Georg Lippold, Zur griechischen Künstlergeschichte.
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Pfuhl hat erkannt, daß Strabon hier aus urkundlicher Quelle schöpft: Panainos
wird mit dem technischen Ausdruck συνεργολα'βος »als (haftbarer) Mitunter-
nehmer« bezeichnet. Also wird auch der Verwandtschaftsgrad richtig angegeben
sein; es ist ja auch undenkbar, daß aus αδελφός άδελφιδοΰς wird, während das
Umgekehrte leicht möglich ist und namentlich im Lateinischen, das kein Wort für
Neffe hat, leicht frater statt fratris fllius eindringen konnte. In der Urkunde war
natürlich Panainos nicht Neffe des Phidias genannt, sondern so gut wie dieser als
Φειδίας Χαρμίδου war er als Πάναινος ό δείνα angeführt. Den Vater mußte man
als Bruder des Phidias kennen.
Plutarch, De glor. Ath. 2 (Mor. 346. Overbeck 1109; 1645; 1704; 1795) führt zum
Beweise, daß die Kriegstaten der Athener erst den Stoff für die Meisterwerke der Künst-
ler gegeben haben, nach den Historikern auch die Maler an ζαι γάρ Απολλόδωρος ό
ζωγράφος ανθρώπων πρώτος έςευρών φθοράν zai άπόχρωσιν σκιάς Αθηναίος ήν ου τοίς έργοις
έπιγέγραπται μωμήσεταί τις μάλλον ή μιμήσεται και Εύφράνωρ και Νικίας και Άσπληπιόδωρος
και Πλεισταίνετος ό Φειδίου αδελφός· οί μέν στρατηγούς έγραψαν νικώντας, οί δέ
μάχας, οί δέ ήρωας Dazu werden als Beispiele angeführt zwei Werke des Euphra-
nor, der Theseus und das Reitertreffen bei Mantinea. Dies mag aus einer andern
Quelle beigebracht sein, ebenso die weiteren Notizen über Apollodoros. Dieser ist
vielleicht genannt wegen des Schol. Arist. Plut. 385 (Overbeck 1642) erwähnten Bildes
der Herakliden, welche die Athener um IHilfe anflehen — also ήρωες. Nikias ist, wie
0. Müller *) bemerkt hat, wegen der Demetr. π. ερμηνείας 76 (Ον. 1825) erwähnten
ίππομαχίαι und ναυμαχίας natürlich athenischer Siege, angeführt. Von Asklepio-
doros kennen wir kein Bild, auf das angespielt sein könnte: er war ein Meister,
der zu seiner Zeit geschätzt, der späteren offenbar keine lebendige Größe mehr war:
ein Zeichen, daß hier kein triviales Wissen vorliegt. Zu den στρατηγοί hat Müller
richtig verglichen die Nachricht des Plinius (35, 57), daß Panaenus frater Phidiae
im Bild der Schlacht von Marathon . . . iconicos duces gemalt habe. Man hat
daraus geschlosseh, daß bei Plutarch Panainos in Pleistainetos verschrieben oder
versehen sei. Beides ist kaum denkbar. Wie soll der seltene, aber richtige
Name2) aus dem bekannteren durch ein Versehen entstanden sein? Nein, die
gute Liberlieferung bei Plutarch belehrt uns, daß der Bruder des Phidias, also der
Vater des Panainos, Pleistainetos geheißen hat. Er hat die attischen Feldherren,
den athenischen Sieg verherrlicht, Pleistainetos ist der Meister der Marathon-
schlacht in der Poikile. Daß er an mehreren Stellen (Paus. V 11, 6, Plin. 35, 57) mit
dem berühmteren Panainos verwechselt ist, kann nicht auffallen. In der populären
1 radition aber ist der Künstler als Meister der Marathonschlacht schon im IV.
Jahrhundert verdrängt worden durch Mikon3). Sogar der Name des Polygnot
als des berühmtesten in der Poikile beschäftigten Künstlers dringt ein 4).
) Kunstarchäol. Werke 2, 5 A. 3.
) Bechtel, Die hist. Personennamen d. Griechen
26 (— Dittenberger Syll .3 389,3 [282 v. Chr.]);
vgl. a. Pleistainos, Kirchner Pros. Att. 11 863.
3) Klein, J. d. I. XXXIII 1918, 20 ff.
4) Aelian nat. anim. VII 38. Von Klein a. a. 0
mißverstanden.
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Pfuhl hat erkannt, daß Strabon hier aus urkundlicher Quelle schöpft: Panainos
wird mit dem technischen Ausdruck συνεργολα'βος »als (haftbarer) Mitunter-
nehmer« bezeichnet. Also wird auch der Verwandtschaftsgrad richtig angegeben
sein; es ist ja auch undenkbar, daß aus αδελφός άδελφιδοΰς wird, während das
Umgekehrte leicht möglich ist und namentlich im Lateinischen, das kein Wort für
Neffe hat, leicht frater statt fratris fllius eindringen konnte. In der Urkunde war
natürlich Panainos nicht Neffe des Phidias genannt, sondern so gut wie dieser als
Φειδίας Χαρμίδου war er als Πάναινος ό δείνα angeführt. Den Vater mußte man
als Bruder des Phidias kennen.
Plutarch, De glor. Ath. 2 (Mor. 346. Overbeck 1109; 1645; 1704; 1795) führt zum
Beweise, daß die Kriegstaten der Athener erst den Stoff für die Meisterwerke der Künst-
ler gegeben haben, nach den Historikern auch die Maler an ζαι γάρ Απολλόδωρος ό
ζωγράφος ανθρώπων πρώτος έςευρών φθοράν zai άπόχρωσιν σκιάς Αθηναίος ήν ου τοίς έργοις
έπιγέγραπται μωμήσεταί τις μάλλον ή μιμήσεται και Εύφράνωρ και Νικίας και Άσπληπιόδωρος
και Πλεισταίνετος ό Φειδίου αδελφός· οί μέν στρατηγούς έγραψαν νικώντας, οί δέ
μάχας, οί δέ ήρωας Dazu werden als Beispiele angeführt zwei Werke des Euphra-
nor, der Theseus und das Reitertreffen bei Mantinea. Dies mag aus einer andern
Quelle beigebracht sein, ebenso die weiteren Notizen über Apollodoros. Dieser ist
vielleicht genannt wegen des Schol. Arist. Plut. 385 (Overbeck 1642) erwähnten Bildes
der Herakliden, welche die Athener um IHilfe anflehen — also ήρωες. Nikias ist, wie
0. Müller *) bemerkt hat, wegen der Demetr. π. ερμηνείας 76 (Ον. 1825) erwähnten
ίππομαχίαι und ναυμαχίας natürlich athenischer Siege, angeführt. Von Asklepio-
doros kennen wir kein Bild, auf das angespielt sein könnte: er war ein Meister,
der zu seiner Zeit geschätzt, der späteren offenbar keine lebendige Größe mehr war:
ein Zeichen, daß hier kein triviales Wissen vorliegt. Zu den στρατηγοί hat Müller
richtig verglichen die Nachricht des Plinius (35, 57), daß Panaenus frater Phidiae
im Bild der Schlacht von Marathon . . . iconicos duces gemalt habe. Man hat
daraus geschlosseh, daß bei Plutarch Panainos in Pleistainetos verschrieben oder
versehen sei. Beides ist kaum denkbar. Wie soll der seltene, aber richtige
Name2) aus dem bekannteren durch ein Versehen entstanden sein? Nein, die
gute Liberlieferung bei Plutarch belehrt uns, daß der Bruder des Phidias, also der
Vater des Panainos, Pleistainetos geheißen hat. Er hat die attischen Feldherren,
den athenischen Sieg verherrlicht, Pleistainetos ist der Meister der Marathon-
schlacht in der Poikile. Daß er an mehreren Stellen (Paus. V 11, 6, Plin. 35, 57) mit
dem berühmteren Panainos verwechselt ist, kann nicht auffallen. In der populären
1 radition aber ist der Künstler als Meister der Marathonschlacht schon im IV.
Jahrhundert verdrängt worden durch Mikon3). Sogar der Name des Polygnot
als des berühmtesten in der Poikile beschäftigten Künstlers dringt ein 4).
) Kunstarchäol. Werke 2, 5 A. 3.
) Bechtel, Die hist. Personennamen d. Griechen
26 (— Dittenberger Syll .3 389,3 [282 v. Chr.]);
vgl. a. Pleistainos, Kirchner Pros. Att. 11 863.
3) Klein, J. d. I. XXXIII 1918, 20 ff.
4) Aelian nat. anim. VII 38. Von Klein a. a. 0
mißverstanden.
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