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Tönning

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Der Stil des Gemäldes eigentümlich manieristisch, der Meister unbekannt. In dem Mann
mit Federhut hinter dem Kreuz des guten Schächers darf man wohl das Selbstporträt
des Malers erkennen. Links unten Rest der Signatur „pinxit..“ erkennbar.1 2 — In
der gleichfalls von Säulen flankierten „Ädikula“ ein rundbogig geschlossenes Gemälde
„Auferstehung“ vom gleichen Meister.
Bei einer Erneuerung (1740/41 auf Kosten des Bürgermeisters Ernst Wolfhagen laut
Kirchenchronik) wurden in spätem, üppigen Akanthusstil die seitlichen Anschwünge aller
Geschosse sowie die reiche Bekrönung und sieben freiplastische Figuren (vier Evangelisten,
zwei Tugenden und ein Posaunenengel) hinzugefügt, die den ursprünglichen Aufbau
nicht ungeschickt zu einem geschlossenen Aufbau zusammenschließen.3
Abendmahlsbänke: Zu Seiten der Altarstufen stehen die zwei Abendmahlsbänke 89, 90
(H. 138, Br. 96 cm). Die seitlichen Wangen und die Rückleisten mit reichem Schnitz-
werk im Knorpelstil (wohl vom gleichen Schnitzer, wie der Altar von 1634) endigen in ge-
flügelten Engelköpfen. Die Köpfe an der südlichen Bank um 1800 ergänzt. Brüstung
aus vier starken Balustern gebildet. ■—■ Farbe braun, Köpfe und Baluster weiß und gold
bemalt.
Taufstein 1641: Mitten im Chor steht der schöne Taufstein aus schwarzem und wei-
ßem Marmor mit Alabasterreliefs (H. 112, Dm. 87 cm). Auf sechseckigem Fuß (schwarzer 65
Marmor) der von drei skulpierten Platten (weißer Alabaster) verkleidete, sechseckige
Sockel. Ihn umstehen drei untersetzte Putten in dreiviertel Relief, abwechselnd mit drei
ornamental ausgezogenen, grotesken Knorpelmasken. Darüber trägt ein kelchförmiges,
sechseckiges Zwischenstück das eigentliche sechseckige Taufbecken (schwarzer Marmor),
an dem sechs trapezförmige Alabasterreliefs eingelassen sind: 1. Hausmarke des Schusters
Broder Peters in von zwei Engeln gehaltener Kartusche (Schild gespalten: heraldisch
rechts Schaftstiefel, links Hausmarke mit Schusterwerkzeugs, 2. Geburt, 3. Beschneidung,
4. Taufe Christi, 5. Lasset die Kindlein zu mir kommen, 6. Jesus im Gespräch mit
Nikodemus (!). — Die Köpfe größtenteils zerstört. — Eine ungewöhnlich schöne Ar-
beit, wohl niederländischer Herkunft. Laut Kirchenchronik 1641 von Schuster Broder
Peters für 800 fl. gestiftet. — Als zweites in der Landschaft bekanntes Stück vgl. die
Taufe in Garding, von etwas geringerer Qualität, die 1654 fest datiert ist.
Tauf deckel: Über der Taufe der Taufdeckel, der von der Holztonne niederhängt. Holz
(H. 175, Dm. 109 cm). Der sechseckige Deckel mit üppigem Aufbau aus sechs Akanthus-
voluten mit sechs dazwischenstehenden, freiplastischen, musizierenden Putten. Die Vo-
luten, zu einer Krone zusammengefaßt, tragen als Abschlußfigur Johannes den Täufer.
— Laut Kirchenchronik 1704 von Barthold Conrad, dem Maler der Deckengemälde, staf-
fiert, dessen Deckenmalerei auch auf den Standort der Taufe Bezug nimmt. — Vgl. den
ähnlichen Deckel zu Tating.
Taufschale 1679 : Im Sakramentsschrank bewahrt die Taufschale4, Silber (Dm. oben
40 cm). Der 7 cm breite Rand trägt Treibarbeit, Blüten und Ranken in starkem Relief,
1 Vgl. Dän. Atlas VII, S. 824/25. Stifter: Rahtmann Sievert Hans und Frau Anne Sievertz.
2 Vgl. die Schnitzereien der Kanzel von Meister Hinrich Röhlke 1703.
3 Der Dän. Atlas VII, S. 825, erwähnt ferner einen „Toeppy Peters“ als Stifter, wovon Spuren in Silber-
schrift unter diesem Wappen erhalten (!).
4 Katalog Brandt, S. 29, Nr. 97.
 
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