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Im Albanergebirge. Frascati und Tusculum.
Häusermasse von Nettuno mit dm braun-
roten Mauern des alten Schlosses der Bor-
gia ; dann zieht sich der Helle Strand unter
der dunklen Linie des Küstenwaldes nach
Osten bis zum Turme von Astura, dem
Reste der Jnsclburg, wo 1268 der letzte
Hohenstaufe Konradin gefangen saß, jetzt
Eigentum des Deutschen Reichs, und weit
jenseits, durch eine kaum sichtbare Küsten-
linie mit ihm verbunden, steigt, von Osten
her sich langsam erhebend, nach Westen hin
steil abstürzend, das inselartige Vorgebirge
von Circeji aus der lichten Flut. Land-
einwärts begrenzt in blaßblauen Linien die
malerische Kette des Volskergebirges (Monti
Lepini) den Horizont, auf der anderen Seite
wogt in wechselndem Farbenspiel, in allen
Schattierungen von blau, grün und grau,
das ewige Meer.
3. Im Albanergebirge.
Wie eine hohe Oase üppigen Frucht-
landes und reiner Luft ragt aus der öden,
fieberhauchendcn Steppe das Albanergebirge
empor, die alte Hochwarte Latiums, die
Krone seiner landschaftlichen Schönheiten,
von allen Seiten her gesehen und nach allen
Seiten in die Weite schauend bis tief in
die Apenninen hinein und bis aufs Meer
hinaus. Es ist heute leicht zugänglich.
Denn zwei Eisenbahnlinien umschließen es
von allen Seiten, zwei andere führen un-
mittelbar nach seinen Hauptorten, die alle
auf dem Rom zugewandten Abfalle oder am
Südwesthange liegen, die eine nach Frascati
(Abb. 156), die andere nach Marino und Al-
bano. Beide durchziehen zunächst vereinigt
längs der antiken Via Appia die Campagna;
dann zweigt die eine nördlich ab und er-
reicht, durch Weinberge langsam berganstei-
gend, Frascati, das als Helle Häusergruppe
zwischen grünen Gärten sich am Abhange
emporzieht. Links von dem kleinen Bahn-
hofe drängt sich das Städtchen in engen,
bergigen Gassen um die Piazza und den
Dom zusammen, rechts zieht über hoher
Steinmauer die schattige, aussichtsreiche
Passeggiata pubblica hin; darüber ragen
aus dem üppigen Grün des Abhanges, zwi-
schen Steineichen, Pinien, Kastanien und
Cypressen die weißen Mauern prächtiger
Renaissancevillen auf: Aldobrandini, Ruffi-
nella, Falconieri. Die schönste, die Villa Fal-
conieri hoch oben (Abb. 151), haben Paul
Heyse und Richard Voß in ihren Schilde-
rungen verherrlicht, aber sie ist heute als
Sommersitz eines geistlichen Erziehungsinsti-
tuts durchaus unzugänglich. An Frascati zu-
nächst liegt die größte, die Villa Aldobrandini
(jetzt Borghese). Auch sie ist ein echt römischer
Sommersitz. Das Hauptgebäude, etwa auf
halber Höhe, bietet den Blick auf ausge-
dehnte, terrassierte Rasenflächen und über
die Promenade hinweg auf die Campagna
und Rom; dahinter rahmt ein statuenge-
schmückter, flachgedcckter Rundbau die Berg-
seite ein, und aus dessen Mitte hervor bricht
eine rauschende Kaskade, die zwischen Mar-
morwänden und prachtvollen Steineichen in
fünf Absätzen vom Berge herabfällt. Hohe
Lorbeerhecken schließen den Garten vom
ausgedehnten Park ab, dessen Rasenboden
im Frühling zahllose Anemonen, Alpen-
veilchen, Cillas u. a. m. schmücken, und
von der Höhe reicht der Blick bis auf die
glitzernde Fläche des blauen Tyrrhenermeers.
Frascati ist, obwohl es schon im achten
Jahrhundert erwähnt wird, doch erst als
Erbin von Tusculum emporgekommen, als
diese alte Latinerstadt, der langjährige Sitz
des einst mächtigen Grafengeschlechts, im
Jahre 1191 der Zerstörungswut der Römer
erlegen war, die ihre blutige Niederlage
gegen die deutsche Ritterschaft Kaiser Fried-
rich Barbarossas am 30. Mai 1167 hier
schrecklich rächten. Auf einem schmalen,
steilen Wege erreicht man von der Villa
Aldobrandini an der Villa Ruffinella (Tus-
culana) vorüber auf einer antiken, mit brei-
ten Lavaplatten gepflasterten Straße in etwa
einer Stunde die spärlichen Reste der zer-
störten Stadt, zuerst das ansehnliche, aber
stark zerstörte Amphitheater, das in eine
von üppiger Vegetation überwucherte Tiefe
gesunken zu sein scheint und vom Volke
Scuola di Cicerone genannt wird, dann aus-
gedehnte Trümmer zur Linken, die vielleicht
wirklich von Ciceros Lieblingsvilla herrühren,
endlich durch die Trümmer eines Thores den
Boden der Stadt, vor allem das Forum
und das in der Hauptsache erhaltene Theater.
Auf der Höhe des Forums steht ein Häus-
chen, wo antike Statuen und Architektur-
bruchstücke eingemauert sind; geradeaus zeigt
sich ein schroff ansteigender Felsen mit einem
Kreuz darauf, die Stätte der antiken und
mittelalterlichen Burg von Tusculum. Welch
Im Albanergebirge. Frascati und Tusculum.
Häusermasse von Nettuno mit dm braun-
roten Mauern des alten Schlosses der Bor-
gia ; dann zieht sich der Helle Strand unter
der dunklen Linie des Küstenwaldes nach
Osten bis zum Turme von Astura, dem
Reste der Jnsclburg, wo 1268 der letzte
Hohenstaufe Konradin gefangen saß, jetzt
Eigentum des Deutschen Reichs, und weit
jenseits, durch eine kaum sichtbare Küsten-
linie mit ihm verbunden, steigt, von Osten
her sich langsam erhebend, nach Westen hin
steil abstürzend, das inselartige Vorgebirge
von Circeji aus der lichten Flut. Land-
einwärts begrenzt in blaßblauen Linien die
malerische Kette des Volskergebirges (Monti
Lepini) den Horizont, auf der anderen Seite
wogt in wechselndem Farbenspiel, in allen
Schattierungen von blau, grün und grau,
das ewige Meer.
3. Im Albanergebirge.
Wie eine hohe Oase üppigen Frucht-
landes und reiner Luft ragt aus der öden,
fieberhauchendcn Steppe das Albanergebirge
empor, die alte Hochwarte Latiums, die
Krone seiner landschaftlichen Schönheiten,
von allen Seiten her gesehen und nach allen
Seiten in die Weite schauend bis tief in
die Apenninen hinein und bis aufs Meer
hinaus. Es ist heute leicht zugänglich.
Denn zwei Eisenbahnlinien umschließen es
von allen Seiten, zwei andere führen un-
mittelbar nach seinen Hauptorten, die alle
auf dem Rom zugewandten Abfalle oder am
Südwesthange liegen, die eine nach Frascati
(Abb. 156), die andere nach Marino und Al-
bano. Beide durchziehen zunächst vereinigt
längs der antiken Via Appia die Campagna;
dann zweigt die eine nördlich ab und er-
reicht, durch Weinberge langsam berganstei-
gend, Frascati, das als Helle Häusergruppe
zwischen grünen Gärten sich am Abhange
emporzieht. Links von dem kleinen Bahn-
hofe drängt sich das Städtchen in engen,
bergigen Gassen um die Piazza und den
Dom zusammen, rechts zieht über hoher
Steinmauer die schattige, aussichtsreiche
Passeggiata pubblica hin; darüber ragen
aus dem üppigen Grün des Abhanges, zwi-
schen Steineichen, Pinien, Kastanien und
Cypressen die weißen Mauern prächtiger
Renaissancevillen auf: Aldobrandini, Ruffi-
nella, Falconieri. Die schönste, die Villa Fal-
conieri hoch oben (Abb. 151), haben Paul
Heyse und Richard Voß in ihren Schilde-
rungen verherrlicht, aber sie ist heute als
Sommersitz eines geistlichen Erziehungsinsti-
tuts durchaus unzugänglich. An Frascati zu-
nächst liegt die größte, die Villa Aldobrandini
(jetzt Borghese). Auch sie ist ein echt römischer
Sommersitz. Das Hauptgebäude, etwa auf
halber Höhe, bietet den Blick auf ausge-
dehnte, terrassierte Rasenflächen und über
die Promenade hinweg auf die Campagna
und Rom; dahinter rahmt ein statuenge-
schmückter, flachgedcckter Rundbau die Berg-
seite ein, und aus dessen Mitte hervor bricht
eine rauschende Kaskade, die zwischen Mar-
morwänden und prachtvollen Steineichen in
fünf Absätzen vom Berge herabfällt. Hohe
Lorbeerhecken schließen den Garten vom
ausgedehnten Park ab, dessen Rasenboden
im Frühling zahllose Anemonen, Alpen-
veilchen, Cillas u. a. m. schmücken, und
von der Höhe reicht der Blick bis auf die
glitzernde Fläche des blauen Tyrrhenermeers.
Frascati ist, obwohl es schon im achten
Jahrhundert erwähnt wird, doch erst als
Erbin von Tusculum emporgekommen, als
diese alte Latinerstadt, der langjährige Sitz
des einst mächtigen Grafengeschlechts, im
Jahre 1191 der Zerstörungswut der Römer
erlegen war, die ihre blutige Niederlage
gegen die deutsche Ritterschaft Kaiser Fried-
rich Barbarossas am 30. Mai 1167 hier
schrecklich rächten. Auf einem schmalen,
steilen Wege erreicht man von der Villa
Aldobrandini an der Villa Ruffinella (Tus-
culana) vorüber auf einer antiken, mit brei-
ten Lavaplatten gepflasterten Straße in etwa
einer Stunde die spärlichen Reste der zer-
störten Stadt, zuerst das ansehnliche, aber
stark zerstörte Amphitheater, das in eine
von üppiger Vegetation überwucherte Tiefe
gesunken zu sein scheint und vom Volke
Scuola di Cicerone genannt wird, dann aus-
gedehnte Trümmer zur Linken, die vielleicht
wirklich von Ciceros Lieblingsvilla herrühren,
endlich durch die Trümmer eines Thores den
Boden der Stadt, vor allem das Forum
und das in der Hauptsache erhaltene Theater.
Auf der Höhe des Forums steht ein Häus-
chen, wo antike Statuen und Architektur-
bruchstücke eingemauert sind; geradeaus zeigt
sich ein schroff ansteigender Felsen mit einem
Kreuz darauf, die Stätte der antiken und
mittelalterlichen Burg von Tusculum. Welch