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Abb. 2. Himmlische und irdische Liebe. Von Tizian, in der Galerie Borghese. (Zu Seite 139.)


Koni und dis Campagna.

i.
Vie römilckie stcindlclicist un6 6er 8ta6tbo6en koms.

Es ist gegen Abend; im feurigen Gold
sinkt die Sonne hinter nns am klaren Himmel,
und goldne Lichter fluten über die weite
Landschaft um uns. Wir stehen bei der
sturmzerzausten Tassoeiche auf der Höhe des
Janiculums, unweit des alten Klosters
Sant' Onoffrio, wo am 5. Mai 1527 die
Feldhauptleute des kaiserlichen Heeres den
Beschluß faßten, Rom am nächsten Morgen
zu stürmen, und wo der unglückliche Dichter
Torquato Tasso nach der langen Irrfahrt
seines Lebens am 25. April 1595 starb.
Über den schlichten Gebäuden des Klosters
zu unsrer Linken hebt sich graublau, scharf
umrissen die mächtige Peterskuppel empor,
das Wahrzeichen Roms, daneben die langen,
hohen Fronten des Vatikanischen Palastes
und in größerer Entfernung die Linie des
Monte Mario mit seinen Hellen Villen und
dunklen Cypressen; rechts von uns dehnen
sich die schönen Baumgänge und Garten-
anlagen der aussichtsreichen Passeggiata
Margherita, die auf dem Rücken des Jani-
cnlums bis zur Acqua Paola läuft. Vor
uns, tief unten breitet sich das Häusermeer der

ewigen Stadt (Abb. 3 u. 5): rotbraune, flache
Ziegeldächer, niedrige, von Rundbogenfenstern
durchbrochene, fast zierliche Glockentürmc,
schlanke oder flachere Kuppeln, hie und da
hochragend ein besonders mächtiger Palast,
ein mittelalterlicher Streitturm, eine riesige
Säule, auffallend der braungelbe trotzige
Steincylinder der Engelsburg am Tiber,
der selbst zwischen den dicht gedrängten
Häusermassen fast ganz verschwindet. Da-
hinter aber treten andere Stadtteile hervor,
die offenbar höher liegen als die Teile, die
wir zunächst vor uns sehen; es sind die
Hügel, die im weiten Bogen die mittelalter-
liche und moderne Stadt umkränzen: am
weitesten links die Laubmassen des Monte
Pincio, des „Gartenhügels", mit der weißen
Villa Medici, nach rechts hin die langen
Gebäudefronten des Quirinals und der
Esquilin mit dem Turm und den Kuppeln
der Santa Maria maggiore, uns näher,
aber noch mehr nach rechts, die überein-
ander aufsteigendcn Bauten des Capitols
und dann mächtige Trümmer: die drei
kolossalen Gewölbbogen der Constantins-

 
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