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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 34.1919

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Rodenwaldt, Gerhart: Zeus Bronton
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https://doi.org/10.11588/diglit.44573#0096
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G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.

liehen Einfluß von provinzialem Kunsthandwerk wie dem palmyrenischen und dem
phrygischen auf den eigentlichen Verlauf der Entwicklung an den Brennpunkten
des Kunstschaffens nicht überschätzen. Gewiß kann es uns indirekte Aufschlüsse
geben, wo die große Kunst, deren Züge sie übertreibt und vergröbert, größtenteils
verloren ist, wie in Syrien, und gewiß ist'es möglich, daß z. B. die kleinasiatischen
λατύποι, deren Inschriften zuletzt Mendel a. a. O. 294 fr. zusammengestellt hat,
im vierten Jahrhundert nach den neuen Werkstätten der jungen byzantinischen
Kunst strömten und zumal in die dekorativen Arbeiten etwas von den Handwerks-
gewohnheiten ihrer Heimat mitbrachten. Aber wenn wir den Kern der Entwick-
lung zu fassen versuchen, so sind Kunstrichtungen wie die palmyrenische und die
phrygische nicht als unmittelbare Quellen der byzantinischen Kunst, sondern als
zeitlich vorangehende Parallelerscheinungen anzusehen. Aus einer plötzlichen
Übernahme klassischer Formen durch primitive und schlechte Kunstübung ver-
bunden mit einem den orientalischen Völkern eingeborenen ornamentalen Empfinden
entstehen Kunstwerke, die eine Menge von gemeinsamen Zügen mit derjenigen
Stilstufe aufweisen, die der langsamer sich umformende Hauptstamm der Kunst
erst Jahrhunderte später erreicht.
Gießen. G. Rodenwaldt.
 
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