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Ernst Buschor, Das Schirm fest.

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getreten, daß viele Zeugnisse sie, wenn auch unter falschem Namen, zur Herrin des
Festes einsetzen. Für die Erkenntnis der älteren Zeit sind die Nachrichten wertvoller,
die noch von den echten Inhaberinnen der Feier wissen, und so werden die σκίρα in
der Tat uraltertümliche geheimnisvolle Opfergaben sein, die an diesem Fest der
Demeter und Kore von den Frauen dargebracht wurden (Hermes XX 367 ff.). Als
der Sinn des Namens völlig verdunkelt war, bürgerte sich mit großer Hartnäckigkeit
eine zweite Deutung des seltsamen Wortes ein. Die Schol. Theocrit. 15, 38 und die
Schol. T. II. ψ 331 versichern, σκίρον sei ein attisches Wort für σκιάσεων; Photius
berichtet, am Skirenfest hätten die Frauen sich in der Gluthitze des Sommers mit
Sonnenschirmen versehen, und auch andere Erklärer, die das Fest mit der Athena
Skiras fälschlich verknüpften, haben es als ein Fest der Sonnenschirmgöttin hingestellt.
Ich glaube nicht, daß bare Willkür diese Erklärung hervorgerufen hat. Wenn die
festfeiernden Athenerinnen in der Gluthitze des Juli über Land zogen, mußten
sie ihre peinlich gehütete weiße Haut vor den Pfeilen des Phoebus schützen, sei es
durch .Schleier oder Sonnenschirme und Baldachine, die Metökenfrauen über die
Priesterinnen hielten (vgl. Harpokration s. v. σκαφηφόροι und Alian V. H. 6, l). Der
Berliner Skyphos 2589 (F.-R. 125) zeigt uns eine solche Frau, die an einem festlichen
Tag in Prozessionshaltung über Land zieht, offenbar an einem Frauenfest, das in
ländliche Freuden endete; ein lustiger Einfall des Malers hat Satyrn an die Stelle
der Dienerinnen gesetzt. So wird auch die zweite Erklärung der σκίρα sich an einen
echten Bestandteil des Festes, von dem noch irgendwie Kunde bestand, angeschlossen
haben; als man nicht mehr wußte, was die σκίρα eigentlich waren, setzte man sie mit
der auffälligen Schirmprozession gleich. Ja sogar den Baldachin des Erechtheus-
priesters hat Lysimachides und der Scholiast Aristoph. Eccl. 18 noch mit dem merk-
würdigen alten Wort benannt.
II. Betrachten wir eine Gruppe von Vasenbildcrn:
1. Pelike Florenz Mus. arch. 3987. Frührf.
A. Bärtiger Mann im Chiton und Mantel, mit Rebzweig und Trinkhorn: Dionysos.
B. Bärtige Gestalt im Armeichiton und Mantel, mit Flaube, leierspielcnd.
2. Amphora Louvre G 220. Pottier III Tf. 130.
A. Bärtiger Kahlkopf im Chiton und Mantel, mit Skyphos und Leier.
B. Bärtige Gestalt in Chiton, Mantel und Haube, mit Sonnenschirm, schreitend.
3. Schale Louvre G 285. Pottier III Tf. 134. Llite IV 93.
Nur Innenbild: Bärtige Gestalt in Chiton, Mantel und Haube, schreitend mit Stock
und Sonnenschirm.
4. Nol. Amphora London E 308. Elite IV 90.
A. Bärtige Gestalt in Chiton, Mantel und Haube, mit Schopf, schreitend mit Leier.
5. Nol. Amphora München 2326, I. 253, J. H. St. 1916, 132.
A. Bärtige Gestalt in Chiton, Mantel und Haube, mit Schirm.
B. Manteljüngling.
6. Stamnos Madrid 155. Leroux Tf. 19.
A. Vier bärtige Gestalten im Tanzschritt, in Chiton, Mantel und Haube: 1. mit Schirm
und Skyphos, 2. verhüllt mit Schirm, 3. verhüllt mit Schirm, 4. Hände erhoben.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXVIII/IX 1923/24. q
 
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