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Umbildung und Zerstörung im Mittelalter.
Abb. 21. Triumphbogen des Septimius Severus im Forum Romanum.
Nach einer Photographie von Gebr. Alinari in Florenz. (Zu Seite 28.)
der Fortdauer der politischen Zustände ab,
auf denen sie begründet war. So zog mit
dem Eintritt des Christentums in den
Organismus des römischen Reiches (312/313)
und mit der Verlegung der Kaiserresidenz
nach Konstantinopel 330 über der alten
Weltstadt am Tiber eine neue Zeit herauf,
elf Jahrhunderte der Umbildung und Zer-
störung nach elf Jahrhunderten des Wachs-
tums und des Ausbaues.
2. Umbildung und Zerstörung
im Mittelalter.
Noch lange blieben die großen Bau-
werke des Altertums unversehrt, und noch
357 machten sie auf Kaiser Constantins
einen überwältigenden Eindruck. Die
Tempel wurden zwar schon 343 geschlossen,
aber im Anfang wurde ihre Erhaltung
wiederholt angeordnet; nur wenn einer, wie
der prachtvolle Apollotempel auf dem Palatin
363, durch Brand zu Grunde ging, so war
von einer Wiederherstellung keine Rede mehr.
Endlich wurden sie 408 in das Eigentum
des Staates übernommen und ihre Ein-
künfte eingezogen. Auch die Stürme der
Völkerwanderung, während deren Rom
zweimal, 410 und 455, in die Hände der
„Barbaren", erst der Westgoten, dann der
Vandalen fiel, brachten nur einzelne
Plünderungen, namentlich Raub von Kunst-
werken, noch keine wirkliche Zerstörung;
die Vandalen entführten u. a. die ver-
goldeten Bronzeziegel vom Tempel des
Jupiter Capitolinus und zahlreiche Statuen.
Aber da nicht nur die Tempel, sondern
mit der steigenden Not der Zeit auch
Theater, Amphitheater, Circus und Thermen
mehr und mehr zwecklos wurden, leere
Hülsen entflohenen Lebens, und der zer-
rüttete, sinkende Staat für ihre Erhaltung
wenig mehr that, so fingen die Römer
selbst an, die nutzlosen Bauten als bequeme
Steinbrüche zu benutzen, namentlich Säulen
und Marmorplatten auszubrechen, wogegen
schon 457 Kaiser Majorianus ein strenges
Verbot erließ. Energischer sorgte nach dem
Ende des Westreichs 476 der edle Ostgoten-
könig Theodorich, seit 493 Herr Italiens
Umbildung und Zerstörung im Mittelalter.
Abb. 21. Triumphbogen des Septimius Severus im Forum Romanum.
Nach einer Photographie von Gebr. Alinari in Florenz. (Zu Seite 28.)
der Fortdauer der politischen Zustände ab,
auf denen sie begründet war. So zog mit
dem Eintritt des Christentums in den
Organismus des römischen Reiches (312/313)
und mit der Verlegung der Kaiserresidenz
nach Konstantinopel 330 über der alten
Weltstadt am Tiber eine neue Zeit herauf,
elf Jahrhunderte der Umbildung und Zer-
störung nach elf Jahrhunderten des Wachs-
tums und des Ausbaues.
2. Umbildung und Zerstörung
im Mittelalter.
Noch lange blieben die großen Bau-
werke des Altertums unversehrt, und noch
357 machten sie auf Kaiser Constantins
einen überwältigenden Eindruck. Die
Tempel wurden zwar schon 343 geschlossen,
aber im Anfang wurde ihre Erhaltung
wiederholt angeordnet; nur wenn einer, wie
der prachtvolle Apollotempel auf dem Palatin
363, durch Brand zu Grunde ging, so war
von einer Wiederherstellung keine Rede mehr.
Endlich wurden sie 408 in das Eigentum
des Staates übernommen und ihre Ein-
künfte eingezogen. Auch die Stürme der
Völkerwanderung, während deren Rom
zweimal, 410 und 455, in die Hände der
„Barbaren", erst der Westgoten, dann der
Vandalen fiel, brachten nur einzelne
Plünderungen, namentlich Raub von Kunst-
werken, noch keine wirkliche Zerstörung;
die Vandalen entführten u. a. die ver-
goldeten Bronzeziegel vom Tempel des
Jupiter Capitolinus und zahlreiche Statuen.
Aber da nicht nur die Tempel, sondern
mit der steigenden Not der Zeit auch
Theater, Amphitheater, Circus und Thermen
mehr und mehr zwecklos wurden, leere
Hülsen entflohenen Lebens, und der zer-
rüttete, sinkende Staat für ihre Erhaltung
wenig mehr that, so fingen die Römer
selbst an, die nutzlosen Bauten als bequeme
Steinbrüche zu benutzen, namentlich Säulen
und Marmorplatten auszubrechen, wogegen
schon 457 Kaiser Majorianus ein strenges
Verbot erließ. Energischer sorgte nach dem
Ende des Westreichs 476 der edle Ostgoten-
könig Theodorich, seit 493 Herr Italiens