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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 34.1919

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Bulle, Heinrich: Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian
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https://doi.org/10.11588/diglit.44573#0166
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H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.

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zunehmen geglaubt und jene in hadrianische, diese in flavischa Zeit gesetzt1).
Ein Unterschied besteht in der Tat, denn die Reliefs der Nordseite V—VIII sind
etwas dürftiger in der Komposition, magerer und linearer in der Ausführung,
während die der Südseite I—IV durch malerische Fülle und reichere Form
noch an Werke der flavischen Zeit zu erinnern scheinen. Dies ist jedoch
der Unterschied eines persönlichen, nicht des Zeitstiles, wie Sieveking später selbst
anerkannt hat2 3 4 5). Endlich hat Μ. Bieber alle Anzeichen und Beweise für hadrianischen
Ursprung sorgfältig gesammelt und zusammengestellt3), und damit hat sich die
Forschung einstweilen beruhigt. Man kann aber erheblich weiterkommen, denn
die über die Jagderlebnisse des Hadrian erhaltenen Dokumente gestatten, sowohl
die Deutung der Darstellung ins Einzelne aufzuhellen, wie auch die ursprüngliche
Verwendung der nach Stil und Inhalt ziemlich alleinstehenden Reliefs mit Wahr-
scheinlichkeit zu erschließen.
Jagdleidenschaft spielt auch sonst bei Kaisern eine gewisse Rolle, z. B. bei
Domitian und Trajan, die nach Wace für unsere Reliefs in Betracht kämen 4), bei
keinem anderen jedoch eine so beherrschende wie bei Hadrian.' Er war ja kein im
Herzen kriegerischer Kaiser, sondern beendigte die Feldzüge, die er notgedrungen
führte, lieber durch »Verständigung« 5), mit einziger Ausnahme des jüdischen
Aufstandes von 132/3 nach Chr., und so hat er nie einen Triumph gefeiert, außer
zu Beginn seiner Regierung 118 n. Chr. jenen dakischen im Namen Trajans. Die
kriegerischen Beinamen Germaniens Dacicus Parthicus, die er von seinem Adoptiv-
vater übernahm, legte er später wieder ab, und ließ sich lieber als Olympios
feiern6). Wenn er zwar ein großer Militärreformer war und eine ihn lange über-
lebende Heeresordnung nebst Exerzierreglement schuf, deren Durchführung er in
allen Teilen seines weiten Reiches persönlich überwachte, und wenn er dabei als
unermüdlicher Fußwanderer seinen Soldaten im Ertragen jeglicher körperlichen
Mühen ein Beispiel gab 7) — als Leistungen persönlichen Mutes konnte er seinen
Biographen nur das Bestehen gefährlicher wilder Tiere überliefern, die denn auch
ausgiebig davon Notiz nehmen. Ein Münzbild, Hadrian zu Pferd gegen einen Löwen,
trägt die Umschrift VIRTUTI AUGUSTI8).
Daß er selber es war, der das Gedächtnis dieser ihm gewaltig erscheinenden
Jagdtaten pflegte, beweist die poetische Verherrlichung durch kaiserliche Verse,
für welche sich diskrete Anlässe bei der Weihung von Jagdtrophäen boten, sowie
auf den Grabmälern, die er nach dem Zeugnis der Biographen seinen Jagdhunden
und -pferden zu setzen liebte?). In der Tat ist ein auch von den Schriftstellern

>) Röm. Mitt. XVII 1907, 345 f.
’) Berl. pliil. Wochenschr. 1911 Nr. 39, Sp. 1239.
3) Röm. Mitt. XXVI 1911, 214!.
4) Wace, Papers Br. Sch. Rome III 1906, 248.
5) Übersichtlich bei v. Rohden in PaulJ’-Wissowas
RE I 499 f.

6) RE I 499, 67. f
7) RE»I 518 e.
8) Cohen, Med imp.1 Adrien Nr. 517. Fröhner, Me-
daillons de J’empire romain S. 41 Abb.
9) Scriptores hist. Augustae ed. Peter I, Aelii Spar-
tiani de vita Hadriani 20, 12.
 
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