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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 34.1919

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Rodenwaldt, Gerhart: Zeus Bronton
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https://doi.org/10.11588/diglit.44573#0088
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G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.


Geldbeutel als Hermes. Das Relief ist im Basar von Konstantinopel gekauft worden;
Cumont läßt es unentschieden, ob es aus Thrakien oder Kleinasien stamme. Es
ist überraschend, daß gerade Cumont die stilistischen und inhaltlichen Beziehungen
entgangen sind, die das Relief in einen ganz bestimmten Kunstkreis weisen.
Stilistische Kriterien sind bei pro-
vinzialen Werken später Zeit und
schlechter Qualität mit besonderer Vor-
sicht anzuwenden. Manche Eigentüm-
lichkeiten des Reliefs, wie z. B. Form
und Anordnung der Büsten, gehören der
allgemeinen Kunstsprache der das ägä-
ische Meer umgebenden Länder in der
späten Antike an; dafür wären neben
den unten erwähnten phrygischen Monu-
menten als Beispiele aus Thrakien und
Attika die im B. C. Η. XXXVII 1913,
105, Fig. 3 und in der Άρχ. Έφ. 1913,
201, Fig. 3 abgebildeten Grabreliefs zu
nennen. Was aber unserem Relief einen
besonderen Charakter gibt, ist die starke
und bewußte, nicht nur lineare, sondern
ornamentale Stilisierung, die besonders
an der Büste des Zeus, namentlich an
Haar und Bart, hervortritt. Diese gleiche
Ornamentalisierungfindetsichin derselben
scharf und bestimmt ausgeprägten Form
bei einer Gruppe nordphrygischer Grab-
reliefs, die jetzt am bequemsten in der
von Abbildungen begleiteten Zusammen-
stellung von G. Mendel in seinem Katalog
des Museums vonBrussa (B.C.H. XXXIII
1909, 283 ff.) studiert werden kann; das
in der Qualität vielleicht beste Exemplar
dieser Gruppe (Abbildung 2) ist von
AKU ■ κ η κ , · ,λ · , Perdrizet in B. C. Η. XX 1896, Taf. 16
Abb. 2. Phrygische Grabstele m Konstantinopel.
veröffentlicht worden *). In diesen Werken
finden sich nun für alle Einzelheiten des Brüsseler Reliefs die nächsten Parallelen; ich
verweise auf die Form der Büsten (Mendel a. a. O. Nr. 51), die Übereinstimmung
des Helios mit der solaren Gottheit auf dem von Perdrizet veröffentlichten Relief,
auf die Stilisierung des Vogels (Mendel Nr. 49 und 50), vor allem aber auf das


’) Danach abgebildet von Studniczka, Tropaeum
Traiani (Abhandl. Sachs. Ges. d. Wiss., Bd. 22),

133, F·?· 69 und bei Daremberg-Saglio s, V.
luna p. 1395, fig. 4670.
 
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