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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 34.1919

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Rodenwaldt, Gerhart: Zeus Bronton
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https://doi.org/10.11588/diglit.44573#0089
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G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.

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ornamentale Linienspiel bei der Büste des Mannes auf dem Perdrizetschen Relief,
das der Stilisierung des Gewandes auf der ganzen Gruppe von Stelen entspricht.
Hat die stilistische Betrachtung einmal den Weg nach Phrygien gewiesen, so
ergibt sich die Interpretation des Reliefs von selbst. Der Zeus ist Zeus Bronton
Diese Gottheit wurde namentlich in Verbindung mit dem Totenkult in dem in
Betracht kommenden Teile Phrygiens in der Zeit, in die unsere Reliefgruppe fällt,
so hoch und so allgemein verehrt1), daß wir unbedenklich jede Darstellung des
Zeus als Zeus Bronton ansprechen dürfen. In <
weitere ergänzende und bestätigende Momente hinzu.
Der Adler ist neben der Schulter des Gottes ange-
bracht, wie er auf dem von A. Koerte (A. Μ. XXV1900
416, Abb. 26) beschriebenen Altar auf der rechten
Schulter der nach der Beschreibung sehr ähnlich
gestalteten Büste des Zeus Bronton sitzt. Wenn
wir auf den Stelen bei Mendel Nr. 49 (danach
Abb. 3) und Nr. 50 den ganz gleich, auf Nr. 48 und
auf der Stele bei Perdrizet (Abb. 2) den ganz
ähnlich stilisierten Vogel angebracht sehen, so
werden wir darin nicht einen beliebigen Vogel,
Bronton sehen dürfen2), auch wenn die Weihung
in den zugehörigen Grabinschriften nicht be-
sonders ausgesprochen ist, oder die Weihung
einer anderen, aber im Kult mit Zeus Bronton
verbundenen Gottheit gilt; treten doch häufig
auf den phrygischen Grabsteinen die Symbole
der Gottheiten an die Stelle der Abbildung der
Gottheiten selbst 3). in Brussa.

Falle kommen nun noch

Abb. 3. Phrygische Grabstele


sondern eben den Adler als Symbol des Zeus

■) Vgl. Cumont s. v. Bronton b'ei Pauly-Wissowa;
grundlegend A. Koerte, Gött. gel. Anz. 1897,
404 und A. Μ. XXV 1900, 409 t. Daselbst die
ältere Literatur. Über die örtliche Umgrenzung
dieses Gebietes vgl. Koerte a. a. O. 410.
2) Richtig als Adler bezeichnet ist der Vogel in
den Sitzungsber, d. Berl. Akad. d. Wiss. 1888,
865 Nr. 7. Auf dem dort beschriebenen Relief
ist der Adler nach links gewandt. Zu der Zu-
gehörigkeit dieses Reliefs zu der Gruppe von
Altyn-Tasch in Brussa vgl. Mendel a. a. O.
285. — Etwas anders liegt es bei dem Adler,
der häufig als Giebelschmuck der phrygischen
Stelen erscheint (vgl. z. B. Abb. 2; Koerte, Gött.
gel.Anz. 1897,411 Nr. 60; Koerte, A. Μ. a. a. O.
407 Nr. 14, 408 Nr. 17; ferner die von Texier,
Description de l’Asie Mineure, Planches I 37

und von Le Bas, Voyage arch., Archit. Asie
min. pl. 34 abgebildeten Stelen). Während der
Adler auf der Bildfläche sein Vorbild offenbar
an einem berühmten Kultbilde hat, wo er auf
der Schulter des Gottes im Profil erschien, ist
die Darstellung in den Giebeln von den deko-
rativen Adlern entlehnt, die auch sonst als Giebel-
schmuck in der Architektur verwandt werden.
Daß aber gerade dieser Giebelschmuck auf den
phrygischen Stelen so häufig ist, hängt ver-
mutlich mit der sepulkralen Bedeutung des Zeus
zusammen. Die verschiedene Herkunft beider
Motive erklärt es, daß sie bei der Stele Abb. 2
beide auf demselben Monument erscheinen können.
3) Z. B. die Mondsichel auf der Stele Abb. 2 und
auf dem von Koerte, A. Μ. a. a. O. 416 t. Nr. 26
beschriebenen Altar.
 
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