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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 38/​39.1923/​1924(1924)

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Winter, F.: Der Meister der Niobegruppe
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https://doi.org/10.11588/diglit.44819#0069
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F. Winter, Der Meister der Niobegruppe.


der Darstellung der von der Höhe des Olymp die Giganten niederwerfenden Götter
gegenständlich besonders nahestehendes Beispiel. Hier finden wir unter den Giganten,
die den Abhang erklimmen und der von oben kommenden Geschosse der Götter sich
erwehren, die genauen Parallelen zu den aufwärtsbewegten Niobiden der Gruppe
und damit bietet sich für deren ursprüngliche Anbringung ohne weiteres die Er-
klärung. Sie sind wie die Giganten auf dem Vasenbild in einer unteren Reihe, das
Ganze der Gruppe in einer dem Vasenbilde ähnlichen Anordnung zu denken, die
die Figuren nicht in einer langen Flucht nebeneinander, sondern auf einer in Höhen-
abstufungen gegliederten Basis staffelförmig geschichtet zeigte. So rücken die Fi-
guren in der Längs- und Höhenrichtung zusammen und es wird ein bildmäßig ge-


Abb. i. Gigantomachie auf einer Amphora aus Melos.

schlossener Aufbau erreicht, wie er für ein nicht, wie der Giebelschmuck, einer be-
stimmten architektonischen Gliederung eingefügtes und damit in seiner Ausdehnung
von vornherein fest umgrenztes, sondern als Freigruppe geschaffenes Bildwerk passend
erscheint. Vor einer Wand aufgestellt, die die flächenhafte Ausführung der Figuren
als durchlaufenden Hintergrund fordert, mag das Werk in einer vorn offenen, hallen-
artigen Exedra gestanden haben, wie solche für große statuarische Gruppen als Ge-
häuse errichtete Exedren in Delphi in dem Weihgeschenk des Lysander und in dem
Bau, der die von Krateros geweihte Löwenjagd Alexanders einschloß, erhalten sind.
Läßt sich der Nachweis für die Anwendung dieser Art in der Fläche sich aus-
breitender Komposition mit gestaffelt in der Vertikale von unten nach oben über
ein ansteigendes Felsenterrain angeordneten Figuren in der Freiskulptur aus erhal-
tenen Werken nicht erbringen, so macht der Einfluß, mit dem die Malerei als die seit
dem ausgehenden 5· Jahrhundert führende Kunst auf die Skulptur nachweislich
gewirkt hat, ihre Übernahme in diese ohne Weiteres erklärlich. Entwicklungs-
 
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