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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 38/​39.1923/​1924(1924)

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Studniczka, Franz: Imagines illustrium
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https://doi.org/10.11588/diglit.44819#0071
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58

Franz Studniczka, Imagines Illustrium.

meiner einschlägigen Arbeit, eben des Menanderkopfes. Denn diesen nach meiner
Überzeugung festgelegten, meist auch anerkannten Eckstein der Kunstgeschichte
hat neuerdings ein Kenner des ikonographischen Stoffes wie Lippold kurzerhand
beiseite zu schieben versucht. Lieber setzt er das vom Geiste des frühen Helle-
nismus sprühende Dichterbildnis, an dem doch unter anderen Julius Lange, bevor
er meine Deutung wußte, den von Lysipp ausgehenden Stil erkannt hatte, auf
Grund mittelmäßiger Kopien in die früheste Kaiserzeit und erkennt in dem vor-
nehm schönen, eleganten Griechenkopfe vielmehr die facies rusticana Vergils J.
Aber diese steht an der beinahe lebensgroßen Mosaikgestalt, deren Kopf ich bald
ausreichend bekanntzumachen hoffe, doch sehr verschieden gebildet vor uns 2).
Die Deutung Lippolds taugt meines Erachtens nicht mehr, als die mit ihr vorge-
tragene des einst Seneca genannten struppigen, angriffslustigen Dichtergreises (am
ehesten doch Philemon), von dessen fast ebenso zahlreichen Wiederholungen eine
mit Menander die Doppelherme Albani bildet, auf den wenig beachteten, nicht
alt gewordenen, melancholischen Dichterphilosophen Lucrez. Beides hat denn
auch Poulsen unlängst in seinen «Ikonographischen Miscellen« widerlegt 3). Leider
tat er das mit irriger Einschätzung der für Menander grundlegenden Zeugnisse
und ohne hinlängliches Bewußtsein davon, wie unwahrscheinlich nach der gesamten
Überlieferung eine Reihe von bald vierzig Wiederholungen 4), davon mindestens
vier aus griechischen Städten, für Vergil ist. Trotzdem muß ich mich vorerst be-
gnügen, auf die Widerlegung Poulsens hinzuweisen. Denn bevor ich dazu selbst
ausführlicher das Wort nehme, will ich noch einmal versuchen, ob sich der kopf-
lose Hermenschaft mit der Inschrift Μένανδρος aus Nemi nicht doch noch wieder-
finden und in seine Llalsbettung die am gleichen Orte gefundene Wiederholung
des Menanderkopfes, die mir seinerzeit Amelung in Castel Gandolfo nachwies,
einpassen läßt; die Hoffnung ist freilich nur gering 5). Pleute möchte ich dem herr-
lichen Kopfe des Meisters der neuen Komödie die ganze Gestalt eines etwas jüngeren
Sternes der frühhellenistischen Dichtung nachfolgen lassen, dies freilich nur in
kleinen, späten Nachbildungen.

i. DER DICHTER THEOKRITOS.
Die Quelle für dieses Bildnis liegt auf einem sehr ausgedehnten Gebiet, das
aber seiner Natur nach nur selten ohne weiteres verwertbaren Stoff liefern kann:
in der mittelalterlichen Buchmalerei der Handschriften antiker Schriftsteller.
So gewiß nämlich diese Überlieferung aus dem Altertum herrührt, so sehr ist sie

p Lippold in den R. Μ. 1918 XXXIII 1 ff; auch
D. Literaturzeitung 1921, 204!. und Kopien
gr. Statuen 92.
2) Die Farbtafel Gaucklers Monum. Piot IV Taf. 20
genügt nicht ganz. Den Kopf wiederholt nach
ihr Helbig, Führer 2 I zu Nr. 536.
3) Histor.-filolog. Meddelelser der dänischen Gesell-

schaft der Wissensch. 1921 IV 1, 25 ff.
4) Zwei neue teilte mir Waldhauer aus seinen erfolg-
reichen Nachforschungen in Petersburgs Um-
gebung mit. Das eine, aus Gatschina, bringt sein
Buch Rimskaja portretnaja skulptura v Jermi-
taze 1923, 98 Abb. 40.
5) Bildnis Men. 5.
 
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