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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 38/​39.1923/​1924(1924)

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Winter, F.: Der Meister der Niobegruppe
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Studniczka, Franz: Imagines illustrium
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https://doi.org/10.11588/diglit.44819#0070
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Franz Studniczka, Imagines Illustrium.

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geschichtlich aber wird sie geradezu gefordert als Vorstufe für die Komposition
der Gruppe des Farnesischen Stiers. Deren Aufbau auf dem emporsteigenden Felsen
mit den in verschiedenen Höhenabstufungen davor und darüberhin in Vertikal-
gliederung verteilten Figuren bewahrt alle die charakteristischen Elemente dieser
Art Anordnung, gibt im Grunde nichts anderes als ihre Übertragung aus der Fläche
in die Tiefendimension, die Umbildung einer ursprünglich reliefartigen Gruppen-
anordnung in die Rundgruppe. Steht an sich der feste Entwicklungsgang der grie-
chischen Kunst der Annahme entgegen, die Komposition der Stiergruppe könne
unvorbereitet als freie künstlerische Erfindung entstanden sein, so ist sie in der Be-
sonderheit ihres Aufbaues ohne Vorstufe vollends undenkbar. Diese ist aus dem
Gebiete der Malerei in dem Bilde der Gigantomachievase vorhanden, in der Form
vorhanden, in der sie durch die Stiergruppe für die Skulptur gefordert wird. Das
Vasenbild aber liefert in den mit den aufsteigenden Niobiden übereinstimmenden
Giganten für die Bewegungsmotive dieser isoliert erhaltenen Figuren der Niobegruppe
die Erklärung. So treffen von zwei Seiten her die Wege zusammen, die zu der Rück-
gewinnung von deren Komposition hinführen. Und da das Vasenbild die Anwen-
dung dieser Komposition in der Malerei und damit auch die Möglichkeit ihrer Über-
tragung in die Skulptur für das vierte Jahrhundert bezeugt, so entfallen alle Be-
denken, die auf Grund der »malerischen Anordnung auf felsigem Boden« gegen die
Entstehung der Gruppe in dieser Zeit erhoben worden sind.
Bonn. F. Winter.

IMAGINES ILLUSTRIUM.
Mit Tafel II u. III.
Was für ein Buch ich unter diesem auf die Anfänge der neueren Bildnisforschung
zurückweisenden Titel herauszugeben gedachte und was daraus an einzelnen Bei-
trägen bis 1918, mehr oder weniger vorläufig, bereits veröffentlicht war, habe ich
damals zu Beginn des Schriftchens »Das Bildnis Menanders« in Kürze dargelegt T).
Es sieht auch heute nicht so aus, als sollte es mir noch möglich werden, jenen Plan
durchzuführen. Darum beginne ich hier mit einer Reihe weiterer Einzelbeiträge
in freier Folge. An die Spitze treten diejenigen, die zuletzt Gestalt gewonnen haben.
Vorangehen sollte ihnen eigentlich eine Verteidigung des Ausgangspunktes all

x) Es erschien als Sonderabdruck aus Ilbergs N.
Jahrbüchern 1918 XXI 1 ff. Der dort gegebenen
Übersicht meiner ikonographischen Beiträge ist
hinzuzufügen: The Sophocles Statues im Journ.
of hellen, stud. 1923 XLIII 57 ff. Auf die ver-
blendete und unredliche Entgegnung Th. Rei-
nachs ebenda 149 ff. werde ich bald daselbst er-

widern. ·— Einen Beitrag aus der Werdezeit der
ikonographischen Forschung im Quattrocento,
der in der Deutung des sogen. Niccolb da Uzzano
auf Cicero gipfelt, bringt demnächst die Fest-
schrift für H. Wölfflin, in ausführlicher Neubear-
beitung des Leipziger Winckelmannblattes von
19 11 [Inzwischen erschienen.]
 
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