DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.15156#0496
der Löhne zu erwirken. Zwischen diese borstigen Typen, die mit der Axt zu-
geschnitten zu sein scheinen, zwischen die Schattenrisse dieser sozusagen alterslosen
Wesen mit den wirren Laaren, die in zerzausten Strähnen aus das Lalstuch sallen,
hat Steinlen den wunderbaren Ausdruck des Elends und der Starrköpfigkeit ein-
gestreut. Er weiß aber auch den Zorn dieser Gesichter in eine klagende und nieder-
geschmetterte Menschlichkeit zu verwandeln, wenn dieselben Frauen vor dem Gitter
des Bergamtes zusammengedrängt harren, um die schrecklichen Opser eines schlagenden
Wetters erblicken zu können.
Auf diese Weise geht die alte Karikatur und Zeichenkunst zur hohen Kunst
der Charakteristik und des Ausdrucks über und bietet uns eine Synthese der Ge-
staltungen und der Leidenschasten, welche die menschliche Gesellschast beherrschen.
Der gegenwartige Stand der Karikatur.
Die Lacher und die Jroniker, die uns mit ihrem Stift oder im sarbigen Stich
ein packendes oder possenhaftes Bild unserer Zeit bieten, sind heute sehr zahlreich,
ob sie nun an der alten Bezeichnung sesthalten und sich Karikaturisten nennen,
oder aber mit dem umfaffenderen Titel von Äumoristen bezeichnet sein wollen,
welcher den neuen Richtungen der Kunst der satirischen Zeichnung besser zu ent-
sprechen scheint. Zur Zeit der französischen Nomantik, in der Periode der poli-
tischen Renaissance und der Zuli-Monarchie konnte der Bedarf der humoristischen
Presse und des lustigen Stiches von etwa zwanzig Künstlern befriedigt werden;
dagegen genügt zur Zeit des
zweiten Kaiserreichs kaum
mehr die doppelte Anzahl.
Leutzutage ist die Zahl
Die betrogcnen Ehcmönner.
29S. Amüsante Karikatur von Sci-effer.
der humoristischen Zcichirer
eine ganzbeträchtliche. Einige
von ihnen haben sich infolge
der glücklichen Initiative von
Felix Juven, des Begrün-
ders und Äerausgebers des
Kire, um dieses Iournal
gruppiert, welches die Ver-
sprechungen seines Titels
uirter allen ähnlichen Zeit-
schristcn mit lustigen Bildern
418
geschnitten zu sein scheinen, zwischen die Schattenrisse dieser sozusagen alterslosen
Wesen mit den wirren Laaren, die in zerzausten Strähnen aus das Lalstuch sallen,
hat Steinlen den wunderbaren Ausdruck des Elends und der Starrköpfigkeit ein-
gestreut. Er weiß aber auch den Zorn dieser Gesichter in eine klagende und nieder-
geschmetterte Menschlichkeit zu verwandeln, wenn dieselben Frauen vor dem Gitter
des Bergamtes zusammengedrängt harren, um die schrecklichen Opser eines schlagenden
Wetters erblicken zu können.
Auf diese Weise geht die alte Karikatur und Zeichenkunst zur hohen Kunst
der Charakteristik und des Ausdrucks über und bietet uns eine Synthese der Ge-
staltungen und der Leidenschasten, welche die menschliche Gesellschast beherrschen.
Der gegenwartige Stand der Karikatur.
Die Lacher und die Jroniker, die uns mit ihrem Stift oder im sarbigen Stich
ein packendes oder possenhaftes Bild unserer Zeit bieten, sind heute sehr zahlreich,
ob sie nun an der alten Bezeichnung sesthalten und sich Karikaturisten nennen,
oder aber mit dem umfaffenderen Titel von Äumoristen bezeichnet sein wollen,
welcher den neuen Richtungen der Kunst der satirischen Zeichnung besser zu ent-
sprechen scheint. Zur Zeit der französischen Nomantik, in der Periode der poli-
tischen Renaissance und der Zuli-Monarchie konnte der Bedarf der humoristischen
Presse und des lustigen Stiches von etwa zwanzig Künstlern befriedigt werden;
dagegen genügt zur Zeit des
zweiten Kaiserreichs kaum
mehr die doppelte Anzahl.
Leutzutage ist die Zahl
Die betrogcnen Ehcmönner.
29S. Amüsante Karikatur von Sci-effer.
der humoristischen Zcichirer
eine ganzbeträchtliche. Einige
von ihnen haben sich infolge
der glücklichen Initiative von
Felix Juven, des Begrün-
ders und Äerausgebers des
Kire, um dieses Iournal
gruppiert, welches die Ver-
sprechungen seines Titels
uirter allen ähnlichen Zeit-
schristcn mit lustigen Bildern
418