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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 38/​39.1923/​1924(1924)

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Wachtsmuth, Friedrich: Die Baugeschichte von Sendschirli (Šamal)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44819#0187
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Friedrich Wachtsmuth, Die Baugeschichte von Sendschirli (Samal).

niedergerissen worden sei, um dem Hilanibau Platz zu machen. Eine ähnliche Fest-
stellung konnte bereits Oelmann an der Ostseite machen. Die Böschung des Funda-
ments von Hilani III ist belanglos, vielmehr weist der Mangel einer Quermauer im
Hallenbau südlich der Hilaniwand darauf hin, daß von den bestehenden Hallen-
mauern Teile abgebrochen worden sein müssen.
Koldewey läßt bekanntlich die Hilanibauten in der Reihenfolge I, Η, III entstan-
den sein. Diese Behauptung begründet er in der Hauptsache mit folgenden Worten:
»Die starke Verteidigungsfähigkeit, wie sie in strengster Analogie mit dem Festungstor
das alte Hilani aufweist, ist hier (Hilani II) um einen Schritt zurückgegangen. In
ähnlicher Weise sind auch die Dimensionen des Ganzen sowohl, als auch die Dicke
der Mauern gegenüber den alten riesigen Vorfahren eingeschränkt. Aber noch immer
ist der Palast die Festung, ebenso wie beim Hilani III« T). Und an anderer Stelle
schreibt er, indem er von Hilani III spricht, daß der Bau »wieder in kleineren Ab-
messungen als sein Vorgänger (Hilani II), aber ebenso wie dieser mit einem massiven
und einem hohlen Turm usw.« 1 2 3 4) erscheint. Koldewey schließt demnach von der
Verminderung der Grundrißabmessungen auf eine Zeitenfolge der Entstehung, wie
sie oben angegeben ist. Ich sehe dagegen in den kleineren Abmessungen bei Hilani III
keinen zwingenden Grund, Hilani III auch für jünger hinzustellen. Die altertümlichere
Skulpturenbehandlung veranlaßt mich im Gegenteil, Hilani III für älter oder minde-
stens ebenso alt wie Hilani II zu halten.

Zum Schluß habe ich noch einen kurzen Blick auf die verschiedenen Turm-
grundrisse zu werfen. Wie die Grabungsfunde uns zeigen, erscheinen sie als massive
Bauklötze oder hohle Baumassen. Sowohl die einen, als auch die anderen können
Trcppenanlagcn oder sonstige Räume in sich aufnehmen. Ich verstehe nur nicht,
warum Oelmann den Unterschied zwischen »Turm« und »Treppenhaus« zu konstruieren
versucht und ihn auch besonders betont. Eine Treppenanlage hat zu allen Zeiten
gern Aufnahme in einem Turm gefunden, so auch hier in Sendschirli! Es liegt somit
nicht der geringste Grund vor, bei der Besprechung der Sendschirlier Bauten die
Bezeichnung »Turm« fallen zu lassen.
Die Baugeschichte Sendschirlis stellt sich unter der Berücksichtigung obiger
Ausführungen folgendermaßen zusammen:
A. Gebäude mit einem großen Balkenrost und dazwischengelegten Stein-
schichten (io. bis Mitte des 9. Jahrhunderts).

1. Innere Stadtmauer,
2. Außere und innere Burgmauer,
3. Quermaucr,
4. Vormauer vor Hilani I.

Relatives Alter aus dem Grabungs-
befund bestimmt. Genaue Ent-
stchungszeit nicht angebbar.

Hilani I 9. Jahrhundert, Balkenrost nicht feststellbar. Zeitbestimmung nur
relativ angenommen auf Grund der gesamten Bauanlage.

’) Koldewey a. a. 0. 185 (vgl. S. 158, Anm. 1). 2) Koldewey a. a. 0. 175 (vgl. S. 158, Anm. 1).
 
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