseidon Pindar Pyth. IV 173 ff. (Eurip.
Phoen. 1163 K.) und der Chloris (Schol. Find.
Nem. IX 57 ff.); über letztere unt. S. 188;
über die ursprüngliche Einheit der beiden Peri-
klymenoi der Sage Wilamowitz, Aischylos, Inter-
pretationen 102, 2.
3) Hesiod a. a. 0. Periklymenos verwandelt sich in
Adler (so auch Hygin Fab. 10), Ameise, Biene und
Schlange. In neugriechischen Volksliedern ver-
wandelt sich Charos in Schlange, Adler und
Schwalbe (B. Schmidt, Volksleben der Neugriech.
228, 231). In einem von Radermacher Jenseits
110, 2 angezogenen Beleg im Testamentum
Abraham wandelt sich Θάνατος in mannigfache
Gestalten, auch die wechselnde Gestalt der Empusa
(Aristoph. Frösche 288 ff.) gehört in diesen
Zusammenhang.
4) Die Konsequenz, in diesen Sagen Poseidon als
Meergott zu fassen, mußte zu Formulierungen
führen, die den inneren Widerspruch in sich
tragen, wie in Useners Satz ‘Periklymenos, der
ebenso gewiß zur Sippe des Poseidon gehört wie

er seiner Benennung nac'h ein Hades ist’ (Rhein.
Mus. LIII 1898, 367 = Kl. Schrift. IV 295).
Demzufolge mußte Usener auch den Neleus als
den Verkörperer des ‘Götterstromes’ fassen
(Göttern. 13, Rhein. Mus. a. a. 0. 353, Stoff
des griech. Epos 8) und den Neliden Nestor
als άλιος γέρων (Stoff des griech. Epos 8 f.). —
Die nahen Beziehungen von Neleus zu Poseidon
betonte bereits Wilamowitz Sitzungsber. Berl.
Akad. 1906, 67; 1910, 389, 2, Gotting. Anz.
1914, 7i f·
5) Kyrene 120 f.
6) Apoll. Rhod. I 185 ff.
7) Pind. Olymp. IV 19. In der Erginossage wird
Klymenos im Poseidonhain zu Onchestos ver-
wundet (Apd. Bibi. II 67).
8) κατά πολλούς Apd. Bibi. III 117.
9) Parthen. Narr. amat. 13.
10) Sohn des Poseidon Hyg. Astron. 2, 21, Fab. 157,
Enkel des Poseidon Apd. III in.
XI) Apd. Bibi. III 40.
I2) Paus. II 30, 8.
x3) Pherekydes FHG I 86, 55.
*4) Diod. 5, 53, 1.
x5) Homer. Hymn. auf Demeter 9 nennt den Hades
πολυδέκτης, 17, 430 πολυδέγμων.
16) Tzetz. Lyk. 838, Abkömmling Poseidons bei
Pherekydes Schol. Apoll. Rhod. IV 1091.
17) Wilamowitz Herakl. 2 I 65, zuletzt Weicker P.-W.
VII 1289.
 
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