Ostia. „Das Land der Äneide".
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südliche von weißen Marmorsäulen getragen
wurde; daran lehnt sich links die Bühnen-
wand des Theaters, geradeaus erscheint
höher stehend die wohlerhaltene Cella des
Jupitertempels, südöstlich von diesem das
Heiligtum der Magna Mater, ein Viereck, das
von Säulengängen an den Langseiten um-
geben war. Längs des Flusses ziehen sich
Magazine hin; er „bespült die uralten Pcpe-
rinquadern mit gelber, raunender Woge, und
in die Steinmassen der Ruinen hat er sich
tiefe Grotten gewühlt, die Schilf und
als Leuchtturm und zu Beobachtungszwecken,
aber er liegt 1 Lm vom Meere entfernt.
Längs der ganzen flachen Küste nach
Südosten ziehen sich langgestreckte Sand-
hügel (tnmoisti), oft von Lorbeer- und
Myrtengestrüpp überwuchert, und zwischen
ihnen oder unter ihnen liegen die Trümmer
altrömischer Villen, die einst den ganzen
Strand bedeckten, so vor allem die des
jüngeren Plinius. Darüber, auf dem an-
steigenden Gelände, dehnen sich weite Wal-
dungen aus, herrliche Pinienbestände um
Abb. 151. Rückansicht der Villa Falconieri bei Frascati.
Ölgemälde von Luise Begas-Parmentier. (Zu Seite 166.)
Röhricht, wilde Weinreben und Epheu-
ranken in natürliche Nymphäen verwandelt
haben". Gestrüpp und Blumen umwuchern
diese ganze Trümmerwelt, und tiefe Stille liegt
über ihr, nur unterbrochen vom Rascheln
einer Eidechse oder einer Schlange im
dürren Grase, dem Murmeln der Tiberwellen
und dem dumpfen Brausen des Meeres. Es
erreichte ursprünglich den Westrand der Stadt,
wo 1495 Julius II. an der Tibermündung
die Torre Boacciana als Wartturm er-
baute; 70 Jahre später war die Mündung
2 lem unterhalb, so daß hier 1569 die Torre
San Michele aus antiken Trümmerstücken
errichtet wurde. Auch jetzt dient dieser Turm
Castel Fusano und Castel Porziano, das
königliche Jagdgehege, wo vor allem Wild-
schweine (cinglliall) Hausen, weiterhin ur-
waldartig verwilderte Partien, wo oft
mächtige Stein- und Korkeichen, vermorscht
zu Boden gesunken, von üppigem Grün
überwuchert, den Pfad versperren, Schling-
pflanzen die Kronen der Bäume verbinden
und bis auf den fumpfigen, mit Moos und
Farn bedeckten Boden herniederhängen.
Von ihnen begraben oder umhüllt liegen
heute die uralten Städte dieses Küstenstrichs,
alle vom Meere ziemlich weit entfernt.
Dies ist „das Land der Äneide".
Laurentum, in der Nähe von Torre Pa-
4t"-
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südliche von weißen Marmorsäulen getragen
wurde; daran lehnt sich links die Bühnen-
wand des Theaters, geradeaus erscheint
höher stehend die wohlerhaltene Cella des
Jupitertempels, südöstlich von diesem das
Heiligtum der Magna Mater, ein Viereck, das
von Säulengängen an den Langseiten um-
geben war. Längs des Flusses ziehen sich
Magazine hin; er „bespült die uralten Pcpe-
rinquadern mit gelber, raunender Woge, und
in die Steinmassen der Ruinen hat er sich
tiefe Grotten gewühlt, die Schilf und
als Leuchtturm und zu Beobachtungszwecken,
aber er liegt 1 Lm vom Meere entfernt.
Längs der ganzen flachen Küste nach
Südosten ziehen sich langgestreckte Sand-
hügel (tnmoisti), oft von Lorbeer- und
Myrtengestrüpp überwuchert, und zwischen
ihnen oder unter ihnen liegen die Trümmer
altrömischer Villen, die einst den ganzen
Strand bedeckten, so vor allem die des
jüngeren Plinius. Darüber, auf dem an-
steigenden Gelände, dehnen sich weite Wal-
dungen aus, herrliche Pinienbestände um
Abb. 151. Rückansicht der Villa Falconieri bei Frascati.
Ölgemälde von Luise Begas-Parmentier. (Zu Seite 166.)
Röhricht, wilde Weinreben und Epheu-
ranken in natürliche Nymphäen verwandelt
haben". Gestrüpp und Blumen umwuchern
diese ganze Trümmerwelt, und tiefe Stille liegt
über ihr, nur unterbrochen vom Rascheln
einer Eidechse oder einer Schlange im
dürren Grase, dem Murmeln der Tiberwellen
und dem dumpfen Brausen des Meeres. Es
erreichte ursprünglich den Westrand der Stadt,
wo 1495 Julius II. an der Tibermündung
die Torre Boacciana als Wartturm er-
baute; 70 Jahre später war die Mündung
2 lem unterhalb, so daß hier 1569 die Torre
San Michele aus antiken Trümmerstücken
errichtet wurde. Auch jetzt dient dieser Turm
Castel Fusano und Castel Porziano, das
königliche Jagdgehege, wo vor allem Wild-
schweine (cinglliall) Hausen, weiterhin ur-
waldartig verwilderte Partien, wo oft
mächtige Stein- und Korkeichen, vermorscht
zu Boden gesunken, von üppigem Grün
überwuchert, den Pfad versperren, Schling-
pflanzen die Kronen der Bäume verbinden
und bis auf den fumpfigen, mit Moos und
Farn bedeckten Boden herniederhängen.
Von ihnen begraben oder umhüllt liegen
heute die uralten Städte dieses Küstenstrichs,
alle vom Meere ziemlich weit entfernt.
Dies ist „das Land der Äneide".
Laurentum, in der Nähe von Torre Pa-
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