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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 38/​39.1923/​1924(1924)

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Bieber, Margarete: Die Söhne des Praxiteles
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https://doi.org/10.11588/diglit.44819#0262
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242

Margarete Bieber, Die Söhne des Praxiteles.

DIE SÖHNE DES PRAXITELES.
Mit Taf. VI und VII.

i. Der Altar in Kos.

Am Anfang des vierten Mimiambus des Herondas verehren und bewundern
zwei Frauen die schönen Bilder des Asklepios, seiner Eltern, seiner Gattin J),
seiner Töchter, seiner Söhne und der mitverehrten Götter. Auf die
Frage der einen Frau, von wem die Bildwerke gearbeitet und geweiht sind, ant-
wortet die andere, sie seien von den Söhnen des Praxiteles gefertigt und von Euthias,
Sohn des Praxon, aufgestellt worden. Herondas IV 1 ff:

KT. Χαίροις άναξ Παίηον, δς μέδεις Τρίκκης
και Κών γλυκήαν κήπίδαυρον ωκηκας,
συν καί Κορωνις ή σ’ ετικτε κωπόλλων
χαίροιεν, ής τε χειρ! δεξιή ψαύεις,
5 Τ’γίεια, κώνπερ οιδε τίμιοι βωμοί,
Πανάκη τε κήπιώ τε κιησώ χαίροι
χοι Λεωμέδοντος οικίην τε και τείχη
πέρσαντες ίητήρες αγρίων νούσων
Ποδαλείριός τε και Μαχάων χαιρόντων,
ίο χώσοι θεοί σήν έστίην κατοικεΰσιν
και θεαί, πα'τερ Παίηον ....
19 εκ δεξιής τον πίνακα, Κοκκάλη, στήσον
20 τής ' Γγιείης.

’) Nach den Worten des Herondas muß man ver-
muten, daß in Kos Hygieia die Gattin des As-
klepios ist, nicht wie sonst Epione, da diese hier
zwischen den beiden Töchtern Panake und laso
genannt wird. Herzog bemerkt mir jedoch hierzu:
»Der Wortlaut der Stelle könnte durch die Reihen-
folge der Aufzählung dazu verleiten und hat
Robert (Preller I 526) verleitet, für Kos Hygieia
als Gattin, Epio(ne) als Tochter des Asklepios
anzunehmen, während sonst überall Epione als
Gattin, Hygieia als Tochter des Asklepios galt.
Aber gerade für Kos ist durch den von einem Koer
verfaßten (Histor. Zeitschrift 125, 220) pseudo-
hippokratischen Brief 10 und das Iliasscholion
Venet. A zu Δ 195 (wo Μεροπ(ίδ)ος zu verbessern
ist), Epione als Koerin und Gattin des Asklepios,
Tochter des Herakles, bezeugt. Durch sie führten
die koischen Asklepiaden ihren Stammbaum auch
auf den in Kos seit viel älterer Zeit als Asklepios
verehrten Herakles zurück. Im Kult des As-
klepieions erscheint auf den Inschriften von seiner
zwang [

Gründung bis in die Kaiserzeit regelmäßig die
Dreiheit Άσκλαπιδς καί ϊγίεια και Ήπιόνα als
Kultinhaber. Hygieia steht dabei voraus, weil
sie schon im V. Jahrhundert z. B. in Athen als
selbständige Göttin mit älterem Kult neben
Asklepios getreten ist und dann als seine Tochter
cingeordnet wurde, die aber nie mit seinen übrigen
Kindern Panakeia, Akeso, laso, Podaleirios und
Machaon auf eine Stufe gestellt wird. Sie wird
mit ihm als Vater so eng verbunden, wie Athena
mit Zeus als Burggottheiten der griechischen
Städte. Epione als Gattin tritt hinter ihr im
Kult ganz zurück. Sie ist nur etymologisch aus
Asklepios abgespalten und in Kos für die Ge-
nealogie notwendig. Wenn sie im koischen As-
klepieion nur eine der Töchter wäre, so wäre es
unverständlich, daß sie als Kultinhaberin allein
von ihnen erschiene. Herondas verbindet Hygieia
mit Asklepios, weil sie auf dem Altarwerk eine
Gruppe bilden. Daß er Epio zwischen den Töch-
tern Panake und leso nennt, ist durch den Vers-
ben.«
 
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