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Das Haus des Hahnrei.

2. Karikatur aus die Treulosigksit der Frauen. Bekannter Stich aus der Zeit Ludwig XIII.

über dem Starken. Gegenüber dem Mächtigen besiht das Volk als Waffen des
Verstandes und der Kunst den Fabulisten, sofern er Poet ist, das Blatt ans dem
Meßbuch, wenn es sarbige oder Miniaturmalerei ist, den Drachenkopf der Kathe-
drale, wenn er Bildhauerarbeit ist.

Sehr schnell breitete sich die Begeisterung unter den Produktionen des hiera--
tischen Stiles aus. Es gab ganz nahe an der Stelle, wo sich gegenwärtig in
Paris der Torbogen von St. Martin besindet, eine lange, ganz mit Läden nnd
Buden von Miniaturmalereien besehte Sackgaffe. Man zeichnete, langsam sort--
schreitend, auf kostbares Velin oder seltenes Pergament die schönen Bilder sür
die Gebetbücher und die Lebensbeschreibungen der Leiligen. Die einen beschäf--
tigten sich damit, die Seiten mit einer hübschen Zierarabeske zu umrahmen, die
andern, in den leeren Innenstellen des Zierbuchstabens eine der Szenen aus der
Passion anzubringen. Zuerst ahmten sie getreu die Muster nach, welche sie von
ihren ersten Meistern vorgefunden hatten; bald aber bricht sich ihre Persönlichkeit
Bahn; das sind nicht mehr bloße Kopisten, das sind Artisten, Künstler, und nnter
ihnen treten Lumoristen hervor. Als erste Lilfsquelle ihrer Belustigung dient
ihnen der Teufel; der Böse scheint wie ausdrücklich dazu geschaffen, den Stoff zu
ihren launigen Zeichnungen, ihren umherschweisenden Phantasiegebilden zu liefern.
 
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