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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 34.1919

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Bulle, Heinrich: Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian
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https://doi.org/10.11588/diglit.44573#0167
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H. Bulle, Ein Jagddenkinal des Kaisers Hadrian.

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bezeugtes Grabgedicht des Kaisers auf sein skythisches Jagdroß Borysthenes ’) auf
einem’ um 1600 gefundenen, jetzt verschollenen Stein in der gallischen Stadt
Apte erhalten gewesen: »Dem kaiserlichen Alanenroß, das über Ebenen und
Sümpfe und etruskische Grabhügel (tumulos etruscos) dahinzufliegen pflegte, hat
nie ein paniionischer Eber mit funkelndem Zahn zu schaden gewagt, noch hat
dessen Schaum ihm je den Schwanz bespritzt; unversehrt in seiner Kraft, unverletzt
an den Gliedern ist es hier begraben, als seine Tage vollendet waren2)«. Die
Inschrift muß in einen der beiden Aufenthalte Hadrians in Gallien 121 oder 122
n. Chr. fällens). Auf dem Jagdroß hat er sich auch gern auf Münzen darstellen
lassen·!).
Wichtiger für uns ist ein zweites Gedicht des Kaisers, erhalten auf einem
bei Thespiä gefundenen Stein, also aus der Zeit seiner athenischen Aufenthalte
124/5 oder 128/9 nach Chr. 5). Es ist eine Platte von weißem Marmor, 29 : 57 cm,
dick 6 cm, demnach nicht von einer Basis, sondern zum Einsetzen in eine Mauer
bestimmt ; die Schrift ist von einer profilierten tabula ansäta umrahmt* * 6 *): »O bogen-
schießender Sohn der hellen Kypris, der du im helikbnischen Thespiae wohnst beim
blühenden Garten des Narkissos, sei gnädig! Dies Akrothinion aber, nimm es,
gibt dir Hadrian .von der. Bärin, die er selbst vom Pferde herab so glücklich war
zu erlegen. Dafür aber wehe du ihm klüglich Gunst zu von der himmlischen
Aphrodite«. Akrothinion bedeutet ursprünglich das Oberste vom Getreidehaufen,
das der Gottheit gegeben wird, dann allgemein Weihgabe, stets aber den
Anteil eines Selbsterrungenen 7). Es ist leicht zu sehen, daß es der Kopf oder
das Fell, der Bärin gewesen ist, was als Weihgabe in dem Erosheiligtum, in dessen
Nähe der Kaiser sein Jagdglück gehabt, an der Wand aufgehängt und durch die
Tafel bezeichnet war.
Weit anspruchsvoller hatte Hadrian im Jahre 123 eine Bärenjagd in Mysien
gefeiert, durch nichts Geringeres als die Gründung einer Stadt, die als Hadrianutherai
sein Jagdglück in ewigem Gedächtnis halten sollte8). Natürlich mag, mit Weber,
der Plan dazu in realpolitischen Absichten zu sehen sein, aber die Namengebung
beweist, wie wichtig die Eitelkeit des Kaisers den Jagdruhm nahm. Auch daß
er einmal mit einem einzigen Stoße einen großen Eber erlegte, verkünden die

') Dio Cassius 69, 10: άποθανο'ντι αύτιΰ καί τάφον
κατεσκεύασε και στήλην ίστησε καί έπιγράμματα
έπέγραφεν.
2) CIL XII ιΐ22. Riese, Anthol. Latina I 9Ο3·
Uber die allgemeine Bedeutung der Jagdpferde
vgl. Μ. Miller, Jagdwesen der Griechen und
Römer (1883), 55.
3) Dürr, Reisen des Kaisers Hadrian 67, 68.
W. Weber, Untersuchungen zur Geschichte des
Kaisers Hadrian (1907), 105, 277/8.
4) Cohen, Med. imp.3 II 141 Nr. 413; 228 Nr.
1469—70.

5) So Weber 157, 278, Dürr 70, 71 gibt die Jahre
125/6 und' 129/30.
6) IG VII 1828. Kaibel, Epigr. gr. 811. Dürr,
Reisen Anhang Nr. 90. Weber 157.
7) H. Beer, Απαρχή und verwandte Ausdrücke in
griech. Inschriften (Diss. Würzburg 1913), 53f.
8) -Spartian, Vita 20, 13. Dio 69, 10, 2. Kaibels
Vermutung (Epigr. 811), die thespische Bärin
sei mit der mysischcn identisch und nur in den
Quellen zusammengeworfen worden, hat Ditten-
berger in den IG VII 1828 mit Recht abge-
lehnt. Zum Jahr 123 Weber 263; Dürr 69 gibt
124 n. Chr.
 
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