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dem Leser eine wunderbare Kollektion von schönen Bildern vorzusühren, in welchen
der ganze Reichtum an Liebe und Äaß, die ganze Stufenleiter von Zorn und
Bewunderung zum Ausdruck und zur Anschauung kommt.

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Wir haben in der Darstellung der Geschichte dieser gegen die Macht des
Weibes gerichteten Epigramme stets ein bestimmtes Prinzip verfolgt und haben
namentlich die Ansicht verfochten, daß es in der Kunst der jatirischen Zeichnung
immer zwei Arten von Künstlern nebeneinander gegeben hat, und zwar die Kari-
katuristen und die Charakteristen. Die Manier dieser beiden Arten von Künstlern
geht wohl recht weit auseinander, doch ergänzen sie sich in ihrer schöpferischen
Tätigkeit wechselseitig. Eine befriedigende Beleuchtung und Erklärung der ge-
zeichneten Anthologie der Karikatur ist nur möglich, wenn man die nebeneinander
hergehende Bewegung der beiden Richtungen, nicht minder auch den Einfluß,
welchen sie auseinander ausgellbt haben, immer vor Augen hält.

Wir waren in unserer Würdigung stets bestrebt, einem jeden gerecht zu
werden. In der Kunstkritik ist die Gerechtigkeit durchaus nicht schwer; sie besteht
einfach darin, der Wahrheit zu folgen.

Freilich wird die Wahrheit oft genug verdunkelt. Die übermäßige Bewun-
derung jener Künstler, die es verstanden haben, die Mode für sich zu gewinnen,
hat die verdienstvollen Neuerer oft genug in den Schatten gestellt. Wir schmeicheln
uns mit dem Glauben, die Geschichte unseres Gegenstandes getreulich dargestellt
zu haben. In jedem Falle waren wir bestrebt, jedem einzelnen Künstler, mit dein
wir uns zu beschäftigen hatten, den ihm gebührenden Rang einzuräumen, wenn
er auch in der Richtung, die uns hier interessiert, nur weniges geschaffen haben
sollte. Wir waren umsomehr geneigt so zu verfahren, weil dadurch für unsere
Sammlung von Illustrationen eine größere Abwechslung gewonnen wurde.

Wenn der Leser von dem Einblick, den wir ihm in die Bestrebungen und
in den enormen Aufwand an Geist der sranzösischen Karikaturisten des 19. und
des Anfangs des 20. Jahrhunderts geboten haben, befriedigt ist, so erscheint
uns die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, glücklich gelöst, und wir dürfen uns
mit der Äberzeugung schmeicheln, nicht zu weit hinter dem ausgesteckten großen
Ziele zurückgeblieben zu sein.

Paris, im Iuni 1907

Guftave Kahn

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